Platzprobleme:Wildparker wider Willen

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Das Fahrrad wird bei den Münchnern immer beliebter, doch ordentliche Abstellplätze gibt es viel zu wenige. Manche Gehwege und Plätze werden so zum Hindernisparcours

Von Andreas Schubert

Was war das für eine Aufregung über Obike: Knapp 7000 der gelben Leihräder standen wild in der Stadt herum und blockierten Gehwege. Weil die Marke deshalb nicht wirklich zu den beliebtesten zählte, trieben die Münchner allerlei Schindluder mit den Bikes, warfen sie in die Isar, hängten sie an Bäume - oder was den Leuten sonst noch so alles einfiel. Inzwischen sind die Obikes weitgehend aus der Stadt verschwunden, was aber nicht heißt, dass es nun allenthalben geordnet zugeht. Denn die Münchner fahren gerne Rad, vor allem mit dem eigenen. Und wenn sie dann irgendwo ankommen, stellen sie es halt ab: überall, auf Gehwegen, an Verkehrsschildern, an Zäunen. Es bleibt ihnen ja auch nichts anderes übrig, denn richtige Radständer, an die sie ihr Bike anschließen könnten, gibt es noch lange nicht in ausreichender Zahl. Wer sein Rad an zentralen oder angesagten Plätzen und vor allem an Verkehrsknotenpunkten wie den Münchner Bahnhöfen abstellt, sollte sich gut merken, wo genau es steht, um es später überhaupt wiederzufinden. Und wenn er oder sie Pech hat, ist es geklaut, weil es keine Möglichkeit gab, es ordentlich anzuketten.

Das Bündnis Radentscheid, das vergangenen Donnerstag sein Bürgerbegehren gestartet hat, fordert deshalb flächendeckend ordentliche und sichere Abstellanlagen. Zwar gibt es zum Beispiel am Bahnhof Pasing mehr als 2200 Fahrradstellplätze, doch diese reichen gerade in den warmen Monaten bei Weitem nicht aus. Am Hauptbahnhof wird es in den nächsten Jahren, nach Abschluss der Bauarbeiten zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke voraussichtlich im Jahr 2026, einen Bedarf für mindestens 3000 feste Abstellplätze geben, wie das Planungsreferat schätzt. Doch bis dahin wird es für Radler immer schwieriger, dort einen vernünftigen Parkplatz zu finden. Das Durcheinander am Hauptbahnhof ist groß: Vor fünf Jahren hat die Stadt in dessen Umfeld 1738 abgestellte Räder gezählt. Rund 1000 davon standen außerhalb fest installierter Stellplätze. Und mittelfristig wird vielen Radlern nichts anderes übrig bleiben, als wild zu parken. Wegen der Bauarbeiten bleiben am Hauptbahnhof nur noch 122 feste Stellplätze übrig.

An der Arnulfstraße plant die Stadt immerhin ein Parkhaus für 1300 Räder. In der Unterführung Arnulf-/Seidlstraße könnten weitere 350 Räder Platz finden. Die Bahn selbst baut, wie von der Stadt vorgeschrieben, 360 Stellplätze. Auch am Bahnhof Trudering ist die Situation prekär. Die Stadt würde dort gerne 200 neue Stellplätze bauen, doch die Bahn braucht das Gelände anderweitig. In beliebten Quartieren wie dem Dreimühlenviertel schaut es bei schönem Wetter nicht besser aus. Zwar gibt es dort seit vergangenem Jahr neue Radstellplätze, dennoch sind die meisten Räder irgendwo wild an Kreuzungen geparkt, was das Durchkommen für Fußgänger zuweilen zum Hindernislauf macht. Und seit es die Alte Utting gibt, gleichen die Gehwege im Umfeld des Partyschiffs bei schönem Wetter eher einem Radlflohmarkt. 1000 neue Abstellplätze will die Stadt jährlich neu schaffen, das hat der Stadtrat im Januar beschlossen. Ein großer Wurf wie im niederländischen Utrecht, wo mit 12 500 Plätzen das größte Radlparkhaus der Welt steht, ist bisher noch nicht auf der Agenda.

© SZ vom 02.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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