Platznot:Eine Stunde länger Sport

Wilhelmsgymnasium, Thema Platzmangel

Schulturnhallen sollen künftig noch besser ausgelastet werden.

(Foto: Florian Peljak)

Vereine können Schulanlagen künftig noch stärker nutzen

Von Jakob Wetzel

Die Hausmeister sind nicht überzeugt. Seit die Stadt die Turnhallen und Sportplätze von Schulen wochentags länger öffnet und auch an den Wochenenden und in den Ferien aufsperrt, damit Vereine einen Ort zum Trainieren haben, gebe es mehr Lärm und mehr Dreck, sagen sie. Wenn sie den Vereinen einen Schlüssel überließen, dann würden diese nicht zuverlässig zusperren und ihre Zeiten überziehen. In einer Umfrage sagten mehr als drei Viertel der befragten Hausmeister, die längeren Öffnungszeiten hätten die Lage verschlechtert. Die Stadt aber hält an ihrem Kurs fest.

Sportvereine sollen künftig noch leichter Schulsportanlagen nutzen können. Das haben der Bildungs- und der Sportausschuss des Stadtrats am Mittwoch einstimmig entschieden. So soll es unter anderem neue, klarere Kriterien geben, nach denen Vereine die Sportanlagen nutzen dürfen. Kleinere Sporthallen sollen künftig bis 23 Uhr öffnen, eine Stunde länger als bisher. Sportvereine sollen auch verstärkt eigenverantwortlich in die Hallen und auf die Plätze dürfen - zumindest dann, wenn die Sportanlagen einen eigenen Ein- und Ausgang haben und nicht nur über die Schulen betreten werden können. Darüber hinaus haben die Stadträte klare Regeln beschlossen, wann externe Gruppen in Sporthallen und in Schulen übernachten dürfen. Generell ist das nicht gestattet; doch ab 300 Personen soll es hierbei Ausnahmen geben, etwa bei schulbegleitenden Veranstaltungen oder wichtigen Sportveranstaltungen.

Im Gegenzug will die Stadt bei den Hausmeistern nachbessern. So will sie den Vereinen gegenüber etwa stärker auf die Regeln pochen. Säubern sie zum Beispiel die Sportanlagen nicht oder achten sie zu wenig darauf abzusperren, soll es Sanktionen geben, von der Abmahnung bis zur Kündigung. Vereine ganz aussperren wolle man aber nur, wenn es nicht anders gehe, heißt es. Zur Not könne man es geplagten Hausmeistern, deren Dienstwohnungen oft in der Nähe der Sportanlagen liegen, auch freistellen, umzuziehen.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, den Amateurfußball mehr zu fördern und dazu unter anderem stärker die Sportplätze von Schulen zu nutzen, auch gegen den Widerstand von Nachbarn etwa gegen Fußballspiele am Wochenende. Es sollten keine Plätze mehr leer stehen, sagte Reiter.

Wenn Schulsporthallen leer stehen, könne die Stadt jedoch häufig wenig ausrichten, heißt es vom Bildungsreferat: Die Hallen seien insgesamt 77 Prozent der Zeit belegt. Und spätabends, wenn besonders viele Sporthallen leer stehen, hätten viele Vereine gar kein Interesse mehr - schon gar nicht Kinder und Jugendliche. Kleinere Sporthallen seien nach 21 Uhr deshalb nur zu 33 Prozent belegt - und diese kleineren Hallen kämen ohnehin nicht für alle Sportarten infrage. Ein "steuerndes Eingreifen" durch die Stadt sei da "nur in geringem Maß möglich".

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