Planer der Sicherheitskonferenz:Er kennt die Wünsche der Weltpolitiker

Planer der Sicherheitskonferenz: Jean-Pierre Schnaubelt, 30, ist Politologe und Leiter des Projektmanagements der Sicherheitskonferenz.

Jean-Pierre Schnaubelt, 30, ist Politologe und Leiter des Projektmanagements der Sicherheitskonferenz.

(Foto: Privat)
  • Jean-Pierre Schnaubelt leitet das Projektmanagement beim Treffen der Staats- und Regierungschefs und anderer Politiker. Er kennt die Wünsche der Teilnehmer wie beispielsweise einen Flaschenwärmer.
  • Auf Wunsch bringt er sogar Konfliktparteien zusammen - auch ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt.

Interview von Anne Kostrzewa

Volle zwölf Monate dauert es, die Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) zu planen, die an diesem Freitag beginnt. Ist die Veranstaltung vorbei, starten direkt die Vorbereitungen für das kommende Jahr. Derzeit heißt es: Endspurt im Organisationsbüro an der Prinzregentenstraße, das Jean-Pierre Schnaubelt leitet.

SZ: Sie sehen entspannt aus. Können Sie so kurz vor der Siko überhaupt noch ruhig schlafen?

Jean-Pierre Schnaubelt: Nein, schon lange nicht mehr. Und viel Zeit bleibt mir dazu auch nicht, wir arbeiten von fünf Uhr morgens bis ein Uhr nachts durch.

Das ganze Jahr lang?

Es wird über die Monate zunehmend hektischer, die letzte Woche vor der Konferenz ist die anstrengendste. Die Telefone stehen gerade nicht mehr still, mit Anfragen aus der ganzen Welt. Und durch die Zeitverschiebung müssen wir ja rund um die Uhr erreichbar sein.

Ihr Team ist Ansprechpartner für rund 400 Gäste aus aller Welt. Welche Anliegen werden an Sie herangetragen?

Wir bekommen zum Beispiel mitgeteilt, dass ein Gast ganz kurzfristig seine Delegation vergrößern möchte. Dann kümmern wir uns drum, dass das klappt, organisieren den zusätzlichen Transport und die Hotelzimmer. Oder wir erfahren, dass ein Gast eine Nussallergie hat oder nur vegan isst. Darüber hinaus ist uns natürlich klar, dass etwa ein israelischer Gast andere Essensvorstellungen hat als ein Deutscher. Auch darauf gehen wir ein.

Planer der Sicherheitskonferenz: Vieles ist geheime Verhandlungssache, die Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz wollen unter sich bleiben.

Vieles ist geheime Verhandlungssache, die Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz wollen unter sich bleiben.

(Foto: Catherina Hess)

Also bekommt jeder der 400 Gäste auf Wunsch eine Extrawurst?

Einen Mittelweg gibt es bei so vielen Kulturen und Nationalitäten nicht. Wir wollen alle Gäste gleich behandeln und erreichen, dass sie sich wohlfühlen. Für uns heißt das, auch auf individuelle Wünsche jedes einzelnen Gastes einzugehen.

Verraten Sie uns, welche Sonderwünsche Angela Merkel dieses Jahr hat?

Verschwiegenheit ist für uns die oberste Tugend. Aber ohne Namen zu nennen: Es kommen schon manchmal Anfragen, die durchaus auch lustig sind.

Zum Beispiel?

Es gab mal einen Gast, der wünschte sich einen Flaschenwärmer aufs Zimmer, um Getränke aus der Minibar auf Raumtemperatur zu bringen.

Sie planen auch weltpolitisch: die Sitzverteilung, die Diskussionsrunden. Wie bringen Sie Konfliktparteien zusammen, die offiziell gar nicht miteinander reden?

Das ist die schwierigste Aufgabe, aber auch die spannendste. Wir zwingen niemanden zu etwas, aber jeder darf hier ungezwungen mit jedem reden. Unser Vorteil ist, dass wir eine private Stiftung sind, es also kein offizielles Protokoll gibt. Das ermöglicht eine Plattform für bilaterale Gespräche, die politisch stocken. Bei der Sitzordnung achten wir auch darauf, was gerade in der Welt passiert, wer nicht gemeinsam auf einem Foto erscheinen will. Dann ist es ratsam, zwischen Konfliktparteien noch andere Nationen zu setzen.

Haben Sie Tricks, wenn Politiker partout nicht gemeinsam auf eine Bühne wollen?

Wir informieren unsere Gäste von Anfang an offen darüber, wer als Mitsprecher vorgesehen ist. Haben sie ein Problem damit, arbeiten wir etwa mit Pausen: Wir holen die Gäste nacheinander auf die Bühne. Dann sitzen sie sich nicht gegenüber, aber müssen direkt aufeinander reagieren. Und manchmal merken sie dabei: Es tut gar nicht weh, miteinander zu reden.

Wie entscheiden Sie in so einem Fall, wer zuerst auf die Bühne darf?

Das ist abhängig von den Reiseplänen der Gäste, nicht jeder bleibt die vollen drei Tage. Manchmal ergibt es sich auch programmtechnisch, etwa weil Politiker noch andere Gespräche ausgemacht haben.

Die Politiker verabreden sich selbst?

Genau. Dann informieren sie uns und wir stellen die Räume zur Verfügung - und gegebenenfalls auch eine Kaffeebar oder ein Feierabendbier. Und wenn die Öffentlichkeit von diesen Annäherungen unter vier Augen nichts erfahren soll, kümmern wir uns auch darum.

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