Süddeutsche Zeitung

Planegg:Würmtal-Comic live

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In den Räumen des neuen "Hofmark-Ateliers", einem Planegger Zwischennutzungsprojekt, kann man Künstlern wie dem Zeichner Mike Maurus bei der Arbeit zusehen

Von Rainer Rutz, Planegg

Bärbel Zeller, Planeggs Beauftragte für Wirtschaftsförderung, hat sich einiges vorgenommen. Sie will "der Kunst im Würmtal ein Gesicht geben". Vom 2. Juli bis voraussichtlich März 2020 können sich Besucher im neuen "Hofmark-Atelier" ein Bild davon machen, wie ganz unterschiedliche Kreative aus dem Würmtal ihre Kunst schaffen und auch vermarkten: Ort des Geschehens ist eine großzügige Wohnung an der Bahnhofstraße 42 (Hinterhof). Der Besitzer hat die mehr als einhundert Quadratmeter der Gemeinde zur Zwischennutzung vermietet.

Bärbel Zeller spricht von einer "ungewöhnlichen soziokulturellen Nutzung". Vor einigen Monaten war in den Räumen kurzfristig ein "Pop-up-Store" untergebracht, eine erfolgreiche Premiere, sagt Zeller, bei der sich "17 Künstler und Produzenten austesten konnten". Und nun also ein großer Schaffensraum auf zwei Ebenen, aufgeteilt für die Künstler Luba Holland, Caroline Chevillotte, Philipp Buhl, Dorothee Gerhard, Sabine Haugg, Heike Rosner und Mike Maurus. Gerade letzterer gibt dem Würmtal auf sehr spezielle Weise ein Gesicht. Maurus, der in Planegg lebt, hat seit vielen Jahren einen Namen als Zeichner von Comics für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, er hat etliche Bücher publiziert. Seine Themen findet er oft im mittelalterlichen Milieu: "Mittelsturm" heißt eines seiner erfolgreichsten Werke. Mike Maurus, der ein Faible für Fantasy-Geschichten hat, ist eigentlich Kommunikationsdesigner, er hat auch fürs Fernsehen geschrieben und gemalt. Und jetzt also hat sich der Künstler seiner unmittelbaren Heimat zugewandt.

"Die Wiege des Kaisers" nennt Maurus seinen neuen Comic, dessen erste Folgen bereits fertig sind. Die Geschichte spielt ausschließlich im Würmtal und zwar auf zwei Zeitebenen: 1983, zu einer Zeit, "wo es noch kein Internet und Überwachungskameras gab", sagt Maurus. Und - das ist ihm wichtig - anno 741, im mutmaßlichen Geburtsjahr Karls des Großen. Animiert zu dieser Idee hat Maurus ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom Februar 2017, in dem darüber spekuliert wird, ob der spätere Kaiser im Würmtal, genauer gesagt in der Gautinger Reismühle, geboren und aufgewachsen sei. Dass nichts davon belegt ist, für Maurus' Geschichte ist das völlig unerheblich.

Feinsinnig-fantasievoll und mit skurrilem Humor erzählt der Künstler "eine Gruselstory" aus dem Jahr 1983, die auf sehr mystischen Geschehnissen des Mittelalters fußt. Protagonisten der Moderne sind fünf höchst originelle Würmtaler Jugendliche: Gozilla aus Krailling, Johnny Orten aus Planegg, Kong aus Gauting, die flotte Bravo aus Gräfelfing und Professor Bienlein ("Sabine") aus Neuried. Die verschworene Gemeinschaft verspinnt sich in eine unglaubliche Story, die einen direkten Bezug zu den Geschehnissen um Karl den Großen hat. Der Leser findet sich an vertrauten Schauplätzen im Würmtal wieder - allerdings zurückgebeamt ins Jahr 1983. "Teenage - Horror - Adventure" sind die Schlagworte für den Comic, sagt Maurus und gedacht ist er für Jugendliche und Erwachsene. "Es ist die Story von Jugendlichen in einer Kleinstadt im Würmtal, die eine gruselige Geschichte erleben, die von Erwachsenen nicht ernst- beziehungsweise nicht einmal wahrgenommen wird. Sie kämpfen für sich und ihre Familien und besiegen die Bedrohung schließlich", beschreibt es Maurus. Doch mehr wird nicht verraten.

Die auf mindestens zwölf Folgen ausgelegte Gruselstory wird Maurus auf der neu geschaffenen Website von fünf Würmtal-Gemeinden von Oktober an veröffentlichen. Ein Jahr lang wird das Geschehen in eine Schatzsuche und Schnitzeljagd eingebettet sein, an deren Ende ein Gewinner einen echten Schatz heben wird. Jeden Monat wird es im Online-Portal einen Hinweis geben auf den Standort des Schatzes (www.wuermtal-schatzsuche.de).

In den Monaten im Atelier an der Hofmarkstraße kann man Maurus bei der Arbeit an seinem Comic quasi in Echtzeit zusehen. Dieses Angebot, und das ist vielleicht das Besondere an diesem Projekt, machen den Besuchern auch die anderen Hofmark-Künstler.

"Hofmark-Atelier - work in progress", Vernissage an der Bahnhofstraße 42, Ecke Hofmarkstraße ist am Dienstag, 2. Juli, 18 Uhr. Es spielt die Band "Absolute Folk". Das Projekt läuft voraussichtlich bis März 2020, geöffnet ist jeweils am Donnerstag von 18 Uhr an.

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Quelle:
SZ vom 29.06.2019
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