Planegg:"Unglaublicher Rückstau"

Mit ihrer Antragsoffensive zum Klimaschutz überfordern Grüne und Freie Wähler die Verwaltung

Von Rainer Rutz, Planegg

"Planegg macht Klimawandel" - diesen hohen Anspruch für die Zukunft haben jedenfalls die Mitglieder des Umweltausschusses des Gemeinderats. Die Formulierung stammt aus einem Antrag der Freien Wähler zum Thema Photovoltaik, der in der jüngsten Sitzung erschöpfend diskutiert wurde. Der Ursprungsantrag stammt von den Gemeinderäten von Bündnis 90/Die Grünen, die nicht weniger als eine "Photovoltaik-Offensive" für die Würmtalgemeinde fordern und dies mit etlichen Einzelanträgen untermauern.

In der Tat gibt es in Planegg und Martinsried zwar eine relativ große Zahl von privaten Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern und auch eine ganze Reihe von Anlagen auf öffentlichen Gebäuden. Der Anteil der erneuerbaren Energien beträgt in der Gemeinde allerdings nur 0,7 Prozent, berichtete Jürgen Peters (Grüne). Im Landkreis-Durchschnitt sind es immerhin rund sechs Prozent und auch die Nachbargemeinden investieren, so Peters, deutlich mehr in die alternative Energieform: "Bei uns gibt es ein großes Ausbaupotenzial." Die Grünen fordern eine Informationskampagne der Gemeinde, eine Zusammenarbeit mit der Energieagentur Ebersberg-München, eine Auflistung von noch verfügbaren öffentlichen Dachflächen mit gleichzeitig "größtmöglicher Selbstversorgung" und die "Bereitstellung von Mieterstrom aus Photovoltaik-Anlagen für den eigenen Wohnungsbestand der Gemeinde".

Johannes Rausch vom Umweltamt verwies auf bereits laufende und geplante Anlagen: etwa an Wertstoffhof, Gymnasium, Rathaus und Archiv, dem Betriebshof und der Grundschule Martinsried, an Waaghäusl oder Musikschule. Er beklagte eine bereits bestehende Überlastung der Rathaus-Mitarbeiter und fand Unterstützung bei Stefan Schaudig, dem geschäftsführenden Beamten des Rathauses: "Das sind einfach zu viele Anträge auf einmal. Es gibt auch noch andere Aufgaben des Umweltamtes. Bürger warten auf ihre Bescheide, wir haben zu wenig Personal." Im übrigen seinen "viele Anträge" aus der letzten Wahlperiode des Gemeinderats, die im April zu Ende gegangen war, noch gar nicht abgearbeitet. Wir haben einen "unglaublichen Rückstau", sagte Schaudig.

Peter von Schall-Riaucour (parteifrei, Liste FDP) befand, die Gemeinde habe "vieles verschlafen." Er schloss sich der Ansicht von Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) an, der auf das Regionalwerk Würmtal verwiesen hatte: "Dort sind wir Mitglied, die können für uns alle Untersuchungen machen." Die Verwaltung sei mit der Antragsflut überfordert: "Wir haben viele Pflichtaufgaben, wie die Versorgung von Kindern." Florian Max (FW) meinte, eine Profi-Werbeagentur könne die Gemeinde unterstützen, es gehe ums Ganze, "Insellösungen können wir nicht brauchen."

Nach zweistündiger Debatte einigte man sich auf einen Minimalkonsens: Zweimal im Jahr soll in Planegg künftig ein Umwelttag - eine Idee von Peter von Schall-Riaucour - stattfinden. Da könne man immer wieder ein Update machen, sagte der Bürgermeister, und schauen, wie weit man mit den Beschlüssen aus den Anträgen der FW und der Grünen gekommen sei. Man war sich auch einig, beim Regionalwerk Würmtal anzufragen, ob das Unternehmen die geforderten Daten liefern könne und überhaupt geeignet sei, das Thema Photovoltaik umfassend zu bearbeiten. Spätestens beim ersten Umwelttag 2021 will Nafziger Rede und Antwort stehen.

Angenommen wurde ferner ein Antrag von Schall-Riaucour: Die von der Gemeinde bereits finanziell geförderten Elektrofahrzeuge wie Roller, Lastenräder oder S-Pedelecs erhalten mit dem Bau von eigenen Abstellflächen bessere Nutzungsmöglichkeiten. Ein Antrag von Philipp Pollems (parteifrei, Liste FDP), im Gemeindegebiet ein "Beleuchtungskonzept" im Sinne des bayerischen "Leitfadens zur Eindämmung der Lichtverschmutzung" zu erstellen, wurde in modifizierter Form angenommen. Bürgermeister Nafziger erklärte, man wolle eine "übergreifende Informationskampagne" zum Thema Lichtverschmutzung für die Bürger starten, möglichst gemeinsam mit anderen Würmtal-Gemeinden.

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