Planegg:Teures Lottospiel

Lesezeit: 2 min

Die Generalsanierung der Planegger Grundschule kostet immer mehr. Die Gemeinde wirft Planern Fehleinschätzungen vor

Von Rainer Rutz, Planegg

Die nunmehr seit zwei Jahren laufende Generalsanierung der Planegger Grundschule wird zu einem Fass ohne Boden. Von den einmal anvisierten 11,8 Millionen Euro ist längst nicht mehr die Rede. Neueste Schätzungen des Geretsrieder Architektenbüros G+O gehen nun von zwei Millionen Euro mehr aus - und das ist möglicherweise noch nicht das Ende der Fahnenstange. Dazu kommt, dass der Eröffnungstermin September 2020 um ein volles Jahr verschoben werden muss.

Im Bauausschuss des Gemeinderats Planegg wurde Architekt Peter Oppenheimer von einigen Gemeinderäten hart angegriffen. Max Gum-Bauer (FW), der selbst ein Bauunternehmen leitet, fasste die Kritik zusammen: "Wir fühlen uns wie eine Kuh, die ständig gemolken wird. Wenn der Architekt 1,5 Millionen sagt, werden es sicherlich drei Millionen. Und das alles zahlt die Gemeinde." Architekt Oppenheimer hatte zuvor von unerwarteten und vorher nicht erkennbaren Baumängeln an dem rund hundert Jahre alten Gebäude gesprochen. Das beträfe vor allem die Fassade, die nun runderneuert werden muss: "Die wurde 30 Jahre nicht gestrichen. Da löst sich teilweise die ganze Konstruktion von den Wänden ab." Oppenheimer zeigte Fotos von feuchten Wänden und bröckelndem Putz. Die Bilder kommentierte Michael Book (CSU) spöttisch so: "Wenn man das sieht, kann man ja froh sein, dass die Schule nicht schon zusammengebrochen ist." Dem Architekten und seinem Team warf er vor, "recht forsch" an die ursprünglichen Kostenberechnungen gegangen zu sein. Das sei schon sehr ärgerlich. Aber: "Augen zu und durch." Book meinte, das Thema erinnere ihn an die Kostenprognosen für den geplanten U-Bahnbau nach Martinsried: "Erst hieß es 70 Millionen, dann 100 Millionen und jetzt ist die Rede von 160 Millionen Euro."

Den Planern wurde im Bauausschuss vor allem vorgeworfen, die Unwägbarkeiten einer derartigen Altbausanierung nicht genügend bewertet zu haben. Max Gum-Bauer und Michael Book meinten, eine Kostenmehrung von rund 20 Prozent hätte man von Anfang an einkalkulieren müssen. "Jetzt ist Ihre Prognose ein Lottospiel", sagte Gum zum Architekten. Keine klare Antwort bekam er auch auf seine Frage, wie viel zusätzliches Geld die Gemeinde denn nun in den Haushalt einstellen müsse, schließlich handele es sich bei den neuen Aussagen des Architekten "nur um eine Prognose, aber um keine Kostenschätzung".

Andreas Löbe vom Bauamt bestätigte dies: "Immerhin müssen wir ein Jahr länger bauen. Eine Kalkulation darüber gibt es noch nicht." Und auch Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) betonte: "Eine Prognose ist eine Prognose, aber keine Kostenschätzung." Mit anderen Worten: Eine Steigerung auf weit über 14 Millionen Euro ist durchaus denkbar. Die Bauauschuss-Mitglieder genehmigten jetzt im Nachhinein die bereits bekannten Kostensteigerungen gegen die beiden Stimmen von Max Gum-Bauer und Cornelia David (beide FW).

Dass nun ein weiteres Baujahr angehängt werden muss, bedeutet für die meisten Schüler und Lehrer zusätzliche Belastungen. Die meisten Arbeiten werden zwar in den Schulferien durchgeführt, das Schulleben läuft aber letztlich auf einer lärmenden Großbaustelle weiter. Dazu kommt auch, dass die Mittagsbetreuung im Kinderhort an der Pasinger Straße nun noch ein weiteres Jahr auf neue Räume warten muss.

© SZ vom 20.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: