Planegg:Späte Kritik

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Ein modernes neues Lichtkonzept für das Kupferhaus würde rund eine Viertelmillion Euro kosten. Dagegen regt sich, anders als noch bei den Etatberatungen, im Planegger Gemeinderat überraschend Widerstand

Von Rainer Rutz, Planegg

Zehn Jahre alt ist das Planegger Kupferhaus. In dieser Zeit hat es sich zu einem hochgelobten Zentrum für Kultur im Würmtal entwickelt, das vor allem auch mit seiner außergewöhnlichen Architektur und einer exzellenten Akustik von sich reden macht. Mit einem aber waren und sind viele Kulturschaffende und Politiker nicht zufrieden: die eher mangelhaften Lichtverhältnisse bei abendlichen Veranstaltungen vor allem im Foyer. Kulturforums-Leiterin Anja Fanslau nannte sie in der Sitzung "nicht gerade einladend". Zwei Fachbüros haben jetzt ein Konzept erstellt, das aus dem eher düsteren Kupferhaus-Inneren ein hochmodern illuminiertes Kulturzentrum machen soll. Etliche Gemeinderäte hatten damit ihre liebe Not.

Jeder Gast ein Ehrengast: Bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Kupferhauses durften am Tag der Kulturvereine alle Besucher ein rotes Band durchschneiden. Mit einem neuen Lichtkonzept würde man gerne solche und ähnliche Ereignisse in Zukunft besser in Szene setzen. (Foto: Florian Peljak)

Schon bei den Etatberatungen im Herbst waren die Lichtverhältnisse im Kupferhaus ein Thema: Kämmerer Peter Vogel stellte mehr als 200 000 Euro ein, in der Abstimmung über diesen Posten gab es damals keine Gegenstimmen. Dennoch zeigten sich jetzt Gemeinderäte quer durch die Parteien über das jetzt vorgestellte Konzept erstaunt. Ganz grundsätzliche Kritik wurde laut: "Das geht am Konzept des Hauses komplett vorbei", schimpfte Fritz Haugg (FDP) und sprach von einem Versuch, aus einem Haus, das in erster Linie dem Gymnasium dienen sollte, eine "Carnegie Hall des Würmtals" zu machen: "Da stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht." Die bestehenden Lichtverhältnisse findet Haugg gut. Ganz ähnlich Monika Schulz (SPD): "Wer hat sich denn je beklagt über das Licht dort? Ich kenne niemanden." Schulz glaubt auch nicht, dass sich die Kostenschätzung halten lasse und fürchtet "hohe Verbrauchskosten". Ralf Tatzel (SPD) meinte kurz: "Nice to have - aber nicht angemessen. Die Besucher kommen auch so." Genau das bezweifelten Anja Fanslau und Gerhard Schleburg (CSU). Man müsse auch an die Zukunft des Hauses denken und an die jungen Gäste, die bisher eher ausblieben, meinte Fanslau und verwies auf die Nachbargemeinde Gräfelfing und andere Kommunen im Umkreis, die zurzeit viel Geld in ihre Kulturzentren steckten. Schleburg begeisterte sich für das Konzept: "Mit Licht kann man zaubern. So werden wir professioneller und bleiben konkurrenzfähig."

Beliebter Treffpunkt: Damit das so bleibt, sollen Besucher im Kupferhaus künftig nicht nur gut hören, sondern auch sehen können. (Foto: Florian Peljak)

Anneliese Bradel (Gruppe 21) hielt dem entgegen: "Wir Planegger wollen immer nur "best of". Das sei aber "nicht vermittelbar". Die Planung sieht eine komplette Erweiterung mit dimmbaren LED-Leuchten in der Aula und den angrenzenden Räumen vor, inklusive speziellen Leucht- und Lichteffekten, die sich, so der Planer, "dem Wohlfühlaspekt unterordnen." Die Bar, die Garderobe, der Kassenbereich, alle Schilder und Plakate sollen künftig ausgeleuchtet werden: "Haptik durch Licht" nannte das der Planer. Der Innenraum müsse "besser zur Geltung kommen, ein echtes Ambientelicht geschaffen werden." Das Ganze soll rund 216 000 Euro kosten.

Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) zeigte sich erstaunt über die massive Kritik, da doch bei der Etatberatung kein Widerstand aufgekommen war. Höhere Verbrauchskosten würden nicht entstehen, versicherte der Planer - im Gegenteil: "Die LED-Leuchten sind deutlich günstiger als herkömmliche Lampen und Birnen." Schließlich einigten sich die Gemeinderäte doch noch: Die Fachbüros werden jetzt eine exakte Kostenberechnung erstellen. Sollte die den jetzt geschätzten Rahmen übersteigen, wird noch einmal verhandelt. Dem stimmte eine Mehrheit zu. Bradel, Haugg und Tatzel hielten jedoch ihre grundsätzliche Kritik aufrecht und stimmten dagegen.

© SZ vom 18.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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