Planegg:Rasch noch durchgewinkt

Kurz vor dem Ende ihrer Amtszeit stellen die Gemeinderäte die Weichen für die Bebauung am Bahnhof. Von den Nachfolgern, die im Mai vereidigt werden, kommt Grundsatzkritik

Von Rainer Rutz, Planegg

Noch bevor der erste Stein gesetzt ist, gibt es zwischen Mitgliedern des künftigen und des noch bestehenden Gemeinderats einen heftigen Disput über die Bebauung des Bahnhof-Umfeldes mit Wohnungen und Geschäften. In einem offenen Brief hatten die beiden Grünen-Gemeinderäte in spe, Judith Grimme und Jürgen Peters, Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) aufgefordert, die weiteren Entscheidungen zum Thema Bahnhofsbebauung nicht dem alten Gemeinderat, sondern dem neugewählten Gremium, das vermutlich Anfang Mai vereidigt wird, zu überlassen. Hofmann allerdings beließ es bei einer längst angesetzten Ferienausschuss-Sitzung. Eine Mehrheit der noch amtierenden Gemeinderäte billigte daher jetzt die Grundsatzplanung und stimmte auch für die Machbarkeitsstudie der Baugesellschaft München-Land (BGML). Dagegen votierte lediglich Max Gum-Bauer (FW).

Grimme und Peters hatten im Vorfeld kritisiert, eine "Entscheidung von so großer Tragweite" dürfe "nicht noch schnell" von dem nur noch wenige Wochen amtierenden Gemeinderat getroffen werden: "Wir geben auch zu bedenken, dass die Corona-Krise sehr bald Belastungen und finanzielle Unwägbarkeiten ungekannten Ausmaßes auch für unsere Gemeinde mit sich bringen wird. Der neue Gemeinderat wird alle Hände voll zu tun haben, diese Probleme zu bewältigen."

Inhaltlich bemängeln die Grünen, dass die Gemeinde Gefahr laufe, durch eine Teil-Vergabe an die Landkreis-Baugesellschaft das Projekt aus der Hand zu geben, obwohl "es doch in Gemeindehand bleiben solle", wie alle Parteien im Wahlkampf versprochen hatten. Dass die BGML imstand sei, das Projekt zu stemmen, bezweifeln die Grünen mit Blick auf "die erheblichen Baumängel an den Seniorenwohnungen in der Josef-Bayerl-Straße", die vor zwei Jahren von der BGML gebaut worden sind. Bürgermeister Hofmann hatte die Bedenken in einem Antwortschreiben zurückgewiesen, unter anderem mit dem Hinweis, die Verwaltung des Rathauses müsse jetzt "zielorientiert weiterarbeiten können, um mit der Planung voranzukommen".

Der Ferienausschuss billigte nun die vorliegenden Pläne für eine Bebauung des Nordteils des Areals. Dazu gehört der Bau einer Bike & Ride-Anlage für etwa 400 Räder, der Bau von 20 Wohneinheiten und der Bau eines Kiosks mit etwa 140 Quadratmetern. Wegen der unmittelbaren Nähe zur Bahnlinie werden die Wohnungen lärmgedämmt, unter anderem durch vorgelagerte Treppenhäuser. Es soll eine barrierefreie Verknüpfung zum Höhenweg nach Krailling entstehen.

Unklar ist bisher die Energieversorgung, nachgedacht wird über ein Blockheizkraftwerk für das gesamte Bahnhofsareal. Entstehen sollen barrierefreie Eineinhalb- bis Drei-Zimmer-Wohnungen, die nach den Richtlinien der Kommune vergeben werden sollen. Angedacht ist eine maximale Netto-Kaltmiete von zehn Euro pro Quadratmeter. Die Gesamtkosten sind auf 7,6 Millionen Euro angesetzt.

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