Süddeutsche Zeitung

Planegg:Offene Werkstätten fürs Würmtal

Der Ingenieur Lotar Krahmer will nach dem Vorbild des Hauses der Eigenarbeit am Münchner Ostbahnhof Bürgern Arbeitsräume zum Reparieren, Basteln und Bauen bieten. Nun sucht er Mitstreiter

Von Annette Jäger, Planegg

Eine Idee ist nur so gut wie ihre Umsetzung. Doch an dieser hapert es oft, wenn es um Heimwerker-, Bastel- oder Kunstarbeiten geht. Entweder fehlt das technische Wissen oder aber das richtige Gerät. Die Offenen Werkstätten Würmtal (OWW) sollen Abhilfe schaffen: Verschiedene Arbeitsräume unter einem Dach vereint, die jeder Bürger nutzen und in denen er fachliche Beratung erhalten kann, lautet die Idee von Lotar Krahmer aus Planegg. Jetzt sucht er Mitstreiter, die einen Trägerverein gründen, damit aus der Idee Realität wird.

Einen alten Stuhl aufpolstern, einen Bilderrahmen vergolden, eine LED-Leuchte bauen - Ideen gibt es viele, die der eine oder die andere gerne mal selbst umsetzen würde. Doch viele wissen gar nicht, wie sie anfangen sollen. Lotar Krahmer ist Ingenieur, selbst begeisterter Bastler und kennt das Dilemma. Er hat sich in der Vergangenheit dann immer ins Haus der Eigenarbeit (HEI) an den Münchner Ostbahnhof aufgemacht. Das Haus ist Vorbild für seine Idee: Dort können Bürger Werkstätten und Maschinen gegen eine Mietgebühr nutzen. Sie können Kurse belegen und sich von Fachpersonal beraten lassen. Es gibt Metall-, Holz-, Schmuck- oder Papierwerkstätten, auch eine Hightech-Abteilung. So ein Konzept könnte man auch im Würmtal umsetzen, findet Krahmer. Dann müsste man nicht mit der S-Bahn bis an den Ostbahnhof fahren.

Neben kürzeren Wegen bietet ein solches Projekt auch andere Vorteile: Bürger mit ähnlichen Interessen lernen sich kennen; was der eine kann, gibt er an den anderen weiter, und die Aktiven, die sich als Fachpersonal zur Verfügung stellen, finden mit ihrem Expertenwissen eine attraktive Aufgabe. Es könnten Schüler-Ferienkurse stattfinden, überhaupt könnte die Jugend Handwerkliches erlernen, findet Krahmer, etwa Schweißen oder das Programmieren eines Mini-Computers. Krahmer glaubt, dass sich von Gauting bis Gräfelfing, aber auch in Pasing und Germering genug Interessierte finden, die eine solche Werkstatteinrichtung schätzen würden. "Ich brauche Aktive, die die Idee unterstützen und sich als Fachberater engagieren."

In München, im HEI, können Werkstätten für 8,80 Euro pro Stunde gebucht werden, inklusive fachlicher Beratung. Die Nutzung von Maschinen wird per Minute abgerechnet, zwischen 35 und 90 Cent fallen an. "Alleine wird sich ein solches Haus finanziell nie tragen können, man benötigt auch Zuschüsse der Gemeinden", sagt Krahmer, der sich auch im Fahrrad-Club ADFC engagiert. Deshalb sucht er jetzt Mitstreiter, die mit ihm zusammen einen Verein gründen. "Dann haben wir einen rechtlichen Status und können leichter Zuschüsse beantragen und einen Mietvertrag unterschreiben."

Gerade der Mietvertrag wird eine Herausforderung sein, meint Krahmer. Eine geeignete und auch noch bezahlbare Immobilie im Würmtal zu finden, werde nicht einfach. Doch er ist zuversichtlich. Das Projekt müsse erst mal bekannt werden und "ein Nachdenken auslösen" - vielleicht gibt es dann unkonventionelle Lösungen. Er wäre erst mal mit einem Zwischenquartier zufrieden, wo man das Konzept im Kleinen, etwa mit einer kostengünstig einzurichtenden Elektronikwerkstatt, austesten könnte. Wer Lust hat, das Projekt mitzuentwickeln, sollte sich bei Lotar Krahmer melden (Telefon 089/89 80 93 70, E-Mail: lotar@krahmer.eu.

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Quelle:
SZ vom 07.09.2017
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