Planegg:Martinsried muckt auf

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Bei der Bürgerversammlung fordert der Planegger Ortsteil mehr Selbständigkeit

Von Rainer Rutz, Planegg

Martinsried als eigene Gemeinde, losgelöst von der "Mutter" Planegg: Einige Martinsrieder Bürger scheinen sich das zu wünschen und halten es auch für machbar. Dies ging aus mehreren Wortbeiträgen am Montagabend bei der Bürgerversammlung im Planegger Kupferhaus hervor. Mehr als 150 Planegger und Martinsrieder waren gekommen und sie erlebten eine sachliche und bunte Bürgerversammlung, bei der das Thema Flüchtlinge nur eine untergeordnete Rolle spielte.

Das lag auch an der ruhigen Art, mit der Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) und Landrat Christoph Göbel (CSU) mit dem Dauerbrenner umgingen - indem sie nämlich Zahlen nannten und betonten, die Asylbewerber - bis Ende 2016 werden es in Planegg und Martinsried 286 Frauen, Männer und Kinder sein - seien willkommen und müssten schnell integriert werden.

Nach dem Rechenschaftsbericht Hofmanns zog Feuerwehr-Kommandant Martin Heizer eine Bilanz der Einsätze. Polizeiinspektions-Chef Reinhard Janscha zeichnete anschließend ein Bild von Planegg als einer Gemeinde, in der man sicher leben kann. Und Landrat Göbel skizzierte den immensen Siedlungsdruck, den der Landkreis mit seinen Kommunen aushalten müsse. In diesem Zusammenhang lobte er die Gemeinde Planegg, "in der traditionell auch bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird". Er bezog sich dabei auf zwei gerade laufende Projekte für etwa 70 Wohnungen.

In der Diskussion gab es zunächst einige Wortbeiträge zu der sogenannten Positivliste für Asylbewerber-Unterkünfte. Heftig wurde kritisiert, unter anderem von Henny Schlüter und Johann Haugg, dass die Gemeinde offenbar den schmalen Grünstreifen an der Otto-Pippel-Straße immer noch im Visier hat. Da gebe es im Gemeindegebiet geeignetere Stellen, wurde gesagt, etwa auf der Semmelweiss-Wiese. Bürgermeister Hofmann stellte klar: "Über die Otto-Pippel-Straße ist noch nicht entschieden." Es gebe eine Erbengemeinschaft, die dort womöglich bauen wolle, eine Unterkunft für Flüchtlinge würde sich dann von selbst verbieten.

Das Thema des Abends sprach dann Barbara Markert aus Martinsried an. Sie kritisierte, dass im Bürgergutachten zur Ortsgestaltung die Planegger mit 70 zu 30 zahlenmäßig deutlich im Vorteil seien. Bürgermeister Hofmann konterte: "Ein Zufall." Überhaupt sieht Markert den Ortsteil Martinsried häufig im Nachteil, auch bei der jetzigen Ortsmittenplanung. Es fehle ein Raum für Bürger, sagte sie. Martinsried brauche eine eigene Bürgerversammlung und auch einen "Ortssprecher, denn wir haben hier andere Probleme als die Planegger". Der Masterplan für die Ortsmitte müsse endlich umgesetzt werden, es sei mehr Bürgerbeteiligung nötig. Unterstützt wurde sie von Barbara Bötticher, die von den "ständigen Querelen zwischen Planegg und Martinsried" sprach und sich eine "Selbständigkeit unseres Ortsteils" wünschte. Bei Alfred Vielhuber kam sie damit schlecht an: "Wir sind eine Gemeinde", sagte er, "eine Spaltung wäre negativ. Wir brauchen keine Extravaganzen".

Eine "olle", aber dennoch hochaktuelle Kamelle brachte ein Martinsrieder aus der Röntgenstraße vor. Wie lange denn die Bürger noch auf eine Umgehungsstraße warten müssten, wollte er wissen: "Das ist jetzt der sechste Gemeinderat, der nicht weiterkommt." Bürgermeister Hofmann machte für die schleppende Entwicklung vor allem schwierige Grundstücksverhandlungen verantwortlich, glaubt aber, "dass wir noch in dieser Legislaturperiode weiterkommen". Landrat Göbel betonte, dass es "keinen Rechtsanspruch auf einen Bau der Umgehung" gebe. Kritisiert wurde auch der Plan der Kreissparkasse München, die meisten ihrer Würmtal-Filialen nur noch als "Automatenladen" zu führen. Göbel, selbst im Aufsichtsrat der Bank, meinte, daran sei nicht mehr zu rütteln: "Es ist so beschlossen und es wird so kommen."

Großen Applaus bekam Lothar Grassinger, dem die "Bahnhofstraße Sorgen bereitet". Der Planegger Architekt meinte, für die Bürger sei nicht mehr nachvollziehbar, warum das Lokal "Mi casa su casa" nicht endlich wieder eröffnen könne: "Vielleicht muss die Gemeinde hier einmal andere Wege gehen." Bürgermeister Hofmann konnte nur wenig Hoffnung machen: "Das ist ein Drama. Wir wünschen uns endlich einen Richter, der Recht spricht. Allerdings befürchten wir eine weitere Runde in den Auseinandersetzungen".

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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