Planegg:Kosten für U 6-Ausbau explodieren

Planegg: Endstation Großhadern: Von Dezember 2025 an aber soll die U 6 weiter nach Martinsried fahren.

Endstation Großhadern: Von Dezember 2025 an aber soll die U 6 weiter nach Martinsried fahren.

(Foto: Robert Haas)

Planer veranschlagen für die Trasse zwischen Großhadern und dem Campus Martinsried nun 130 Millionen Euro. Zum Fahrplanwechsel 2025/2026 soll die rund einen Kilometer lange Strecke in den Probebetrieb gehen

Von Rainer Rutz, Planegg

Erstmals in der langen Geschichte über die Verwirklichung einer U-Bahnlinie von Großhadern nach Martinsried haben Planer jetzt einen Fertigstellungstermin genannt. Zum Fahrplanwechsel - Anfang Dezember - 2025 auf 2026 soll die rund einen Kilometer lange Strecke ihren Probebetrieb aufnehmen. Im Werkausschuss des Planegger Gemeinderats ließ der Geschäftsführer der Projektmanagement-Gesellschaft U-Bahn Martinsried, Dimitri Steinke, keinen Zweifel daran, dass dieser Termin realistisch sei - trotz Corona und der damit verbundenen möglichen finanziellen Unwägbarkeiten.

Steinke berichtete, alle Vergabeverfahren für die erforderlichen Detailplanungen seien abgeschlossen. Es sei gelungen, leistungsfähige und erfahrene Ingenieurbüros, die sich besonders durch aktuelle Kenntnisse im U-Bahn-Bau in München auszeichnen, zu gewinnen. In einigen Wochen soll die finale Tektur eingereicht werden. Das Gleiche gilt für die Planungen der Park & Ride-Anlage. Am 1. November ist der erste Spatenstich für das zunächst 80 Plätze fassende Parkdeck an der Universität auf dem Campus Martinsried. Im Werkausschuss hatte es dazu Kritik gegeben. Giovanni Sammataro (CSU) glaubt, wie andere Gemeinderäte auch, dass 80 Plätze nicht ausreichen werden. Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) erinnerte die Kritiker daran, dass man sich einig gewesen sei, den U-Bahnhof Martinsried "nicht in erster Linie als Endpunkt" anzusehen. Die Bahn werde in erster Linie von Studenten genutzt und solle "keinen weiteren Verkehr anziehen." Auf eine entsprechende Frage von Jürgen Peters (Grüne) meinte Nafziger, man könne jederzeit mit einem "Konzept zur Parkraumbewirtschaftung in Martinsried" gegensteuern, falls das nötig werde.

Eine Wissenschaft für sich sind die Kostenberechnungen und die Zahlungsmodalitäten zwischen den Partnern Freistaat, Gemeinde Planegg und Landkreis München. Klar ist bisher eines: Die Kosten für die U 6 nach Martinsried explodieren geradezu. War vor rund zehn Jahren noch von einem Betrag um die 70 Millionen Euro die Rede, ist man nun bei knapp 130 Millionen angelangt. Das Geld wird in etlichen jährlichen Tranchen in den Jahren 2020 bis 2024 durch diverse Zwischenfinanzierungsvereinbarungen zwischen den Partnern gezahlt. Alles, das betonte Steinke jedoch, laufe über die Gemeinde Planegg als eigentlichem Bauherrn. Letztlich zahlt der Freistaat 95 Prozent der Baukosten. Die jährlichen Baukosten - derzeit rund 35 Millionen Euro - müssen von Planegg vorgestreckt werden. Da derartige Summen der Etat natürlich nicht hergibt, hat man eine Vorfinanzierungskonstruktion ersonnen und den Eigenbetrieb U 6 Martinsried gegründet. Planegg, sagt Kämmerer Peter Vogel, finanziere über einen Kontokurrentkredit im Voraus, bis Freistaat und Landkreis gezahlt hätten, was möglicherweise einige Wochen pro Teilbetrag dauern könne. Anfallende Zinsen muss die Gemeinde übernehmen. Peter Vogel, für den die Gründung eines Eigenbetriebs U-Bahn die "beste Lösung überhaupt" darstellt, hat keinen Zweifel daran, dass die Konstruktion gut funktioniert: "Aber richtig ist auch, dass wir quasi eine Schicksalsgemeinschaft sind."

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