Süddeutsche Zeitung

Planegg:Kaum mehr tauglich für den Dienst

Das mehr als 60 Jahre alte Gebäude der Polizeiinspektion ist marode und erfüllt nicht mehr die aktuellen Anforderungen. Nun wird ein Neubau erwogen - doch es ist offen, ob dieser an gleicher Stelle oder überhaupt in der Gemeinde entstehen wird

Von Rainer Rutz, Planegg

Die Josef-von-Hirsch-Straße 1 ist seit mehr als 60 Jahren die Adresse der Polizeiinspektion 46 in Planegg. Der Flachbau - und das sieht man ihm deutlich an - ist in die Jahre gekommen, innen wie außen. Und seit Jahren auch wird immer wieder über einen Neubau oder eine Auslagerung der mehr als 50 Polizeibeamtinnen und -beamten gesprochen. Jetzt scheint dieses Ziel näher zu rücken. Nachdem die bayerische Staatsministerin und Stimmkreisabgeordnete der CSU, Kerstin Schreyer, bei einem Besuch der PI im November 2020 vom Dienststellenleiter Thomas Sorgalla über die beengte und keineswegs zeitgemäße Arbeitssituation aufgeklärt worden war und sich selbst ein Bild gemacht hatte, kommt Bewegung in die Sache.

Zwischen Polizei, Planeggs Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) und der für derartige Bauprojekte zuständigen Gesellschaft Immobilien Freistaat Bayern haben bereits Gespräche stattgefunden, Nafziger selbst sagte auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung, er habe einige Ideen auf Lager und sei sehr optimistisch, dass man bald ein Ergebnis vorlegen könne.

Die PI Planegg ist für einen großen Teil des Würmtals zuständig: Planegg, Gräfelfing, Neuried, Krailling und Stockdorf; in dem 55 Quadratkilometer großen Gebiet leben rund 45 000 Einwohner. Vor mehr als 60 Jahren wurde das Gebäude eigens für die Polizei gebaut. Nach etlichen Renovierungen und Umbauten, entspricht das barackenähnliche Haus kaum mehr den Anforderungen an eine moderne Polizeistation: Rohre und Kabel sind verrottet oder in schlechtem Zustand, die digitale Ausstattung lässt zu wünschen übrig. "Die gesamte Konzeption passt nicht mehr", sagt Nafziger. Dienststellenleiter Sorgalla fügt im Gespräch mit der SZ an, vor 60 Jahren habe "noch niemand daran gedacht, dass wir auch einmal weibliche Polizeibeamtinnen haben werden". Ein Hinweis auch auf beengte Toiletten und die Waschverhältnisse. "Vor Ort bietet sich manchmal durchaus eine dramatische Lage", sagt Nafziger bezogen auf Sicherheitsstandards, Toiletten und Duschen.

Sorgalla betont, die Inspektion solle wünschenswerterweise in Planegg bleiben, die Lage sei ideal, auch Bürgermeister Nafziger ist dieser Auffassung. Wenn es nach ihm ginge, würde das alte Haus abgerissen und eine neue Polizeiinspektion an gleicher Stelle gebaut. Doch dafür müsse er, Nafziger, noch im Gemeinderat Überzeugungsarbeit leisten: "Einige sagen halt, bei dem Grundstück handele es sich um ein Filetstück." Sie hätten wohl lieber eine Kinderbetreuungseinrichtung hier, zumal das Familienzentrum, Volksschule und Kindergarten in unmittelbarer Nähe sind. Der Bürgermeister will das Thema schon bald im Gemeinderat zur Diskussion stellen. Das Argument, dass bei einem Neubau an gleicher Stelle die gesamte PI für mindestens zwei Jahre ausgelagert werden müsse, lässt er nicht gelten: "Da bin ich sehr optimistisch. Ich habe schon einige Gespräche mit Immobilienbesitzern geführt, da wird es sicher eine adäquate Möglichkeit für eine Interimslösung geben. Daran wird es sicher nicht scheitern." Nafziger sieht keine bessere Lösung als einen Neubau an alter Stelle: "So eine zentrale Lage bekommen wir nirgendwo mehr", zumal das Gelände der Gemeinde gehört. Ganz ausschließen will er andere Grundstücke aber nicht, etwa das noch unbebaute Bahnhofsareal. Eines ist dem Bürgermeister aber wichtig: "Die PI 46 muss hundertprozentig in Planegg bleiben."

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SZ vom 16.01.2021
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