Süddeutsche Zeitung

Planegg:"Hier wollen wir bleiben"

Im Herbst beginnen im Augustiner-Kloster Maria Eich umfassende Bauarbeiten: Der Altbau aus den Fünfzigerjahren wird saniert, der daran anschließende Anbau wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt

Von Lea Hruschka, Planegg

Durch Holzlamellen hindurch eröffnet sich ein Blick in die grüne Wald-Idylle rund um das Kloster Maria Eich. Licht flutet durch einen Schlitz an der Decke in den Andachtsraum, in dem sechs Gläubige Platz nehmen können. Sind es weniger, reduziert eine verstellbare Eichenwand den Platz. Von Sommer 2023 an soll dieser Raum an der Westseite des Klosters Maria Eich stehen.

Er ist das Highlight des Großprojekts, welches die Augustiner von 6. September an endlich verwirklichen werden. Ursprünglich wollten sie schon zu Ostern beginnen, ausstehende Genehmigungen verzögerten den Start jedoch. Also sanieren die Augustiner im Herbst den Altbau aus den 1950er Jahren, den daran anschließenden Anbau aus den 1980ern reißen sie dagegen komplett ab und ersetzen ihn durch ein neues, modernes Gebäude. "Die Aussage, die wir mit dem Bau treffen wollen, ist: Hier wollen wir bleiben", meint Prior Christian Rentsch. Das gelte nicht für alle Standorte der Augustiner, die wie viele andere Ordensgemeinschaften vom Mitgliederschwund betroffen sind. Auf Maria Eich will die Gemeinschaft aufgrund der Nähe zur Großstadt und dem Ruhepol, den das Kloster bietet, jedoch nicht verzichten.

Deshalb erfährt der Wallfahrtsort eine Investition in Höhe von etwa drei Millionen Euro. Die Kosten seien aufgrund der pandemiebedingten Materialknappheit explodiert, erklärt Architekt Clemens Pollok, in dessen Händen die Umsetzung des Projekts liegt. In seinem Entwurf verbindet ein langer Flur die im Jahr 1743 erbaute Kapelle mit dem neuen Andachtsraum. "Den Querschläger hier akzeptieren wir einfach", meint Pollok und zeigt auf den Altbau aus den 1950ern, der den Flur unterbricht. Der Andachtsraum bildet das Eckstück, welches den künftigen Speisesaal mit dem neuen Wohntrakt der vier Brüder verbindet. Von oben betrachtet, ergeben die Gebäude beinahe ein Rechteck. Einzig eine Lücke zwischen dem Wohntrakt und der Kirche bleibt bestehen, die bei Bedarf jedoch durch einen weiteren Anbau geschlossen werden kann. Das neue Gebäude wird die vier Mitbrüder beherbergen, im Obergeschoss des Altbaus werden dagegen vier kleinere Zimmer für Novizen und Gäste saniert werden. Außerdem werden Bäder, Fenster und Türen des Altbaus erneuert. In dessen Erdgeschoss wird aus der Küche eine Bibliothek, aus dem Wohnzimmer werden Toilette und Küche, aus dem Refektorium wird ein Seminarraum. Der neue Speisesaal wird wie der Andachtsraum "eine enge Verbindung nach draußen haben", schwärmt Prokurator Felix Meckel von den großen, nach außen öffnenden Fenstern.

Dass der erst knapp 40 Jahre alte Anbau bereits jetzt verschwinden muss, hat nicht nur einen Grund. "Die drei Zimmer sind passabel, schön ist es schon lange nicht mehr", sagt Meckl. Außerdem sei die Fußbodenheizung kaputt, und ein Drittel der gesamten Heizenergie des Klosters fließe in das Gebäude, in dem aktuell nur eine Person wohnt. "Energetisch ist das nicht praktikabel." Durch den fehlenden Keller hat das Kloster auch ein Platzproblem. Das neue Gebäude ist deshalb unterkellert und bietet Raum für Archiv und Buchhaltung. Es soll außerdem pflegeleichter und nachhaltiger sein, betont Meckl. Die Nachhaltigkeit spiele in Maria Eich schon immer eine Rolle: "Unser Ausgangspunkt ist schließlich eine Eiche." Im neuen Anbau wird deshalb eine Mischbauweise aus Beton und Holz sowie ein hoher Dämmstandard angewandt werden. Eine Solarthermie auf dem Flachdach wird das Wasser erwärmen, Photovoltaik wird den Stromverbrauch des Klosters abdecken und zusätzliche Paneele auf den Garagendächern könnten E-Autos aufladen. Auch das Regenwasser nutzen die Augustiner zukünftig.

Wer all das finanzieren soll, steht bereits fest. 60 Prozent der Baukosten kann die Ordensgemeinschaft selbst stemmen. Das Bistum übernimmt mit 21 Prozent einen "sehr angemessenen Beitrag", so Meckl. Außerdem unterstützt die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung das Vorhaben, sie übernimmt drei Prozent der Kosten, die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul übernehmen ein weiteres Prozent. Die übrige Summe will das Kloster über Spenden finanzieren. Eine Frau aus der Bevölkerung, die nicht namentlich genannt werden will, meinte zu Meckl: "Mir ist wichtig, dass ihr gesund lebt." Deshalb finanziere sie eine Sauna. Mit Bibliothek, Andachtsraum und Sauna werden die Geistlichen die Augustinerregel wohl gut befolgen können. Prior Christian Rentsch erklärt, diese schreibe nicht, wie bei anderen Orden eine konkrete Tätigkeit wie die Pflege vor, sondern besage: "Mit Herz und Seele zusammenleben."

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SZ vom 23.07.2021
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