Planegg:Ende einer Männerfreundschaft

Weil sich FDP und "FDP-Liste" aufspalten, müssen die Freien Wähler einen Ausschuss-Sitz abgeben und fühlen sich abgestraft

Von Rainer Rutz, Planegg

Es sah gewaltig nach Drama aus, was sich da im Planegger Gemeinderat abspielte. Dabei war es nur die öffentliche Zurschaustellung der Beendigung einer Männerfreundschaft, wohl aus persönlichen und politischen Motiven. Schwer mit den Tränen kämpfend begründete Peter von Schall-Riaucour (FDP-Liste), warum er mit seinem früheren Ziehvater Fritz Haugg (FDP) nicht mehr kann. Äußerer Anlass war die Gründung einer neuen FDP-Fraktion im Gemeinderat, die Haugg mit der Aufnahme der parteifreien Gemeinderätin Susanne Trenkle in die FDP vor einigen Wochen bewerkstelligt hatte.

Vorangegangen war nach der Kommunalwahl ein unschöner Streit zwischen den alten Freunden Schall-Riaucour und Haugg. Der parteilose Schall beanspruchte für seine Gruppierung den Fraktionsvorsitz, Haugg als Senior der "wahren" Planegger FDP ebenfalls. Es ging hin und her, man kam nicht mehr zusammen. Das Ergebnis: ein einsamer Fritz Haugg, der die liberale Fahne in Planegg hochhalten wollte, und zwei parteilose Gemeinderäte, die im Namen der FDP mit Erfolg Wahlkampf gemacht hatten. Unter "Liste FDP" firmierten alsdann Schall und der ehemalige Bürgermeisterkandidat Philipp Pollems.

Das ging so lange einigermaßen gut, bis Susanne Trenkle ins Boot der FDP stieg, Haugg und sie waren nun zu zweit. Fortan hatte auch die FDP den Fraktionsstatus, in Planegg gibt es seitdem zwei liberale Gruppierungen, die den Namen FDP führen. "Damit schreiben wir Geschichte" sagte Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig im Gemeinderat.

Für Schall-Riaucour war es ein Abschied für immer. Sichtlich ergriffen beklagte er, "dass die zwölfjährige Ära mit den Brüdern Christian und Fritz Haugg zu Ende geht". Er habe alles versucht, um zu einem gütlichen Ende zu kommen. Einen offiziellen Eintritt von Pollems und Schall in die FDP lehnte jedoch der Kreisvorstand ab.

In der Folge des Streits und der Gründung einer neuen Fraktion mussten jetzt die Ausschüsse des Gemeinderats neu besetzt werden - zum Schaden der Freien Wähler (FWD), die ja nun gar nichts mit dem FDP-Streit zu tun haben. Rein rechnerisch müssen sie jetzt einen Sitz an die FDP abgeben. Für Max Gum-Bauer (FWD) "eine Abstrafung des Wählerwillens". Immerhin habe man fast 18 Prozent der Stimmen geholt. Gum-Bauer will die Rechtsaufsicht des Landratsamts anrufen. Philipp Pollems, dem das ganze Szenario sichtlich unangenehm war, fand "alles nur noch peinlich". Die "FDP-Liste" werde jedoch Bestand haben, sagte er. Jedenfalls so lange, wie die bayerische Landespartei mitmacht. Sollte sie den Namen "FDP-Liste" neben der eigentlichen "FDP-Fraktion" verwerfen, müssen die Ausschuss-Sitze ein weiteres Mal austarockt werden.

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