Planegg:Eine große und mehrere kleine

Planegg: Ungewisse Zukunft: Tausende Flüchtlinge wie diese beiden jungen Männer leben im Raum München; in Planegg sind derzeit 20 Asylsuchende untergebracht.

Ungewisse Zukunft: Tausende Flüchtlinge wie diese beiden jungen Männer leben im Raum München; in Planegg sind derzeit 20 Asylsuchende untergebracht.

(Foto: Catherina Hess)

Die Politik in Planegg ist uneins über die Unterkünfte für Flüchtlinge

Von Rainer Rutz, Planegg

Leicht macht es sich die Gemeinde Planegg mit der Suche nach neuen Plätzen für Flüchtlingsunterkünfte im Gemeindegebiet sicher nicht. Stundenlang diskutierten am Donnerstagabend die Gemeinderäte ganz grundsätzlich über die Unterbringung von Flüchtlingen. Dabei spielte die sogenannte Planegger Positivliste, bestehend aus 30 denkbaren Grundstücken, eine große Rolle.

Die Verwaltung hatte in den vergangenen Wochen eruiert, dass aus unterschiedlichen Gründen letztlich überhaupt nur ein Grundstück am Max-Planck-Institut in Martinsried übrig bleibt, doch selbst dieses Areal sei als Standort noch nicht gesichert. Schließlich entschied man sich mehrheitlich für zwei Vorschläge der Verwaltung: Danach werden rund 180 weitere Flüchtlinge verteilt auf ein noch zu erwerbendes Grundstück an der Georgenstraße, das größtenteils der Familie Hirsch gehört, sowie ein weiteres Grundstück nordöstlich der geplanten Bahnhofsbebauung in der Nähe der Einmündung der Germeringer Straße.

Die Familie Hirsch hat zugesagt, das Grundstück zu verkaufen, jedoch unter der Bedingung, dass die Häuser nicht länger als zehn Jahre für die Unterbringung von Flüchtlinge genutzt werden.

Derzeit leben in Planegg rund 20 Asylbewerber. Laut Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) werden bis April am Planegger Friedhofsparkplatz rund 70 Asylbewerber untergebracht, im Juni am Parc de Meylan in Martinsried weitere 60. Bis zur Jahresmitte 2016 muss Planegg 267 Flüchtlinge versorgen, Martinsried 133. Auch für 2017 muss Planegg mit einer erheblichen Zuwachs neuer Flüchtlinge rechnen. Da von der Positivliste nur das Grundstück am Klopferspitz übrig geblieben ist, musste man sich auf die Suche nach neuen Grundstücken machen.

CSU und FDP sind jedoch der Meinung, dass vor allem am Ortsrand zentrale Flüchtlingsunterkünfte geschaffen werden können; die Fraktionen fordern, ebenso wie Herbert Stepp (Grüne), eine erneute Grundsatzdiskussion. Bürgermeister Hofmann lehnt das bisher ab: "Jeder Flüchtling wird es uns danken, wenn er nicht in einer 200er-Unterkunft leben muss." Er verwies auf die Möglichkeit, die verteilten Unterkünfte für normale Wohnzwecke zu nutzen, wenn die Flüchtlinge einmal ausgezogen sind - was in der Regel rund zehn Jahre dauern wird.

Die jetzt gegen die Stimmen aus CSU und FDP beschlossenen Plätze an der Georgenstraße und am Bahnhofsgelände waren schon einmal vor Monaten im Gespräch. Mittlerweile aber hätten sich dazu neue Erkenntnisse ergeben, sagte Hofmann. Er sprach damit die Möglichkeit an, die geplanten Unterkünfte im Investorenmodell zu bauen, was sich in der Regel, so versichert es die Verwaltung, innerhalb weniger Jahre rechnet.

Derzeit liegt eine Kalkulation zugrunde, die von einer Miete von rund 15 Euro pro Quadratmeter ausgeht, welch die Gemeinde dann von der Regierung von Oberbayern als Betreiber erhält. Danach bleibt die Unterkunft im Besitz der Gemeinde und kann, unter anderem, dem freien Wohnungsmarkt zugeführt werden oder auch als preiswerter Wohnungsraum für anerkannte oder bereits ins Arbeitsleben integrierte Personen verwendet werden.

Das gilt für das Grundstück an der Georgenstraße gegenüber der Zweigstraße, einer Wiese direkt an der Würm, wo bisher vor allem die SPD ihre jährlichen Sommerfeste gefeiert hat. Der rund 2670 Quadratmeter große Bahnhofsflächen-Anteil gehört der Gemeinde komplett. Hofmann betonte, die geplante Bebauung des Bahnhofsgeländes werde durch die Flüchtlings-Unterkünfte "in keinster Weise" beeinträchtigt.

In der Diskussion im Gemeinderat wurde deutlich, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. CSU und FDP unkten, der Bürgermeister, SPD, Grüne und die Freien Wähler, die bisher alle für dezentrale Unterkünfte plädierten, würden ihre Meinung ändern, wenn die Gemeinde in den nächsten Jahren Hunderte weitere Flüchtlinge aufnehmen müsse.

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