Das Gräfelfinger Kies-Unternehmen Glück hat seinen Antrag auf Auskiesung einer 24 Hektar großen Waldfläche, der sogenannten Dickwiese bei Planegg, überraschend zurückgezogen. Das gab am Montag die Regierung von Oberbayern bekannt. "Die Planungen für einen Kiesabbau westlich von Planegg im Bereich der Dickwiese mit anschließender Verfüllung und Wiederaufforstung werden in der Form nicht weiterverfolgt. Der Antrag auf landesplanerische Beurteilung wird zurückgezogen. Das Raumordnungsverfahren wird daher eingestellt."
Die Entscheidung kommt einer kleinen Sensation gleich. Seit Frühsommer verfolgt die Firma Glück die Strategie, neben der laufenden Kiesausbeutung in Forst Kasten ein neues Abbaugebiet in Planegg zu schaffen - weil man befürchtet, dass die laufenden Genehmigungsverfahren für Forst Kasten zu Ungunsten von Glück nicht weiter verlängert werden. Gegen diese Pläne formierte sich in den vergangenen Monaten im gesamten Würmtal, vor allem aber in Planegg, erheblicher Widerstand: Es gründeten sich mehrere Bürgerinitiativen, es kam zu etlichen Demonstrationen, fast 13 000 Unterschriften gegen weiteren Kiesabbau wurden binnen Wochen gesammelt. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erhielt ebenso wie der Münchner OB Dieter Reiter Protestbriefe, Fernsehen und Rundfunk berichteten, und das Gebiet nahe der Lindauer Autobahn wurde schon mit dem Hambacher Forst und den Ereignissen dort verglichen. Alle Parteien in Planegg erklärten den Kiesabbau und den damit verbundenen Verkehr zum Wahlkampfthema. Die neu gegründete Bürgerinitiative "Rettet den Würmtaler Wald" fand Zuspruch aus der ganzen Republik.
Nun also Glücks Rückzug - zumindest für jetzt. Markus Wahl, Geschäftsführer des Unternehmens, begründet den Schritt auf SZ-Anfrage: "Wir glauben jetzt, dass wir in Forst Kasten weitermachen können. Dort haben wir ja auch unsere gesamte Infrastruktur." Mit Blick auf die Landeshauptstadt, die über die Heilig-Geist-Stiftung über den Kiesabbau in Forst Kasten mitzuentscheiden hat, sagt Wahl: "Es sind ja wir, die in der Öffentlichkeit stehen, und nicht die Stadt. Die Stadt sollte unsere Argumente honorieren."
Bei den Bürgerinitiativen und Politikern herrscht Erleichterung: "Da werden sich alle Gemeinden und Umweltschützer freuen", sagt Planeggs Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD). Martin Stübner von der Bürgerinitiative Germeringer Straße erklärt: "Eine Mehrung des Verkehrs hätten wir auch nicht hingenommen - weitere Aktionen waren durchaus geplant." Astrid Pfeiffer aus Planegg, die von Beginn an gegen bestehenden und neuen Kiesabbau kämpfte, kommentiert: "Das ist eine gute Nachricht. Man muss aber schauen, ob das Gebiet jetzt für alle Zeiten geschützt bleibt, und was das für Forst Kasten bedeutet. Die Stadt München wird am 12. Dezember entscheiden, ob sie ihren Wald für Kiesabbau im Forst Kasten zur Verfügung stellt." Man werde alles tun, um das Kies-Vorranggebiet aus dem wertvollen Bannwaldgürtel herauszubekommen. Und Heinz Sedlmeier vom Münchner Landesbund für Vogelschutz fühlt sich bestätigt: "Wie ja schon vor Monaten prognostiziert, ist der Ausbau der Dickwiese nicht genehmigungsfähig."