Planegg:Der Haushalts-Künstler

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Ausgleich zu nüchternen Zahlen: Als "Pevo" betätigt sich Kämmerer Peter Vogel auch als Kinderbuchautor, Maler und Musiker. (Foto: Catherina Hess)

Wenn Kämmerer Peter Vogel in den Ruhestand geht, steht die Gemeinde wohl immer noch schuldenfrei da. Den Nachfolger erwartet keine leichte Aufgabe in diesen Zeiten, aber: "Wir werden das stemmen"

Inerview von Rainer Rutz, Planegg

Wenn Peter Vogel in rund 14 Monaten sein Amt als Kämmerer in Planegg niederlegt, war er exakt 20 Jahre lang Chef der Finanzen der Würmtalgemeinde. Es sind keine einfachen Zeiten, in denen sich Planegg einen neuen Kämmerer suchen muss: Corona, Großprojekte wie der U-Bahnbau oder die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes stehen an. Deshalb schaltet die Gemeinde schon jetzt bundesweit Anzeigen, Vogel soll seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin solide einarbeiten können. In seiner Planegger Zeit hat Vogel - der auch Kinderbuchautor, Maler und Musiker ist - keinen Cent Schulden aufnehmen müssen. Vogel lebt mit seiner großen Familie in Herrsching. Dass er in der Würmtalgemeinde so beliebt und angesehen ist, hat auch etwas mit seiner Vorliebe für Planegg zu tun. "Entfacht", sagt er, "hat mein Feuer für Planegg die verstorbene Bürgermeisterin Annemarie Detsch. Die hat mich total mitgenommen und mich unheimlich positiv beeinflusst."

SZ: Ihre beiden letzten Etats - auch der für 2021 ist schon fast fertig und wird demnächst verabschiedet - sind Haushalte in Corona-Zeiten. Wie stark hat die Pandemie in Planeggs Wirtschaft eingegriffen?

Peter Vogel: Genau kann man das noch nicht sagen. Aber richtig ist, dass die Auswirkungen frühestens erst im nächsten Jahr bemerkbar sein werden, also bei meinem letzten Etat. Trotz erwarteter Mindereinnahmen bin ich optimistisch: Wir haben als schuldenfreie Gemeinde nach wie vor gute Voraussetzungen und viel Gestaltungsspielraum. Im Vergleich zu anderen Gemeinden werden wir auch in den nächsten Jahren gut dastehen. Jede Krise geht vorbei. Planegg ist in der Balance. Meine Devise für meine letzten Haushalte bleibt: Positiv denken, vorsichtig handeln.

Das erstaunt dann doch ein wenig, überall wird geklagt. Immerhin muss die Gemeinde fünf Prozent der zuwendungsfähigen Kosten für die ein Kilometer lange U-Bahnstrecke vom Klinikum Großhadern bis zum Campus in Martinsried selbst tragen. Die Kostenschätzungen dafür sind in den letzten zehn Jahren von rund 65 Millionen auf weit über 120 Millionen Euro gestiegen. Das bedeutet: Planegg muss tiefer in die Tasche greifen?

Ja, das stimmt. Die U-Bahn ist unser herausragendes Projekt. Aber einigermaßen exakte Zahlen gibt es noch nicht. Die Projektmanagement-Gesellschaft PMG wird vermutlich erst Mitte 2021 eine exaktere Kostenermittlung vorlegen können. Aber wir werden das stemmen. Ich gehe immer noch davon aus, dass ich schuldenfrei in die Rente gehen kann, und darauf können wir und Planegg durchaus stolz sein. Nach U-Bahn und Bahnhof wird auch eine gewissen Ruhe einkehren: Es gibt dann keine ganz großen Projekte mehr.

Und wie werden dann die folgenden Jahre aussehen?

Ich denke, das schwierigste Jahr wird das Jahr 2022 werden, vorausgesetzt natürlich, Corona gehört im nächsten Jahr der Vergangenheit an. Für dieses und die kommenden Jahre halte ich Sparprogramme für denkbar und für vermutlich nötig. Dennoch gilt: Keine Panik, wir müssen die Entwicklung einfach abwarten. Heuer sind wir absolut im sicheren Bereich, unsichereres Terrain betreten wir erst im nächsten Jahr. Vergessen Sie nicht: Derzeit hat Planegg noch zwölf Millionen Euro an Rücklagen. Das ist nicht schlecht. Natürlich ist Corona eine Riesen-Herausforderung. Aber zu dem Thema gehört auch viel Psychologie.

Wenn Sie auf knapp 20 Jahre als Kämmerer zurückblicken: Gab es da mal Ereignisse, wo es Ihnen, sagen wir mal, mulmig wurde?

Oh ja. Zum Beispiel die Fertigstellung des Kupferhauses vor elf Jahren. Das brachte für uns schon ganz schöne finanzielle Veränderungen mit sich, und wir haben Jahre gebraucht, um das in den Etat zu integrieren. Das Kupferhaus war ein Prüfstein. Ähnlich erging es uns mit der Entwicklung um das Regionalwerk Würmtal. Der verlorene Prozess gegen die Eon - die ja das Ausschreibungsverfahren beklagt hatte - war eine bittere Pille. Und nicht zu vergessen: das U-Bahn-Chaos. Es ist ja schon ungewöhnlich, dass Planegg das alles im Eigenbetrieb führt. Wir sind und bleiben die Finanzdrehscheibe für das riesige Projekt. Jede einzelne Rechnung muss bei uns durch. Ich habe lange gebraucht, um das Konstrukt zu verstehen. Jetzt läuft es. 2022 kommt die endgültige Entwurfsplanung.

Was übergeben Sie Ihrem Nachfolger oder einer Nachfolgerin?

Jedenfalls eine solide und liebenswerte Gemeinde. Planegg wird auch in der Zukunft gut dastehen.

© SZ vom 16.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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