Süddeutsche Zeitung

Planegg:Das lange Warten auf die U-Bahn

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Bei Planeggs Bürgerversammlung verkündet Landrat Christoph Göbel, dass die U 6 in sechs Jahren bis Martinsried fahren soll

Von Rainer Rutz, Planegg

Es sind eher die kleinen Dinge des Alltags, die Planeggern und Martinsriedern zu schaffen machen: verstopfte Straßen, unübersichtliche Verkehrsführungen, fehlende Ampeln, ausbleibende Busse. Diesen Eindruck muss man jedenfalls aus der Bürgerversammlung mitnehmen, zu der etwa 80 Bürger, also deutlich weniger als in den Vorjahren, am Mittwochabend ins Kupferhaus gekommen waren. Und falls man den schwachen Andrang als Gradmesser der Zufriedenheit in der Gemeinde werten will, dann sind die Planegger offenbar mit dem Leben in ihrer Kommune weitgehend einverstanden. Das große Thema des vergangenen Jahres, die Flüchtlingspolitik, blieb nahezu außen vor, die Stimmung hat sich beruhigt.

Und so trug Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) seinen Jahresbericht vor, lobte die Tätigkeit der Verwaltung und des Gemeinderats und hob die "unentbehrliche Arbeit" der Ehrenamtlichen hervor. Nur einmal wurde Hofmanns Stimme ungehalten: Als er über die U-Bahn sprach. Obwohl alle Verträge ausgehandelt seien, habe nun noch einmal das Finanzamt eingegriffen. Es gelte, die anstehenden Änderungen am Umsatzsteuergesetz einzuarbeiten. Und das könne dauern. Hofmann rechnet damit, dass im kommenden Frühjahr die Projektmanagement-Gesellschaft zwischen den Trägern gegründet wird. Konkreter wurde da schon Landrat Christoph Göbel (CSU), denn er nannte eine Zahl: "Ab dem Jahr 2022" werde die U-Bahn fahren und, ironisch: "Das werden wir alle noch erleben." Göbel skizzierte die Leistungsfähigkeit des Landkreises München, der mit seinen 340 000 Einwohnern zu den größten Deutschlands zähle. Allein die Umlagekraft, also etwa die Steuerkraft, betrage rund eine Milliarde Euro pro Jahr, zwei Drittel davon seien Sozialausgaben. So investiere man allein 50 Millionen Euro jährlich in die Jugendarbeit. Göbel rechnet damit, dass die Zahl der Asylbewerber wieder zunehmen wird. Derzeit muss der Landkreis täglich 60 bis 70 neue Flüchtlinge aufnehmen und auf die Gemeinden verteilen.

Nach den Berichten von Feuerwehr und Polizei hatten die Bürger das Wort. Mehrfach hinterfragt wurde beispielsweise die Kies-Politik des Landkreises. Es wurde deutliche Kritik an weiteren Kiesförderplänen der Firma Glück laut. Barbara Markert forderte die Gemeinde auf, die anstehende Erschließung für die U-Bahn-Arbeiten nicht durch den Ort Martinsried zu führen. Ferner bemängelte sie, dass die Straße Am Klopferspitz an den Max-Planck-Instituten sehr häufig von Autos zugeparkt sei. Matthias Markert wollte vom Landrat wissen, ob Planegg noch weitere Flüchtlingsunterkünfte bauen müsse. Göbel sagte, nun sei zunächst Neuried am Zug. Alwin Elf wollte wissen, wie der Stand der Dinge bei der Geothermie sei. Bürgermeister Hofmann betonte, Planegg werde das Gespräch mit der Nachbargemeinde Gräfelfing suchen, die nach dem Rückzug der Firma Trinkl nun die Bohrrechte hat.

Barbara Bötticher aus Martinsried forderte eine Ampel in der Ortsmitte, da die Verkehrsführung durch die Bauarbeiten gefährlich geworden sei. Hannes Hutzelmeyer aus Planegg beklagte den Zustand des S-Bahnhofs Planegg, "eine verdreckte und selten gereinigte Visitenkarte". Bürgermeister Hofmann beteuerte, man stehe deshalb ständig mit der Deutschen Bahn in Verbindung. Erneut war die Kreuzung der Germeringer Straße mit der Ketteler Straße ein Thema. Weil es hier eine sehr steile, für Gehbehinderte nicht geeignete Fußgänger-Unterführung gibt, wird die Kreisstraße immer wieder überquert, was zu gefährlichen Situationen führt. Landrat Göbel versprach, sich der Situation anzunehmen.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2016
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