Planegg:Alte Garde, aber nicht von gestern

Monika Schulz, Peter Heizer und Gerhard Schleburg verlassen nach Jahrzehnten den Planegger Gemeinderat

Von Rainer Rutz, Planegg

Zwölf von 24 Gemeinderäten - ohne den Ersten Bürgermeister - sind bei der Kommunalwahl in Planegg und Martinsried nicht mehr angetreten oder nicht mehr gewählt worden. Der neue Gemeinderat, der an diesem Montag, 11. Mai, vereidigt wird, ist nicht nur deutlich jünger, sondern auch weiblicher geworden. Zudem sind statt bisher fünf nun sieben politischen Gruppierungen vertreten. Etliche der langjährigen Gemeinderäte waren mehrere Jahrzehnte im Amt, so auch Bürgermeister Peter Heizer, der für die Freien Wähler/Dynamische e.V. Planegg 42 Jahre im Planegger Kommunalparlament saß, Gerhard Schleburg, der es für die CSU auf 36 Jahre brachte, Monika Schulz für die SPD auf 30 Jahre.

Peter Heizer, Sohn des ersten Nachkriegsbürgermeisters Albert Heizer, ist eine Planegger Institution. 24 Jahre war er Zweiter Bürgermeister, zwölf Jahre Dritter Bürgermeister. Sieben Erste Bürgermeister hat Heizer erlebt, ebenso die Zeitläufe von der Nachkriegszeit bis zum heutigen Tag. Wenn man ihn nach dem schlimmsten Erlebnis in dieser Zeit fragt, kommt spontan: "Der Tod von Annemarie Detsch." Mit der SPD-Politikerin, die nach einem Schlaganfall mitten aus dem Leben gerissen wurde, verband den Anwalt Heizer eine tiefe Freundschaft. Man vertraute einander, oft genug hat er sie vertreten. Aber der liberale Heizer kennt auch einen zweiten Tiefpunkt in seiner Amtszeit: "Die Anfeindungen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsaufnahme in Planegg und Martinsried." Das war ihm zuwider. Der Bau des Kulturpalastes Kupferhaus, überhaupt das Kultur- und Vereinsleben, das Familienzentrum mit Mensa, das rapide Wachstum des Wissenschafts-Campus in Martinsried - vieles davon trägt auch Heizers Handschrift, für ihn sind das "Highlights" seiner Zeit als Gemeinderat. Er habe nie parteigebunden agiert. Und so nimmt es nicht Wunder, dass er "die Kompromissfähigkeit" als Credo einer erfolgreichen Kommunalpolitik nennt: "Eine parteipolitische Show erkennt der Wähler sofort. Mitwirken durch Überzeugen - das ist meine Devise". Heizer wird ein politischer Mensch bleiben: "Wenn mal mein Rat gewünscht wird in Zukunft - gerne."

"Schwarzen Grünen" nannten die Planegger Gerhard Schleburg. Das hat seine Gründe und war auch berechtigt: Denn der CSU-Politiker, 36 Jahre im Amt, hat nie einen Hehl daraus gemacht, "dass mir die Natur besonders am Herzen liegt", wie er sagt. In diesem Zusammenhang hat er nicht selten gegen seine eigene Fraktion gestimmt, wenn es um Naturbelange ging, und sei, wenn es "nur" um eine alte Eiche war, die einem Bebauungsplan weichen sollte.

Der Zahnarzt Schleburg hat oft auch politisch nachgebohrt, wenn es um augenscheinliche Veränderungen im Ortsbild der Gemeinde ging: "Diese Denke gehört zu meinem Leben", sagt er, "und hat mir unheimlich viel gebracht". Dass "Planegg relativ normal geblieben ist und heute eine sehr gute soziale Struktur aufweist", wie Schleburg es ausdrückt, hat für ihn auch etwas mit einer zurückhaltenden Wachstumspolitik des Ortes zu tun. Anders als die Nachbarn im Norden, meint er mit Blick auf das stark wachstumsorientierte Gräfelfing. Für die Zukunft will Schleburg sich eher zurückhalten. "Ehrlich gesagt, mein Interesse an der Politik flacht so langsam ab. Ich gehe zufrieden."

Das kann auch Monika Schulz für sich behaupten. 30 Jahre saß sie im Gemeinderat für die heute arg gebeutelten Sozialdemokraten - länger als jede andere Frau im Planegger Gemeinderat: "Ich war immer ein Sozi, das Programm, Soziales und Wohnungsbau, lag mir einfach", sagt sie. Ihr großes und vor allen Dingen fundiertes Interesse an der Geschichte Planeggs kam von ihrem Vater: "Der war Ortschronist und hat sich der Ortsforschung gewidmet."

Monika Schulz war stets eine exzellente Ansprechpartnerin, wenn es um Fragen aus der Vergangenheit der Gemeinde Planegg ging. Schwierige Jahre seien jene unter Bürgermeister Alfred Pfeiffer und Ulrike Höfer gewesen, "als nur mit einer Gestaltungsmehrheit" regiert werden konnte. "Da musste man sich immer Mehrheiten aus allen Fraktionen suchen."

Ihr Parteikollege Dieter Friedmann sei es gewesen, der den oft völlig zerstrittenen Gemeinderat nach turbulenten Jahren wieder zusammengebracht habe: "Der Dieter, das war halt ein Friedensengel, Annemarie Detsch dagegen ein Segen für die Planegger SPD." Die Zukunft Planeggs mit einem stark zerklüfteten Gemeinderat sieht sie in schwierigen Gewässern: "Die müssen sich halt wirklich zusammenraufen. Ich bleibe eine Zuhörerin und darüber bin ich jetzt froh."

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