Plan im Stadtrat:Auf dem Sprung ins Isarbad

Protestaktion gegen Badeverbot an der Isar in München, 2014

Mit der Aktion "Big Jump" haben die Aktivisten des Vereins Isarlust bereits vor einem Jahr gegen das Badeverbot in der Isar demonstriert.

(Foto: Florian Peljak)
  • An der Isar soll ein offizielles Flussbad entstehen. Das regt die Stadtrats-CSU an. Die SPD ist offen für den Vorschlag.
  • Ein Vorbild für die Idee gibt es in Zürich.
  • Allerdings müsste dafür das offiziell geltende Badeverbot in der Isar aufgehoben werden.

Von Thomas Anlauf und Dominik Hutter

Sommer in der Stadt: Geht es nach der Rathaus-CSU, soll zu diesem Lebensgefühl künftig auch ein Flussbad in der Isar gehören. Mit Bademeister, Umkleiden, Liegeflächen, Toiletten - im gleichen Standard wie die Freibäder, die von den Stadtwerken unterhalten werden.

Einen Standort gibt es noch nicht. Allerdings kommt aus Sicht der CSU nur der Bereich außerhalb des Naturschutzkorridors entlang der Kleinen Isar infrage - das ist der Nebenarm östlich des Deutschen Museums. Wo genau, solle die Verwaltung herausfinden, steht in dem am Dienstag eingereichten Antrag der Stadträte Kristina Frank, Michael Kuffer und Sebastian Schall.

Wie ein Vorbild in Zürich funktioniert

Eines der Vorbilder für den CSU-Vorstoß ist das Flussbad Unterer Letten in Zürich, für das inmitten der fließenden Limmat eine Holzkonstruktion als Liegefläche sowie als Abgrenzung des "Beckens" aufgebaut wurde. Am Ufer gibt es Kabinen, Kinderbecken und einen Kiosk.

Wer ein solches Bad in München betreiben könnte, weiß die CSU noch nicht. Infrage kämen neben den Stadtwerken auch Private, etwa eine Bürgervereinigung. "Die Wasserqualität der Isar ist hervorragend", schwärmt Frank. "Was Zürich, Paris oder Kopenhagen können, muss auch in München möglich sein."

Was die SPD zu dem Vorschlag sagt

Allerdings funktioniert die Idee nur, wenn das derzeit noch gültige Badeverbot in der Isar aufgehoben wird. Die CSU hält das für unproblematisch. An vielen Tagen sei das Isarwasser theoretisch sogar als Trinkwasser geeignet. Auch Bürgermeister Josef Schmid (CSU) bezeichnet sich selbst als "Fan der Flussbad-Idee". Neue und kostengünstige Freizeitangebote seien wichtig, "München würde an Urbanität und Lebensqualität gewinnen".

Mit dem Bündnispartner ist der Vorschlag bislang nicht abgesprochen. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl hat aber grundsätzlich keine Einwände gegen ein Flussbad in der Isar. Allerdings müsse erst noch ein wirklich geeigneter Standort ausfindig gemacht werden. Reissl ist sich jedoch nicht sicher, ob die Isar mitspielt. Deren Wasserstand schwankt sehr stark, oft innerhalb weniger Stunden. Das mache den Bau eines Flussbads nicht einfacher.

Welche rechtliche Hürde es gibt

Plan im Stadtrat: Baden ist in der Münchner Isar bislang nicht erlaubt. Das Verbot hält freilich bei Temperaturen wie am Dienstag nicht alle ab.

Baden ist in der Münchner Isar bislang nicht erlaubt. Das Verbot hält freilich bei Temperaturen wie am Dienstag nicht alle ab.

(Foto: Robert Haas)

Bislang ist das Baden in der Isar generell verboten, die Verordnung stammt noch von 1976. Seit mehr als einem Jahr arbeiten Experten im Referat für Gesundheit und Umwelt daran, die Verordnung zumindest teilweise zu lockern. Ein knapp 120 000 Euro teures Rechtsgutachten wurde erstellt, um mit Versicherungen in Verhandlungen zu treten, unter welchen Umständen sie die Stadt bei Badeunfällen versichern würden.

Eigentlich hatte sich Joachim Lorenz gewünscht, dass das Badeverbot in der Isar noch vor seinem Ruhestand als Umweltreferent gelockert werden würde. Doch daraus wurde nichts: Lorenz ist seit Ende Mai aus dem Amt ausgeschieden, vor Herbst wird es nach Aussagen des Referats wohl nichts mit einer neuen Badeverordnung.

Welche anderen Ideen es für München gibt

Während im Entwurfspaket des Isarrahmenplans, der nach der Sommerpause im Stadtrat vorgestellt wird, ein Abschnitt im nördlichen Bereich der Kleinen Isar als Flussbad eingezeichnet ist, gibt es durchaus auch andere Visionen. Vor drei Jahren erstellten angehende Landschaftsarchitekten der TU München ein Papier, wonach am Müllerschen Volksbad ein Flussbad entstehen könnte.

Um 1900 gab es an der Museumsinsel tatsächlich ein Freibad an der Kleinen Isar. Dort haben sich allerdings mittlerweile Biber angesiedelt, der Flussabschnitt gilt als besonders schützenswert.

Eine andere Idee hat der Verein "Isarlust" entwickelt: Er sieht ein Flussbad zwischen den Patentämtern und dem Deutschen Museum vor. Der Fluss ist dort zwar tief, allerdings fließt er ruhig dahin, weil er aufgestaut ist. Problematisch wären hier jedoch die Zugänge. In einer Expertenrunde soll am Donnerstag um 19 Uhr am Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen diskutiert werden, wie es in anderen Städten gelungen ist, Flussbäder zu schaffen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: