Plätze in München:Ein Klohäuschen als Mittelpunkt

Viele Plätze in München fristen ein Dasein als Straßenkreuzung oder Brachland.

Von SZ-Autoren

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Willy-Brandt-Platz: Die große Leere

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Quelle: Catherina Hess

Größer als der Marienplatz ist er und bis auf einen Asphaltkreis, den hin und wieder das Wasser aus einem in den Boden eingelassenen Quellstein benetzt, völlig leer: Kein Wunder, dass der öde Willy-Brandt-Platz vor dem Einkaufszentrum Riem Arcaden von den Bürgern despektierlich "Platz der Leere" getauft wurde. Da half auch die Anschaffung von bunten Plastik-Liegemöblen nach dem Vorbild des Wiener Museumsquartiers nur wenig. Die Stadt verwies stets darauf, dass der Platz ja noch nicht fertig sei: Es fehle der über allem schwebende Portikus, der ihn optisch "fassen" werde. Ein die anliegenden Gebäude verbindendes Oval hätte es werden sollen, realisiert wird jedoch nur der Abschnitt zur Willy-Brandt-Allee hin. Diese Latte auf Stelen ist derzeit im Bau: In wenigen Wochen wird sich erweisen, ob sie die gewünschte Wirkung entfaltet.

Renate Winkler-Schlang

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Holzplatz: Klohäuschen im Mittelpunkt

München: Holzplatz im Glockenbachviertel

Quelle: Stefanie Preuin

Dass er sich im angesagten Glockenbachviertel befindet, nutzt ihm gar nichts: Denn als attraktiv empfinden Anwohner und Passanten den Holzplatz nicht. Blickfänger ist nach wie vor die sogenannte Klappe, ein denkmalgeschütztes Klohäuschen. Nun haben die Stadtviertelpolitiker der Ludwigs- und der Isarvorstadt den Holzplatz als Aufwertungsareal für sich entdeckt. Mancher Lokalpolitiker fühlt sich eher an eine "Tiefgaragenzufahrt" erinnert, die Grünfläche gilt als "Hunde-Erleichterungsraum" oder wahlweise als Abstellplatz für Schrotträder. Aus dem Viertel kommt deshalb der Anstoß für eine Verschönerung, konkrete Vorschläge erwartet man sich von der Stadtverwaltung - dabei stehen die vorhandenen Parkplätze aus Sicht der Lokalpolitiker durchaus zur Disposition - sofern sich eine Kompensation finden lässt. tek

Thomas Kronewitter

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Ratzingerplatz: Steppenartige Tristesse

München: SERIE Plätze - Ratzinger Platz

Quelle: Johannes Simon

Auf der Boschetsrieder Straße und der Aidenbachstraße rauscht der Verkehr vorbei, mittendrin dümpelt jenes Areal, dem der Ruf anhaftet, das hässlichste seiner Art in München zu sein: der Ratzingerplatz. Dabei erscheint der Begriff "Platz" fast übertrieben für die steppenartige Tristesse, die sich da in Obersendlings Mitte ausbreitet. Optischer Höhepunkt: ein ehemaliges Trambahnhäuschen, in dem heute Band-Übungsräume untergebracht sind. Die Bürger warten seit Jahrzehnten auf eine Neugestaltung, inzwischen schöpfen sie neue Hoffnung, denn es gibt jetzt sogar einen Masterplan. Doch der sieht zunächst Veränderungen an der Peripherie vor: den Neubau eines Gymnasiums und einer Grundschule etwa. Die Gestaltung des Platzes selbst mit einer schicken Promenade folgt später, kaum vor 2024. Vielleicht hält bis dahin auch wieder eine Straßenbahn dort, die Tram West.

Jürgen Wolfram

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Schlotthauerstraße: Verkehrsinsel wird zum Platz

München: kleiner Platz in der Au Einmündung der Schlotthauerstraße in die Entenbachstraße

Quelle: Stefanie Preuin

Manchmal braucht es eben ein wenig Fantasie, um einen Platz zu erkennen, an dem man gerne eine Weile sitzt. Wie an der Kreuzung der Schlotthauerstraße mit der Entenbachstraße in der Au. Noch ist da eine "kuriose Verkehrinsel", wie ein Anwohner auf der vergangenen Bürgerversammlung die Situation beschrieb. Diese grüne Insel, auf der ein Baum und eine kaum genutzte Bank stehen, wird von zwei Armen der Schlotthauerstraße eingefasst. Noch. Denn schon bald soll der Fußgängerweg auf einer Seite mit dem bescheidenen Grün in der Straßenmitte verbunden werden - so entsteht statt einer Verkehrsinsel ein kleiner, neuer Platz. Die Anwohner in der Au und das Münchner Baureferat erhoffen sich von dem Projekt einen "stadtgestalterischen Gewinn", einen "Ort mit höherer Aufenthaltsqualität". Angesichts der derzeitigen Situation dürfte dies nicht allzu schwierig sein.

Johannes Korsche

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Vogelweideplatz: Ein Hochhaus zu wenig

München: SERIE Plätze - Vogelweideplatz

Quelle: Johannes Simon

Eine Schönheit war der Vogelweideplatz im Münchner Osten noch nie, nur eine Verkehrsdrehscheibe im Niemandsland. Aber seit dem Bau des Richard-Strauss-Tunnels samt Abzweigung zur Passauer Autobahn wälzen sich die Autos unterirdisch dahin. Also bot sich an der Oberfläche die Chance, ein elegantes Stadt-Entree zu entwickeln. Das spanische Büro Nieto Sobejano schlug dafür fünf Hochhäuser mit polygonalen Grundrissen vor. Gebaut werden jetzt aber nur vier davon, die "Bavaria Towers" mit Büros und Hotel. Der fünfte und höchste Turm, der einzige, der auf dem Vogelweideplatz selbst stehen sollte, schaffte es nicht vom Reißbrett in die Realität, weil der Nachbar Giesecke & Devrient Einspruch erhob. Die Banknotendruckerei befürchtete durch die Bauarbeiten Schäden an ihren Maschinen und sah in dem 88 Meter hohen Bauwerk einen Ausguck für Spione.

Ulrike Steinbacher

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Artur-Kutscher-Platz: Schönheitskur in Eigenregie

Artur-Kutscher-Platz in München Stadtteil Schwabing. Westseite des Platzes mit dem Artur-Kutscher-Brunnen unter Holzfassade.

Quelle: Matthias Ferdinand Döring

Für die Schwabinger Politik und viele Bürger ist diese Ecke in Altschwabing seit Jahrzehnten ein Ärgernis: Der Artur-Kutscher-Platz, gut fünf Gehminuten nordöstlich der Münchner Freiheit gelegen, ist ein öder städtebaulicher Verhau - eine gut 50 Meter lange Fläche mit vier Bäumen drauf, umstellt von kreuz und quer parkenden Autos, umkreist vom Verkehr. Lange Jahre verhallten die drängenden Rufe des zuständigen Bezirksausschusses ungehört, aus diesem unansehnlichen Kuddelmuddel doch endlich einen urbanen Platz zu machen. Nun soll es bald losgehen, hat das Baureferat kürzlich versprochen. Die Schwabinger Politiker werden dabei die Akteure einer Premiere sein: Nach der Änderung der Budgetsatzung sind sie stadtweit der erste Bezirksausschuss, der in Eigenregie mit der Behörde ein Projekt von bis zu einer Million Euro Kosten durchzieht.

Stefan Mühleisen

© SZ/axi
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