Süddeutsche Zeitung

Pläne von Ryanair:MUC statt München-West

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Von Marco Völklein, München

Das Verhältnis zwischen der irischen Fluggesellschaft Ryanair und dem Münchner Flughafen war zuletzt eher ein gereiztes. Weil die Münchner den Iren keine Rabatte auf Gebühren einräumen wollten, stänkerte Ryanair-Gründer Michael O'Leary gerne über den hiesigen Airport. Der sei ein "lächerlich teurer Flughafen, von Politikern entworfen, um Kunden auszunehmen". Das Beste sei es, "den Flughafen zu sprengen und eine Nummer kleiner wieder aufzubauen".

Mittlerweile aber scheinen sich die Iren und die Münchner dann doch angenähert zu haben. Ryanair will, glaubt man seinem Marketingchef Kenny Jacobs, künftig mehr Geschäftsreisende anziehen - und deshalb vom Flughafen München aus abheben. Zwar sei noch nichts unterschrieben, "aber München passt ideal zu uns, denn da gibt es hohe Preise und genug Platz", sagte Jacobs in einem Interview mit der Wirtschaftswoche.

Im Münchner Terminal 1 wäre noch Platz

Damit spielt der Manager auf das Terminal 1 an, in dem tatsächlich noch Platz ist, weil es nur zu etwa 70 Prozent ausgelastet ist. Noch konzentrieren sich die Iren auf Regionalairports wie Hahn bei Frankfurt oder Memmingen im Allgäu, den die Airline im Internet sogar als "Flughafen München-West" anpreist. Doch Ryanair drängt ins Geschäft mit zahlungskräftigen Geschäftsreisenden. Und da bietet sich der Großraum München an, immerhin Sitz von sechs Dax-Konzernen.

In der Luft aber ist in München weit weniger Platz als am Boden. Was auch Jacobs einräumt, wenn er sagt: "Uns fehlen eigentlich nur genug passende Startzeiten." Damit spielt er Flughafenchef Michael Kerkloh in die Karten. Denn der betont stets, dass zahlreiche Fluggesellschaften daran interessiert seien, ihr Geschäft im Erdinger Moos auszudehnen. Weil aber zu den Hauptverkehrszeiten keine Slots, also Start- und Landeberechtigungen für die Airlines, mehr frei seien, blieben die Gesellschaften dann doch weg. Abhilfe, sagt Kerkloh, könne da nur die geplante dritte Start- und Landebahn bringen.

Plan könnte Unruhe in Memmingen auslösen

Konkrete Namen von interessierten Fluggesellschaften hatte Kerkloh bislang aber kaum genannt. Und auch die Airlines selbst hielten sich stets bedeckt. Mit Ryanair ändert sich das nun - zumal Jacobs nicht nur ankündigt, neue Verbindungen aufnehmen zu wollen, sondern gleich "eine Basis mit eigenen Flugzeugen und einer ordentlich zweistelligen Zahl von Flügen" errichten zu wollen.

Das hat eine neue Dimension - und könnte den Streit um die dritte Piste erneut befeuern. Zugleich dürfte die Ankündigung in Memmingen für Unruhe sorgen. Dort bestreitet Ryanair mehr als die Hälfte des Flugplans. Fraglich ist, ob das so bleibt, sollten die Iren künftig die Chance haben, direkt nach MUC zu fliegen. Und München-West zu umgehen.

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Quelle:
SZ vom 15.12.2014
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