Süddeutsche Zeitung

Pläne auf der Theresienhöhe:Wie es nach XXXLutz weitergehen soll

Nach der plötzlichen Schließung der Filiale von XXXLutz stellt sich die Frage, was aus der Fläche auf der Theresienhöhe wird. Eine Projektentwicklungsgesellschaft soll dort ein Einkaufszentrum planen. Politiker sehen dadurch die Fußgängerzone und die Einzelhändler im Viertel gefährdet.

Von Karoline Meta Beisel

Drei Tage nach der Ankündigung des Möbelhauses XXXLutz, die Filiale auf der Theresienhöhe zu schließen, reagiert die Politik verhalten auf die Pläne, dort ein Einkaufszentrum zu errichten. Helmuth Götz, der Sprecher der Geschäftsleitung des Möbelhauses hatte angedeutet, dass eine Projektentwicklungsgesellschaft auf der freiwerdenden Fläche ein solches Einkaufszentrum plane: "Das wird den Standort deutlich aufwerten".

Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD) weist jedoch darauf hin, dass die gewachsene Struktur des Einzelhandels im Viertel nicht gefährdet werden dürfe. "Die Pläne müssen auch die Bedürfnisse der Wohnbevölkerung auf der Schwanthalerhöhe berücksichtigen." Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher sieht das Vorhaben ebenfalls kritisch: "Wenn eines Tages am Hauptbahnhof etwas verändert wird, entstehen dort sicher auch weitere Einkaufsmöglichkeiten. Ein Einkaufszentrum mitten in der Stadt brauchen wir nicht." Ein großer Fachmarkt, ähnlich wie das Outdoor-Geschäft am Isartor, passe besser auf die Theresienhöhe.

Josef Altmann von den Freien Wählern fürchtet, dass unter einem Einkaufszentrum auf der Theresienhöhe auch die Fußgängerzone in der Innenstadt leiden würde. Vor allem aber versteht er nicht, warum der Stadtrat nicht schon vorher über die Verkaufspläne von XXXLutz informiert wurde: "Das war für uns wie ein Schlag ins Gesicht!". Das will seine Fraktion, die Bürgerliche Mitte, nun per Anfrage vom Oberbürgermeister Christian Ude wissen.

Gerhard Mayer, im zuständigen Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe Sprecher für den Bereich Planen und Wohnen, findet, dass ein Einkaufszentrum an der Stelle nicht ideal sei, weil es zu wenig Laufkundschaft gebe. Besser wäre es, wenn dort etwas entstehe, das selbst Kunden in die Gegend holt. "Viel mehr Verkehr als jetzt wäre aber auch nicht gut", sagt Mayer. Es sei jetzt wichtig, schnell ein neues Nutzungskonzept aufzustellen: "Wir wollen nicht, dass das so eine Dauerruine wird wie das Beck-Haus in Laim."

Verhandlungen über einen Sozialplan

Derweil bereiten sich die 160 Angestellten des Möbelhauses auf die Verhandlungen über einen Sozialplan vor. Am Dienstag geben sich einige vor dem geschlossenen Möbelhaus kämpferisch: "Ich habe einen gültigen Arbeitsvertrag!", sagte einer, andere dagegen weinen, als sie mit ihren persönlichen Sachen die Filiale verlassen. In einer Versammlung am Freitag wollen Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi mit ihnen besprechen, welche Optionen sie jetzt haben.

Wirtschaftsreferent Reiter hofft, dass möglichst viele Mitarbeiter von den XXXLutz-Filialen im Umland übernommen werden können. Stadtrat Andreas Lotte (SPD), der in dem Gebäude, damals noch bei Karstadt, seine Ausbildung gemacht hat und im Viertel lebt, kennt viele Mitarbeiter persönlich. "Die können es noch nicht fassen, für die bricht eine Welt zusammen", sagt er. Viele seien schon dabei gewesen, als im Jahr 2004 Karstadt von XXXLutz übernommen wurde.

Diese Mitarbeiter erleben zum zweiten Mal das Ende ihres Möbelhauses. Mit dem Unterschied, dass damals ein anderes eröffnete, in dem viele Mitarbeiter eine neue Anstellung fanden. Das wird diesesmal kaum möglich sein: "Wir gehen alle davon aus, dass der Standort tot ist", sagt Georg Wäsler von Verdi.

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SZ vom 09.10.2013/dayk
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