Restaurant PiyaWo sich ein Restaurantbesuch lohnt, trotz der üppigen Preise

Lesezeit: 4 Min.

38 Euro kostet der Steinbutt mit Zitrussoße, Kumquats und Kapern.
38 Euro kostet der Steinbutt mit Zitrussoße, Kumquats und Kapern. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Restaurant Piya im Schlachthofviertel überzeugt mit einer abwechslungsreichen Karte und einem überaus aufmerksamen Service. Wer hier einen Tisch ergattert, den erwarten allerlei Überraschungen.

Von Pep Rooney

Im November 2024 hat der Fleischgroßhändler Hüseyin Yüce im Viehhofgelände das Restaurant Piya eröffnet, nur einen Steinwurf von seinem Firmensitz auf der anderen Seite der Zenettistraße entfernt. Namensgeberin des Lokals ist seine Tochter Piya, die auf der Homepage piya-munich.de als „Gründerin, Gastgeberin, Genussmensch“ vorgestellt wird. Als „Mediterranean Soul Food“ wird die Küche angepriesen, darunter geht es im heutigen Gastro-Werbesprech wohl nicht mehr.

Aber in der Tat: Für Genussmenschen ist der neue und nach allen Regeln moderner Einrichtungskunst gestaltete Laden die richtige Anlaufstelle. Design-Deckenlampen, Natursteinoptik an den Wänden, cremefarbene Sitze bilden ein stylisches, aber gemütliches Ambiente, das sich die Gründer wohl einiges haben kosten lassen. Das hat sich inzwischen herumgesprochen. Wer dort einen Tisch bekommen will, vor allem am Wochenende, sollte rechtzeitig reservieren.

Unter der Woche kann man es auch spontan probieren. Wer einen Tisch ergattert, den erwarten im Piya jede Menge angenehmer Überraschungen, besonders bei den Vorspeisen und den Mezze zum Teilen. Da war das Muhammara (9 Euro), ein würziger Dip aus Paprika und Walnüssen und eine syrische Spezialität, die mit ihrer angenehmen Schärfe die Geschmacksknospen erst richtig zum Sprießen brachte. Da war das Lakerda (15), ein Stück leicht säuerlich eingelegten Bonitos, das buchstäblich auf der Zunge zerging.

Ein süßlich-pikanter Genuss war die gegrillte Aubergine mit Paprika, Granatapfel und Walnüssen (10). Dann probierten wir noch den erfrischenden Fenchel-Salat (9) und die dezent salzig-süße Pistazien-Paste (10). Letztere wurde dem aktuellen Pistazien-Hype in jeder Form gerecht. Der gegrillte Oktopus (17) mit Süßkartoffelpüree, war butterzart und harmonierte perfekt mit der dazu gereichten Zitronen-Kapernsoße. Feine Häppchen zum Verlieben waren auch die drei Stück Blätterteig mit Fisch gefüllt (10), welcher Fisch das war, vergaßen wir zu fragen, vielleicht wechselt das manchmal auch. Den gegrillten Blumenkohl (8) ergänzte eine erfrischende Joghurtpaste bestens.

Stylisch, aber gemütlich: So präsentiert sich das Restaurant.
Stylisch, aber gemütlich: So präsentiert sich das Restaurant. (Foto: Stephan Rumpf)

Zu erwähnen sei auch, dass das zu den Startern gereichte Brot aus der Backstube von Julius Brantner stammte. Die Raffinesse und Auswahl an Vorspeisen zeigte, dass man im Piya auch ohne Hauptspeisen glücklich werden kann.

Aber dann hätte man wirklich etwas verpasst, insbesondere bei den Fischgerichten: Alle waren auf den Punkt zubereitet: Der Seeteufel (38) kam mit einer ausgezeichnet dazu passenden Begleitung von gebratener Paprika, Tomate und einer Kapern-Zitronensoße, der Clou waren die karamellisierten Zwiebeln. Dazu bestellen wir Babykartoffeln (5). Die Seezunge (37) wurde mit Zucchini-Spaghetti, Yuzu-Soße und Zitrusschaum serviert – ein Traum für alle Low-Carb-Freundinnen. Aus „richtigen“ Bandnudeln bestand die Hummer-Pasta (37), für die man eigentlich nicht viel Zutaten braucht, außer eben Hummer und etwas Tomate, die das feine Krustentieraroma bestens hervorhebt. Ein Höhepunkt auf der Karte ist sicher der wilde Wolfsbarsch vom Holzkohlegrill (79 Euro je Kilo): einfach und einfach köstlich. Der Frische halber gab es dazu einen gemischten Salat.

Dass sie im Piya auch Fleisch zubereiten können, zeigte das perfekt gegrillte Tomahawk-Steak (69) mit seinem puren Fleischgeschmack. Etwas seltsam im Umfeld einer sonst mediterran geprägten Speisekarte kam uns dagegen das geschmorte Kalbsbackerl (29) auf Kartoffelpüree vor. Das wurde uns leider fast Kühlschrank-kalt serviert, weshalb wir den Teller zum Aufwärmen noch einmal zurückgehen lassen mussten, dann war die Backe auch etwas trocken. Das sollte in einem Lokal dieses Niveaus und dieser Preisklasse wirklich nicht passieren.

Auch für die Zubereitung von Fleisch sind sie hier Experten.
Auch für die Zubereitung von Fleisch sind sie hier Experten. (Foto: Stephan Rumpf)

Aber gut: Dafür gab’s eine Runde Espresso aufs Haus. Dazu genossen wir eine heiße Helva (10), eine sehr süße Paste mit Sesamaroma und ein Schokoladen-Tahini-Soufflé: wieder Sesam, wieder papp süß, wieder köstlich. Jedes von uns getestete Gericht kam übrigens ansprechend angerichtet an den Tisch, ohne zu verkünstelt zu sein. Der Geschmack steht im Piya im Vordergrund.

Von der nicht überbordend großen Weinkarte gönnten wir uns unter anderem den weißen Amethystos (6 Euro pro 0,1), eine aus Griechenland stammende Cuvée aus Sauvignon Blanc und Assyrtiko, die mit ihren dezenten Frucht- und Zitrusnoten gut zur Levante-Küche passt. Aus den Roten wählten wir mit dem Black Print von Markus Schneider (6,90 pro 0,1) einen kräftigen Klassiker zum Steak. Bier haben sie im Piya auch, den Drittelliter Paulaner-Hell für 4,10 Euro. Für die 0,75-Liter-Flasche Mineralwasser werden 7,90 fällig.

Das alles wurde bei jedem unserer Besuche von einem kundigen, außerordentlich aufmerksamen und freundlichen Personal serviert. Im Piya hatten wir nach längerer Zeit mal wieder das Gefühl, dass sich ein Restaurantbesuch in München gelohnt hat, trotz der üppigen Preise. Unsere Strategie: Lieber mal den einen oder anderen Besuch in einem 08/15-Laden auslassen, dann kann man sich auch entspannte Abende in einer Wohlfühlatmosphäre mit gutem Essen gönnen.

Restaurant Piya, Zenettistraße 11, 80337 München, Telefon: 089/729894520, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 12–23 Uhr, Freitag 12–1 Uhr, Samstag 17–1 Uhr, Sonntag 13–22 Uhr

Die SZ-Kostprobe

Die Restaurant-Kritik „Kostprobe“ der Süddeutschen Zeitung hat eine lange Tradition: Seit 1975 erscheint sie wöchentlich im Lokalteil, seit einigen Jahren auch Online. Etwa ein Dutzend kulinarisch bewanderter Redakteurinnen und Redakteure aus sämtlichen Ressorts – von München, Wissen bis zur Politik – schreiben im Wechsel über die Gastronomie in der Stadt. Die Auswahl ist unendlich, die bayerische Wirtschaft kommt genauso dran wie das griechische Fischlokal, die amerikanische Fast-Food-Kette, der besondere Bratwurststand oder das mit Sternen dekorierte Gourmetlokal. Das Besondere an der SZ-Kostprobe: Die Autorinnen und Autoren schreiben unter Pseudonym, oft ist dies kulinarisch angehaucht. Sie gehen unerkannt etwa zwei- bis dreimal in das zu testende Lokal, je nachdem wie lange das von der Redaktion vorgegebene Budget reicht. Eiserne Grundregeln: hundert Tage Schonfrist, bis sich die Küche eines neuen Lokals eingearbeitet hat. Und: sich nie bei der Arbeit als Restaurantkritiker erwischen lassen – um unbefangen Speis und Trank, Service und Atmosphäre beschreiben zu können.

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