Szenario:Sommerfest mit Sonnenspiel

Szenario: Das Wetter hielt, man hatte sich viel zu erzählen. Etwa 300 Gäste folgten der Einladung zum "Picnic en blanc" vor der Pinakothek der Moderne.

Das Wetter hielt, man hatte sich viel zu erzählen. Etwa 300 Gäste folgten der Einladung zum "Picnic en blanc" vor der Pinakothek der Moderne.

(Foto: Robert Haas)

Nach zwei Jahren Corona-Pause treffen sich die Freunde der Pinakothek wieder zum "Picnic en blanc". Grund zum Feiern ist auch eine außergewöhnliche Arbeit von Olafur Eliasson.

Von Sabine Buchwald, München

Ein Sommerfest feiern in diesem Teil der Welt, das heißt bangen und nach oben blicken: Hält das Wetter? Was macht die Sonne? Ist der Himmel klarer als die Aussage der App auf dem Handy? Solche Fragen treiben gewöhnlich die Gastgeber bei der Planung um. So war es auch noch bis zur letzten Minute vor dem "Picnic en blanc" auf der Wiese an der Pinakothek der Moderne. Zwei Mal erst konnten die Freunde des Münchner Kunsttempels, die sich Pin nennen, so feiern, wie am vergangenen Dienstagabend: an gedeckten Tischen, an der frischen Luft und in weißer Kleidung, so weit im Kleiderschrank vorhanden. Nicht jeder Gast war en blanc gekommen. Es gab ein paar bunte Pünktchen neben weißen Flatterkleidern und Hemden. Markus Michalke etwa, Vorsitzender des Stiftungsrats der Pinakothek der Moderne und Mitglied im Vorstand von Pin, erschien im schicken, aber ockergelben Anzug. Viel wichtiger war: Das Wetter spielte mit, und die Weine - vornehmlich weiß und rosé - flossen zu Salaten aus dem eigenen Picknick-Korb oder zu Landjägern und Hummus von einem Caterer aus Schwabing.

Szenario: Markus Michalke und Sophie Kirchner haben den Vorstand der Pin, Freunde der Pinakothek der Moderne vertreten und die Gäste begrüßt.

Markus Michalke und Sophie Kirchner haben den Vorstand der Pin, Freunde der Pinakothek der Moderne vertreten und die Gäste begrüßt.

(Foto: Robert Haas)

Etwa 300 Gäste aus dem Umfeld der Pinakothek und ihres Fördervereins feierten mit. Wegen Corona konnte in den vergangenen zwei Jahren die abendliche Sommerparty im französisch angehauchten Dinner-Stil nicht stattfinden. Dafür gab es je einen "Sommertag" mit Führungen und Workshops. So konnten die Besucher besser Abstand halten.

Das C-Wort war am Dienstagabend hier und da zu hören, jedenfalls aus den Mündern derjenigen, die auf der Art Basel vor dem Virus davongekommen waren und sich darüber freuten. Einige, so war zu vernehmen, auch aus dem Vorstand von Pin, mussten sich nach dem Gedränge auf der Schweizer Kunstmesse in Quarantäne begeben. Die Pandemie ist definitiv noch nicht vorbei, feiern, vor allem unter wärmender Sonne, derzeit dennoch möglich.

Die Sonne, und deshalb war die Hoffnung auf ihre hellen Strahlen für diesen Dienstagabend so groß, spielt eine ganz zentrale Rolle bei dem neuen Kunstwerk im Eingang der Pinakothek. Die Arbeit "Sonnenenergie 22" hat der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson mit seinem in Berlin ansässigen Team eigens für die Rotunde geschaffen. Mit dem Sommerfest, just am Tag der Sonnwende, wurde es den Besuchern nun präsentiert. Es ist ein riesiger runder Screen, der schräg an Drahtseilen unter dem runden Dach aufgehängt ist. Er hat einen Durchmesser von 18,5 Metern und wiegt knapp eine Tonne, erklärte Tayler Dover in Vertretung von Eliasson. Um die Scheibe aufzuhängen, brauchte es die Berechnungen von mehreren Statikern. Auf dem dünnen, grauen Stoff tanzt das Licht, reflektiert von mehr als 20 Spiegeln - sofern die Sonne scheint. Für Dover ist die Arbeit "wie ein Film, von der Sonne erzählt".

Szenario: 18,5 Meter Durchmesser hat der Screen von Olafur Eliasson, das neue Rotundenprojekt "Sonnenenergie 22" in der Pinakothek der Moderne.

18,5 Meter Durchmesser hat der Screen von Olafur Eliasson, das neue Rotundenprojekt "Sonnenenergie 22" in der Pinakothek der Moderne.

(Foto: Nicolas Brixle/oh)

Man muss also nach oben blicken, wenn man etwas sehen möchte - und am besten Geduld und Muße mitbringen. Denn die Situation ändert sich fortlaufend mit dem Sonnenstand oder dem Spiel vorüberziehender Wolken. Die Lage hat also durchaus Ähnlichkeit mit der Vorbereitung zu einem sommerlichen Fest. Vergleichen lässt sich Eliassons Idee auch mit einer Sonnenuhr. Sie fühle sich sehr daran erinnert, sagte Angelika Nollert, Direktorin der Neuen Sammlung, während sie ein Gläschen mit Avocado-Creme auslöffelte und erklärte, was es mit den großen Kunstwerken in der Rotunde auf sich hat.

Die Neue Sammlung ist eines der vier Museen, die sich in der Pinakothek der Moderne befinden. Alle vier zeigen nach und nach Arbeiten unter ihrer Ägide. Mit "Sonnenenergie 22" ist die Staatliche Graphische Sammlung an der Reihe. Davor waren Werke von Ingo Maurer und Anish Kapoor dort zu sehen. "Wir sind es kaum noch gewohnt, uns Zeit zu nehmen, etwas zu beobachten", betonte Michael Hering, seit 2016 Direktor der Staatlichen Graphischen Sammlung, in seiner Einführungsrede in der Rotunde.

Szenario: Prächtige Stimmung: Uwe Reuter, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Pinakothek der Moderne, Thomas Bachmaier, Vorstand der Pin, sowie die Auktionatoren Gudrun und Robert Ketterer.

Prächtige Stimmung: Uwe Reuter, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Pinakothek der Moderne, Thomas Bachmaier, Vorstand der Pin, sowie die Auktionatoren Gudrun und Robert Ketterer.

(Foto: Robert Haas)

Just in dem Moment zauberte ein Lichtstrahl bizarre, zarte Muster in Blau, Rot und Gelb auf den Screen. In London setzten sich die Besucher wohl auf den Boden und würden das Farbenspiel beobachten, spekulierte Hering und lud die Münchner ein, sich zu trauen, es den unkonventionellen Inselbewohnern gleichzutun.

Sicher ein guter Gedanke, es muss ja nicht in weißen Hosen sein. Für den Besuch der Rotunde wird übrigens keine Eintrittskarte verlangt. Das "Picnic en blanc" samt Kunstspaß kostete die Gäste jedoch 85 Euro pro Person. Dafür gab es ab halb neun Live-Musik von der Sängerin Anna Veit (im roten Kleid) und Musikern der Münchner Philharmoniker. Später wurde dann auch noch getanzt, bis 23 Uhr. Dann klappte man den Gästen mit Sitzfleisch die weiß behussten Bierbänke unter den Hintern zusammen.

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