Pilotversuch in München:Noch mehr Tonnen für den Müll

Die Stadt startet einen Pilotversuch, um den Restabfall besser zu trennen - die Haushalte erhalten drei neue Wertstofftonnen. Hintergrund sind neue Pläne in Berlin.

Marco Völklein

Wenn Politiker sich streiten, kann das ganz konkrete Auswirkungen haben - auch am Müllsammelplatz in einer Wohnanlage. Seit dieser Woche fordert die Stadt etwa 25.000 Münchnerinnen und Münchner auf, ihren Müll noch aufwendiger zu trennen als bislang.

MUELLTONNEN

Seit dieser Woche sollen 25.000 Münchnerinnen und Münchner ihren Restmüll in noch mehr unterschiedliche Tonnen aufteilen.

(Foto: DDP)

Zusammen mit der Wohnungsbaugesellschaft Gewofag hat der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb, kurz AWM, einen einjährigen Pilotversuch gestartet. Dazu haben die AWM-Müllmänner in den Müllsammelplätzen von 46 Gewofag-Anlagen in Riem, Ramersdorf und Giesing zusätzliche Mülltonnen aufgestellt, in denen die Bürger nun Kunststoff- und Metallabfälle sowie Elektrogeräte sammeln sollen. In den Innenstadtvierteln Isarvorstadt, Au und Haidhausen werden zudem von September an zwei "Wertstoffmobile" unterwegs sein, bei denen die Bürger die Altstoffe abgeben können.

Hintergrund des Pilotversuchs ist ein handfester Streit um den Müll, genauer: um den Restmüll. Denn der steht laut Gesetz den Kommunen zu. Die Bundesregierung will aber (nach Anregung durch die EU) das Abfallgesetz ändern - und künftig den Kommunen vorschreiben, neben der normalen Restmülltonne eine zusätzliche Tonne für "Wertstoffe" aufzustellen. In dieser sollen vom Jahr 2012 an Plastik- und Metallabfälle landen - also zum Beispiel alte Töpfe oder Pfannen, kaputtes Plastikspielzeug und DVDs.

Drei neue Tonnen für Münchner

Das Problem aus Sicht der Kommunen: Die Bundesregierung will es privaten Firmen gestatten, diesen Wertstoffmüll abzuholen und zu verwerten. Die würden sich so "die Rosinen herauspicken", kritisiert Münchens Kommunalrefentin Gabriele Friderich. Den Kommunen bliebe so unterm Strich weniger Müll, ihnen würden "Einnahmemöglichkeiten entzogen". Zugleich müssten die Städte und Landkreise aber weiterhin Personal, Müllfahrzeuge und Verbrennungsanlagen vorhalten. "Am Ende", so Friderich, könnten die Müllgebühren steigen: "Damit trifft die große Politik den Gebührenzahler." Auch andere Kommunen wehren sich gegen die Regierungspläne: So bereitet sich zum Beispiel der Landkreis Fürstenfeldbruck - quasi im Vorgriff auf die Berliner Beschlüsse - bereits auf die Einführung einer weiteren Tonne vor, um die Wertstoffe in seiner Oberhoheit zu belassen.

In München wollen die AWM-Verantwortlichen nun mit dem Pilotversuch zeigen, dass sich durch die zusätzlichen Tonnen die Wertstoffe besser erfassen lassen - und dass das die Stadt besser kann als ein privater Entsorger. Dazu erhalten die 8400 Haushalte in den Gewofag-Anlagen jeweils drei weitere Tonnen: eine für Kunststoffe (etwa für alte Plastikschüsseln), eine für Metall (für kaputte Töpfe und Pfannen) und eine für zu entsorgende Elektrokleingeräte. Die AWM-Abholfahrzeuge sind mit Waagen ausgestattet, um die Mengen exakt zu erfassen. Wissenschaftler begleiten den Versuch.

Wichtig ist: Verpackungsmüll (also Joghurtbecher, Dosen, Milchtüten ...) sollte nicht in die drei neuen Tonnen entsorgt werden - denn der steht laut Abfallrecht dem Anbieter "Duales System" zu und gehört in die gelb-braunen Behälter, die an den stadtweit 960 Wertstoffinseln konzentriert sind. Das alles ist mehr als kompliziert. Und so wird der Test auch zeigen, ob die Bürger überhaupt noch unterscheiden können, welcher Müll in welche Tonne muss.

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