Kritik:Kloß im Hals

Gelungene "Beatles"-Hommage im Metropol-Theater

Von Oliver Hochkeppel, München

"Endlich!", brach es aus James Newton zur Begrüßung des Publikums heraus. Der 30-Jährige gehört seit einigen Jahren fest zum Ensemble des Metropoltheaters - nur dass er dort Corona-bedingt seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr auf der Bühne stehen durfte. Jetzt also war er Hauptfigur der ersten neuen Produktion, allerdings nicht mit Theater, sondern mit Musik. Weil Intendant Jochen Schölch noch keine Ensemble-Proben verantworten will, wird jetzt mit Hommagen an Pop-Legenden gestartet, in Duo-Besetzungen. Gut, dass er mit Newton einen in der Truppe hat, der nicht nur singen und Gitarre spielen kann, sondern auch "mit der Musik der Beatles aufgewachsen ist", wie er erklärte. Und der für ein "Two of Us"-Tribute an John Lennon und Paul McCartney nicht lange nach einem Partner suchen musste: Sein Vater Phil Newton ist nicht nur ein erfahrener Singer/Songwriter, sondern auch als Liverpooler mit den Fab Four selbst groß geworden.

Für die nicht eben geringe Aufgabe müssen die beiden, das war am Schluss klar, wie verrückt geackert und geübt haben. Zwei Stunden lang ließen sie die komplette Karriere der Beatles chronologisch abrollen. Mit klugen Einordnungen und persönlichen Anekdoten. Und mit einer Rekordzahl von Songs, packten sie doch etliche in diverse Medleys. In die ausgeklügelte Dramaturgie bauten sie obendrein einige Theatereffekte ein, von Blacks übers kunstvolle Einkleiden in Sgt.-Pepper-Jacken bis zu Einspielern wie der finalen Radio-Nachricht von der Ermordung John Lennons.

Da wäre dann mit Lennons "Imagine"-Hymne eigentlich Schluss gewesen. Aber die Leute wollten die Newtons nicht gehen lassen. Und die Mitsing-Klassiker "Hey Jude", "Let It Be" und "All You Need Is Love" waren ja auch noch nicht gespielt. Mit ihnen und einem Kloß im Hals klang der dramaturgisch wie musikalisch - von der Gitarrenbeherrschung über die Arrangements bis zum vor allem im Duett eindrucksvollen Gesang - überzeugende Abend also endgültig aus. Lange kein gelungeneres Beatles-Tribute mehr gesehen.

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