Pfarrer:Suche nach den Gemeinsamkeiten

Pfarrer: Der evangelische Pfarrer Markus Rhinow versucht, in der Gemeindearbeit neue Wege zu gehen, um möglichst breite Gesellschaftsschichten anzusprechen. So auch in der Projektwoche in der Nazarethkirche.

Der evangelische Pfarrer Markus Rhinow versucht, in der Gemeindearbeit neue Wege zu gehen, um möglichst breite Gesellschaftsschichten anzusprechen. So auch in der Projektwoche in der Nazarethkirche.

(Foto: Catherina Hess)

Markus Rhinow erklärt das Ziel der aktuellen Projektwoche

Interview von Björn Struß, Bogenhausen

Mit einer Projektwoche versucht die evangelische Gemeinde Immanuel-Nazareth gerade, sich für andere Kulturen und weniger religiöse Menschen zu öffnen. Start war am Sonntag, 25. Juni, mit einer liturgisch-musikalischen Leseperformance. Noch bis Sonntag, 2. Juli, werden in der Nazarethkirche an der Barbarossastraße für eine Kirche eher untypische Veranstaltungen angeboten. Die Gemeinde war erst 2012 durch eine Fusion entstanden; ihr gehören nun zwei Kirchen an. Pfarrer Markus Rhinow erklärt im Interview, was er mit der Nazareth-Projektwoche erreichen möchte, die am Sonntag, 2. Juli, mit einem Sommerfest (Beginn 10 Uhr) zu Ende geht.

SZ: Die evangelische Glaubensgemeinschaft in München schrumpft. In den vergangenen fünf Jahren gab es mehr als 19 000 Kirchenaustritte, demgegenüber stehen lediglich rund 2000 Eintritte. Wie ist die Entwicklung in Ihrer Gemeinde?

Markus Rhinow: Wir haben keinen abweichenden Trend. Aber das eine ist die Mitgliedschaft und das andere ist die Verbundenheit mit der Kirche. Wenn eine Gemeinde mit dem Herzen dabei ist, merkt man das an gewissen Parametern. Die Gottesdienstbesuche an Heiligabend sind in der Nazarethkirche über Jahre gestiegen. Ich bin optimistisch.

Am vergangenen Sonntag haben Sie die Nazareth-Projektwoche gestartet. Ist das nur ein Versuch, den Negativtrend zu stoppen, oder steckt mehr dahinter?

Nach der Fusion unserer zwei Gemeinden haben wir uns die Frage gestellt, ob wir in beiden Kirchen das Gleiche machen wollen. Aber das ist Unsinn. Die Immanuelkirche soll unsere Gemeindekirche sein, die Nazarethkirche wollen wir zu einer Projektkirche entwickeln.

Mit der Projektwoche wollen Sie "soziale und religiöse Grenzen überschreiten". Was meinen Sie damit?

Ich glaube, dass wir uns nicht nur um unser Kernpublikum kümmern müssen. Wir machen die Erfahrung, dass die Gesellschaft auseinandergeht. Es gibt Gruppen, die haben nichts mehr miteinander zu tun. Ob es Rechts und Links ist, Arm und Reich. Und wo erleben Sie wirklich muslimische Frömmigkeit? Es gibt viele Muslime in München, aber kennen Sie die? Wir wollen jetzt miteinander ins Gespräch kommen.

Während der Auftaktveranstaltung in der Nazarethkirche wurde ein Musikstück gespielt, das "Allahu Akbar" - Allah ist groß - minutenlang wiederholt. Könnten Sie einigen Gemeindemitgliedern vielleicht zu viel zumuten?

Natürlich werde ich mich nicht in meinen Gottesdiensten hinstellen und "Allahu Akbar" singen. Ich bin Christ. Ich bleibe Christ, aber ich bin viel mehr an dem interessiert, was uns verbindet, als an dem, was uns trennt. Da haben wir gemeinsam mit muslimischen Theologen tolle Entdeckungen gemacht.

Ihre Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler bemängelt, Christen könnten nur selten Auskunft über ihren Glauben geben, das sei bei Muslimen anders. Wäre also nicht vielmehr eine Vertiefung des eigenen Glaubens angebracht, anstatt fremde Kulturen in die Kirche einzuladen?

Wir machen beides. Ich bin Gemeindepfarrer mit Haut und Haaren. In der Konfirmandenarbeit lege ich großen Wert darauf, zu vermitteln, wofür wir Protestanten und Christen stehen. Aber gleichzeitig interessieren mich auch die Gemeinsamkeiten mit anderen Kulturen.

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