Süddeutsche Zeitung

Konzert in der Allerheiligen Hofkirche:Tutti paletti

Peter Stangel besetzt mit seiner Taschenphilharmonie Schönberg und Mozart um.

Von Klaus P Richter, München

Wenn Peter Stangel mit seiner Taschenphilharmonie ein Programm mit "Lieblingsstücken" serviert, dann müssen das nicht immer dekonstruierte Schinken aus dem sinfonischen Repertoire sein, fein filetiert auf ihre Strukturgerüste. Nicht einmal bei Coronas ärgerlich "dekonstruierter" Publikumsbesetzung. Inzwischen macht er auch das Umgekehrte. Im Konzert in der Allerheiligen Hofkirche brachte er nämlich Schönbergs sechs kleine Klavierstücke op. 19 von 1911, Miniaturen der ersten Zwölftonzeit, auf Orchesterformat. Natürlich auf seines, mit zwölf Taschenphilharmonisten.

Für sie befreite er den spröden Klaviersatz zu Klangfarben-Tableaus mit spätromantischem Flair und rückte so das Opus in ein ganz neues Licht. Besonders das dritte Stück, wo eine Basslinie, selten in Schönbergs Dodekafonie, samt diatonischen Anklängen vertraute Hörkonturen schaffen. Dort schwelgten dann auch Cello und Kontrabass mit Ohrenlust, und die Bläser tupften delikat bis bissig. Auch für Mozart gab es eine Transkription zu größerem Klangformat. Stangel bearbeitete das Divertimento in D-Dur, KV 334, mit sechs Sätzen das umfangreichste in Mozarts Oeuvre, für sein größeres Ensemble. Aus der Besetzung von sechs Instrumentalisten wurden jetzt elf. Das zweite Horn des Originals ließ er zwar weg, dafür gab es viel Reizvolles für Oboe, Klarinette, Fagott und Querflöte.

Mit dieser Besetzung gewannen nicht nur die beiden Menuette sprühende konzertante Ausdruckskraft, sondern auch dem besinnlichen A-Dur-Adagio wuchs bedeutungsvolle Tiefe zu. Im Schlussrondo brillierte dann die treffliche Konzertmeisterin Angelika Lichtenstern auf ihrer Violine mit solistischem Glanz. Allerdings öfter ertrunken im animierten Tutti eines Ensembles, das sein "Taschenformat" klanglich weit transzendierte. Zur Beifallsbelohnung gab es das halbe Programm des Abends noch einmal als Zugabe.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5513454
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/zir/by
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.