Peter Rein war ein sehr selbstbewusster und ziemlich furchtloser Theatermann, das hat nicht immer und überall die Herzen gewärmt. Im Rückblick versteht man, dass er wahrscheinlich genau deshalb der Richtige war, um das Ingolstädter Theater in eine neue Zeit zu führen. Als Rein 2001 an der Donau antrat, war er 38 Jahre alt, einer der jüngsten Intendanten in Deutschland. Vor ihm hatten der örtliche Säulenheilige Ernst Seiltgen und dann Wolfram Krempel das Haus geleitet, beide waren Mitte sechzig, als sie aufhörten. Der Neue hätte damals etwas falsch gemacht, wenn ihn nicht wenigstens Teile des Publikums (und des Stadtrats) für einen schrecklichen jungen Wilden gehalten hätten. Dafür reichte es manchmal ja schon, in einem fabelhaften "Don Karlos" einen Getränkeautomaten auf die Bühne zu stellen oder bei "Richard III." Madonna-Songs einzuspielen.
Rein, der aus dem nahen Donauwörth stammte, ging keiner Diskussion und kaum einem Streit aus dem Weg, schon gar nicht, wenn es nach einer Premiere spät wurde im Café Detter. Er war ein inszenierender Intendant, der stets versiert und bisweilen virtuos mit Musik arbeitete, etwa in der mindestens in Ingolstadt legendären "Dreigroschenoper" mit der Indie-Band Slut. Für anspruchsvolle Zumutungen entschädigte er das Publikum mit handwerklich gekonnten Wohlfühlrevuen, die über zehn Spielzeiten eine hervorragende Auslastung sicherstellten. Dass Ingolstadt bis heute eine Hochburg des Kinder- und Jugendtheaters ist, hat die Stadt seiner Aufbauarbeit zu verdanken. Nach seinem Abschied 2011 war er als freier Regisseur tätig, mit dem Musical "Falco" feierte er einen Tour-Erfolg. Nun ist Peter Rein, der Erneuerer des Ingolstädter Theaters, tragisch früh im Alter von 59 Jahren gestorben.