Peter Pan auf dem Tollwood:Der Geisteskranke

Ein junger Udo Lindenberg im Sonderzug nach Nimmerland: Zum Auftakt des Winter-Tollwoods gab es die Premiere von "Peter Pan" - mit Buhrufen der Zuschauer nach der Vorstellung.

Jürgen Schmieder

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Wer es noch nicht wusste, der weiß es jetzt: Peter Pan ist ein geisteskranker und selbstgefälliger Punkrocker, ein junger Udo Lindenberg im Sonderzug nach Nimmerland - so abenteuerlustig und rücksichtslos, dass er am Ende der Geschichte in ein Irrenhaus eingeliefert werden muss. Es betritt ...Text: Jürgen Schmieder Fotos: Tollwood

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... ein gebrochener alter Schauspieler die Bühne. Er ist verzweifelt, weil er sein Leben lang den Peter Pan geben musste und nun nicht mehr kann. Traurig fährt er im Rollstuhl durch die Manege, in der er nicht mehr auftreten mag. Danach ...

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... erscheint der junge Peter Pan - und er hat so wenig gemein mit diesem Jungen, den man aus den Kindergeschichten von James Matthew Barrie kennt. Pan ist ein nihilistischer Punk aus den achtziger Jahren mit Berliner Dialekt, beschwipster Stimme und äußert arrogantem Gehabe. Er will jung sein, er will Spaß haben, er hat keinen Bock auf die Zukunft. Man kennt ...

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... diese Geschichte, die im Jahr 1911 von Barrie als Theaterstück adaptiert wurde, die von Jerome Kern und Leonard Bernstein als Musical inszeniert wurde und von der es eine überaus liebevolle Fortsetzungs-Verfilmung ("Hook") im Jahr 1991 gab.Grunerts Inszenierung allerdings verliert sich in der eigentlich einfachen Storyline. Immer wieder gibt es expressionistische Tanz- und Spielszenen auf der wirr angeordneten Bühne, die ablenken von dem, was Peter Pan ist: ein tragisches und rastloses Kind, das nicht nur nicht erwachsen werden will, sondern nicht erwachsen werden darf. Es wäre ...

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... durchaus möglich gewesen, das Sujet in expressionistischem Stil zu inszenieren und dennoch dem Original-Pan gerecht zu werden. Im Ensemble befinden sich überaus begabte Künstler wie die Schwertschluckerin "The Beautiful Jewels", der Jongleur Ben Smalls und die Trapezkünstler "Romeo & Juliette". Denen ...

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... ist jedoch nicht genug Aufmerksamkeit vergönnt, weil während der Einlagen ständig jemand brüllt, herumhüpft oder poltert.Wahrscheinlich muss man diese Inszenierung aufdröseln in seine Einzelteile. Es gibt sehr gelungene Elemente wie den Einzug des Bösewichts Hook oder die Szene, in der Peter Pan seinem Schatten hinterherjagt. Es gelang ...

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... Grunert allerdings nicht, die Elemente zu einem funktionieren Ganzen zu formen. Die Inszenierung wirkt chaotisch und lieblos - es gipfelt darin, dass der Zuschauer die Figur des Peter Pan am Ende nicht tragisch, sondern einfach nur unsympatisch findet und ihm das Irrenhaus gönnt, in das er gebracht wird - und Grunert deshalb nach der Vorstellung ausbuht.

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Igor Stravinsky (sitzend) als Elfe Glöckchen ist ein Meister an der Geige mit unverkennbarem komischen Talent, seine Band Konnexion Balkon untermalt die einzelnen Szenen gekonnt.

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Zum Theater gab es ein Vier-Gänge-Menü von Starkoch Stefan Marquard. Weil derzeit in Deutschland so ziemlich alles beshowkocht wird, war der selbsternannte "Freibeuter der Küche" die ideale kulinarische Untermalung zu einem Stoff wie "Peter Pan".Es gab Latex-Lachs, Ochsensuppe und Rinderschulter - solide und gut schmeckende Kost für einen abenteuerlichen Abend, den die Premierengäste erwarteten.

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