Grund- und Mittelschule in Pasing:Innen hui, außen weniger

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Die Farbe im Haus ist hübsch, kann aber nicht drüber hinwegtäuschen: Die Grund- und Mittelschule an der Peslmüllerschule harrt einer dringenden Sanierung. (Foto: Florian Peljak)

Das Dach ist leck, die Wände bröseln: Die Grund- und Mittelschule an der Peslmüllerstraße ist längst reif für eine Sanierung. Mehr als eine Machbarkeitsstudie 2022 ist aber nicht in Sicht.

Von Ellen Draxel

Altehrwürdig wirkt der Bau der Grund- und Mittelschule an der Peslmüllerstraße nicht gerade. Das liegt an der schon auf den ersten Blick maroden Fassade des Gebäudes und am Siebziger-Jahre-Stil des Schulkomplexes. Betritt man den Schulhof aber über den Haupteingang, wandelt sich der Eindruck. Quadratisch praktische Architektur sieht anders aus. Besonders die Dachformen mit ihren Zacken fallen aus dem Rahmen. Innen dann weicht das Betongrau einem fröhlich bunten Farbenspiel.

Antje Milleder und Christiane Kolb-Radl "lieben" ihren Schulcampus. Das klarzustellen, ist den Rektorinnen der Pasinger Grund- und Mittelschule ganz wichtig. "Wir haben super Schüler und Schülerinnen und extrem engagierte Eltern." Und eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem benachbarten Bertolt-Brecht-Gymnasium. Knapp 350 Schülerinnen und Schüler besuchen die Grund-, 414 die Mittelschule. Gerade aber weil ihr Herzblut an dem hängt, was sie tun, verlangen die Schulleiterinnen, endlich die dringend notwendige Sanierung und Modernisierung des Komplexes voranzutreiben.

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"Wir fordern das seit Jahren, das Vorhaben ist jedoch immer wieder ins Stocken geraten", erzählt Milleder. "Nochmal darf das nicht passieren." Eine Meinung, die Pasings Lokalpolitiker parteiübergreifend teilen. Dabei mangelt es dem laut Milleder ältesten Schulcampus Bayerns nicht an Fläche. Aula und Gänge des Pasinger Grund- und Mittelschulgebäudes sind breit, die Klassenzimmer im Vergleich zu vielen anderen Bildungsanstalten groß.

Auch draußen ist Platz, es gibt ausreichend Pausenflächen, zwei Tischtennisplatten, ein Theatron, eine Netzschaukel. Dazu vier Turnhallen, ein Schwimmbad und einen großen Sportplatz. Doch abgesehen davon, dass sich die Mitglieder der Schulfamilien mangels bestimmter Räumlichkeiten wie Elternsprechzimmer, Differenzierungs- und Inklusionsräumen oder Lernfluren bereits heute nahezu täglich "durch die Räume jonglieren müssen", wie Mittelschul-Rektorin Kolb-Radl den Alltag an der Peslmüllerstraße umschreibt, sind die baulichen Defizite inzwischen immens.

1971-74 errichtet, wurden Mängel an dem Gebäude immer nur bruchstückhaft beseitigt. Mittlerweile sind Fenster und Terrassentüren undicht, die Dämmung bröckelt, asbesthaltige Eternitplatten, mit denen Teile der Fassade verkleidet sind, sind locker und bröseln. Die Kinder, weiß Stephanie Fischer vom Förderverein der Grundschule, knubbeln an dem für die Atemwege schädlichen Stoff herum und nehmen sogar Platten "wie Trophäen" mit nach Hause.

Vor den Sommerferien 2020 entdeckte man dann einen Wasserschaden: Weil das Wasser auf dem Dach eines Traktes nicht mehr ablaufen konnte, suchte es sich seinen Weg durchs Gebäude. "Danach hatten wir Schimmel im Verwaltungstrakt, im Lehrerzimmer und in Klassenzimmern", so Milleder. "Man kann darauf warten, dass das wieder passiert."

Setzen sich für eine zügige Erneuerung ein: Stephanie Fischer, Vorsitzende des Fördervereins, und Dominique Christ, Elternbeiratsvorsitzender. (Foto: Florian Peljak)

Denn auf dem Dach stehen schon wieder Pfützen. Auch die Turnhallen sind undicht, bei Regen oder Schneefall tropft es - in schon bereitstehende Eimer. Dazu kommt die mangelnde Sicherheit. "Wir bräuchten dringend gesicherte Eingänge mit Schließanlagen und Klingeln", sagt Milleder. Offenheit finden die Pädagoginnen ja an sich gut. Aber es gebe einfach zu viele "Feierlichkeiten" auf dem für jeden zugänglichen Areal. "Wir haben Graffiti an den Wänden, Eternitplatten, die zerstört und Fenster, die eingeschmissen werden. Am Morgen liegen Müll und Scherben herum." In den Weitsprung-Gruben fand man auch schon mal Kondome und Spritzen. Vor vier Jahren brannte es im baulich verbundenen Bertolt-Brecht-Gymnasium, die Stadtverwaltung ging von Brandstiftung aus.

Aus Sicht der Schulfamilie - Elternbeirat und Förderverein unterstützen die Forderungen der Schulleiterinnen - ist all das insbesondere deshalb ärgerlich, weil die energetische Sanierung der Gebäudehülle samt weiteren Maßnahmen in den Außenanlagen und der Erweiterung der Grundschule bereits 2018 detailliert geplant war. Doch dann wurde das Schulgelände unter Denkmalschutz gestellt - eine große Ehre, die jedoch den Stopp des Projektes zur Folge hatte. Inzwischen taucht das Schulzentrum aber zumindest im dritten Schulbauprogramm auf, "als Standort mit Vorleistungen zur Aufnahme in ein künftiges Bauprogramm".

Trübe Ansichten: In Pasing wartet man nach wie vor auf eine Frischekur für die Grund- und Mittelschule an der Peslmüllerstraße. (Foto: Florian Peljak)

Kommendes Jahr soll laut Referat für Bildung und Sport mit einer Machbarkeitsstudie als Basis für weitere Planungen begonnen werden. An der Peslmüllerstraße 6 und 8, so Referatssprecherin Julia Mayer, würden "ein Kinderhort, eine ganztagsgerechte vierzügige Grundschule nach dem aktuellen Raumprogramm, eine ganztagsgerechte vierzügige Mittelschule und ein dreizügiges Gymnasium nach dem Lernhauskonzept unter Berücksichtigung der sportfachlichen Bedarfe realisiert". Welche baulichen Varianten zum Tragen kämen, zeige sich aber erst im Verlauf weiterer Planungen.

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