Personalentscheidung:LMU-Klinikum erwirtschaftet Überschuss - und der Verantwortliche muss gehen

Personalentscheidung: Seit 2007 ist Gerd Koslowski der kaufmännische Direktor des Klinikums.

Seit 2007 ist Gerd Koslowski der kaufmännische Direktor des Klinikums.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Das Klinikum der LMU trennt sich von seinem kaufmännischen Direktor Gerd Koslowski.
  • Offiziell heißt es, Koslowski stehe nicht mehr zur Verfügung.
  • Nach SZ-Informationen hatten sich Professoren über die strikte Sparpolitik beschwert.

Von Christina Berndt und Christian Krügel

Das Klinikum der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) gilt als eines der angesehensten Krankenhäuser des Landes, es steht wirtschaftlich gut da und plant zudem mit dem neuen Kinder- und Zentralkrankenhaus in Großhadern eines der ehrgeizigsten Bauprojekte Bayerns. Eine Erfolgsstory - doch genau dieser Erfolg wird nun dem obersten Manager des Hauses zum Verhängnis.

Gerd Koslowski, kaufmännischer Direktor des Klinikums, wird im Herbst 2017 seinen Posten aufgeben. Der Aufsichtsrat hat seinen Vertrag nicht verlängert. Offiziell heißt es, Koslowski stehe nicht mehr zur Verfügung. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung beugte sich das Gremium aber dem Druck der Ärzte und Professoren, denen Koslowskis Sparpolitik offenbar zu weit ging.

Seit 2007 ist der gebürtige Münchner kaufmännischer Direktor des Uni-Klinikums. Im vierköpfigen Vorstand ist er für die wirtschaftliche Führung der Häuser und die mehr als 7000 Mitarbeiter verantwortlich. Von Beginn an war Koslowski umstritten. Seine Unterstützer loben den strengen Sparwillen des 47-Jährigen und die wirtschaftliche Effizienz, die er in die komplizierten Strukturen der LMU-Kliniken gebracht habe.

Tatsächlich kann er ein positives Ergebnis auch für das Jahr 2015 vorlegen, in dem viele deutsche Uni-Kliniken rote Zahlen schrieben: Die Häuser in Großhadern und in der Innenstadt erwirtschafteten einen Überschuss von 1,2 Millionen Euro und warben zudem 95 Millionen Euro an Drittmitteln ein. Etwa eine Milliarde Euro wird der Freistaat in den nächsten 20 Jahren in das LMU-Klinikum investieren, um eine Portalklinik in der Innenstadt und eine Kinderklinik in Großhadern zu bauen sowie um das Großklinikum dort komplett neu zu errichten. Diese Zusagen führen viele auf Koslowskis Hartnäckigkeit zurück.

Seine Kritiker werfen ihm allerdings vor, zu sehr gespart zu haben - vor allem ohne Rücksicht auf die Fachkliniken. Das LMU-Klinikum besteht aus 28 solcher Kliniken, die jeweils von Professoren geleitet werden. Zudem gibt es zwölf fachspezifische Institute. Viele der Professoren fühlten sich offenbar in ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit beschnitten. Die Personalkosten seien zu drastisch gesenkt worden, auf Kosten der verbliebenen Mitarbeiter.

Ärger gab es auch, weil Koslowski angeblich Labortests nicht mehr an interne LMU-Institute geben wollte, sondern an externe Dienstleister. So sollten sie billiger werden. Der Manager habe das Haus "wie eine Privatklitsche oder eine Kreisklinik, nicht wie ein Uni-Klinikum geführt", heißt es aus der Professorenschaft. Ein Vorwurf, der auf Koslowskis Karriere anspielt: Er kam 2007 vom Kreiskrankenhaus Landsberg/Lech, nachdem er zuvor unter anderem für den Helios-Konzern gearbeitet hatte. Einige stießen sich offenbar auch am harten Umgangston. Ein Koslowski-Befürworter erklärt das so: "Er hat den Fehler gemacht, die Professoren nicht bei jeder Kürzung vorher zu fragen und zu streicheln."

Der Vertrag sollte routinemäßig verlängert werden

Die Wut auf den kaufmännischen Direktor scheint groß gewesen zu sein. Am 4. Mai sollte der Aufsichtsrat über dessen Zukunft entscheiden und den Vertrag, der im Herbst 2017 ausläuft, routinemäßig ein weiteres Mal verlängern. Doch nach SZ-Informationen wurden zuvor die Klinikdirektoren gemeinsam im Wissenschaftsministerium von Ludwig Spaenle (CSU) vorstellig, um sich gegen Koslowski auszusprechen. Spaenle ist als Minister auch Aufsichtsratschef des LMU-Klinikums. So viel Einigkeit unter den Professoren habe es in den vergangenen 25 Jahren noch nie gegeben, heißt es aus deren Kreisen.

Spaenle äußert sich zu den Vorgängen nicht: "Die Beratungen des Aufsichtsrats erfolgen nicht öffentlich und sind insbesondere bei Personalangelegenheiten vertraulich", teilt sein Ministerium mit. Tatsache ist aber, dass es nicht zu der erwarteten Vertragsverlängerung kam, sondern dass der Aufsichtsrat die Zusammenarbeit mit Koslowski auslaufen lässt.

In einer Stellungnahme des Klinikums hieß es am Donnerstag, man leite einen "personellen Wechsel" ein. Gerd Koslowski stehe nicht mehr zur Verfügung. "Sowohl Aufsichtsrat wie auch der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor Prof. Dr. Karl-Walter Jauch bedauern diese Entscheidung", heißt es. Wie es nach 2017 weiter geht, ist offenbar noch unklar. Demnächst werde Koslowskis Stelle öffentlich ausgeschrieben, teilt die Klinik-Leitung mit, "eine Findungskommission des Aufsichtsrates koordiniert die Nachfolgeregelung".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: