Perlach:Vier Meter schaffen Frieden

Anwohner und Stadt schließen einen Vergleich, dem eine Lärmschutzwand an der Berghamer Straße zugrunde liegt

Von Julian Raff, Perlach

Widersprüchliche Informationen und Verzögerungen begleiten den Bau der Flüchtlingsunterkunft an der Nailastraße seit zwei Jahren. Zumindest in Sachen Lärmschutz herrscht nun Klarheit: Anwohner und Stadt schlossen vor dem Verwaltungsgericht einen Vergleich, der auf den Bau einer vier Meter hohen Lärmschutzwand längs der Berghamer Straße hinausläuft. Sechs Bewohner der östlich angrenzenden Einfamilienhäuser und der Eigentümer eines südlich angrenzenden, unbebauten Grundstücks hatten gegen die Baugenehmigung geklagt, da deren Auflagen die Nachbarschaft nicht ausreichend vor Lärm schützen würden. Die Klage richtete sich gegen die formal noch gültige, aber inhaltlich überholte Planung einer Unterkunft für 200 Erwachsene. Aktuell ist hier ein Heim für 160 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geplant. Der Bauantrag des Sozialreferates liegt vor und dürfte, wie ein Vertreter der Lokalbaukommission vor Gericht erklärte, innerhalb der nächsten 14 Tage genehmigt werden - unter Einschluss des nun erzielten Vergleichs.

Die Anwohner hatten mit einem im August 2014 eingereichten Eilantrag vorübergehend Recht bekommen, dessen aufschiebende Wirkung der Verwaltungsgerichtshof wieder aufhob. Für tatsächliche Bauverzögerungen hatten unterdessen weniger die Nachbarklagen gesorgt, sondern vor allem mehrmalige Umplanungen, stockender Materialnachschub am Bau und zuletzt offene Fragen beim Hochwasserschutz. Letztere wurden durch den Bau eines "Streifenfundaments" inzwischen geklärt. Wie im vergangenen Herbst angekündigt, trafen sich Anwohner und Verwaltungsleute kürzlich bei einem runden Tisch unter Leitung von Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD). Die dort entstandene Planskizze einer Lärmschutzwand liegt dem Vergleich zugrunde, den Richterin Marion Pauli-Gerz den Beteiligten bereits beim Ortstermin nahegelegt hatte.

Die Kombination aus einem Wall und einer darauf aufgesetzten Mauer soll zur Berghamer Straße hin insgesamt vier Meter hoch gebaut werden und an ihrem Nord- und Südende jeweils in westlicher Richtung abknicken, so dass der Schall nach innen zurückgeworfen wird. Lärmbelästigung befürchten die Anwohner vor allem durch eine rund 1400 Quadratmeter große Spielwiese mit Bolzplatz, die östlich des Wohnheims angelegt werden soll. Ein Beachvolleyballfeld wurde zwischenzeitlich wieder aus dem Plan gestrichen, ebenso ein Streetballplatz im halboffenen Innenhof der Wohntrakte. Gegen eine verbleibende Streetballanlage im Nordwesten des Geländes, nahe beim Wertstoffhof haben die Nachbarn keine Einwände.

Ihren ursprünglichen Wunsch nach einer 4,5o Meter hohen Schutzwand mussten sie indirekt den Erfordernissen des Hochwasserschutzes anpassen: Die Spielwiese ist als Rückhalteraum für den Hachinger Bach vorgesehen und wird deshalb vertieft angelegt, so dass Lärmschutzwall und Mauer, von dort aus gesehen, bis zu 5,8o Meter aufgeragt hätten. Form und Höhe der Böschung, sowie die Wandoberfläche sollen so gewählt werden, dass die nun gut fünf Meter hohe Mauer nicht lautstark als Torwand zweckentfremdet werden kann.

Südlich der Nailastraße hat bereits der nördliche von drei Gebäuderiegeln Gestalt angenommen; der südwestliche Trakt wird derzeit hochgezogen. Die Fertigstellung ist Oktober geplant.

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