Süddeutsche Zeitung

Pläne für Perlach:Seniorenzentrum für den Stephensonplatz

Das denkmalgeschützte, aber heruntergekommene Bahnhofsgebäude soll im Zuge einer Wohnbebauung revitalisiert werden. Von den auf dem Areal geplanten 300 Apartments, der Pflegestation und der Infrastruktur profitieren auch die Anwohner.

Von Patrik Stäbler

Als Andreas Zeitner gar von einem Rohdiamanten spricht, "den man zum Brillanten schleifen kann", da regt sich heiteres Gemurmel unter den 70 Interessierten, die an diesem Abend in die Perlacher Dietrich-Bonhoeffer-Kirche gekommen sind - zur Infoveranstaltung über die geplante Umgestaltung des Stephensonplatzes. Eben jenen will der Geschäftsführer des Vorhabenträgers also zum Edelstein schleifen, was angesichts seiner jetzigen Gestalt ein durchaus ambitionierter Plan ist. Denn aktuell kommt das Areal am Perlacher S-Bahnhof ziemlich freudlos daher und ist in weiten Teilen eine Brachfläche. Überdies steht dort ein denkmalgeschütztes, aber heruntergekommenes und ungenutztes Bahnhofsgebäude.

Doch geht es nach den Verantwortlichen der Rosenhof Seniorenwohnanlagen, dann soll dieses Gebiet aus dem "Dornröschenschlaf" geweckt werden, sagt Dietmar Sandler. Der Stadtplaner vom Münchner Büro bgsm moderiert die Infoveranstaltung und stellt vor der Diskussion mit den Anwohnerinnen und Anwohnern zunächst die Grundzüge des Projekts vor. So plant die Rosenhof-Gruppe am Perlacher Bahnhof ihre bundesweit zwölfte Seniorenwohnanlage - mit bis zu 300 Apartments und einer Pflegestation mit 55 Betten.

Der Platz soll eine "neue Visitenkarte" in Perlach werden

Im Zuge des Neubaus will das Unternehmen nicht nur das Bahnhofsgebäude sanieren und wiederbeleben, sondern auch dem bislang so trostlosen Stephensonplatz eine neue Gestalt verleihen. Die nach einem britischen Erfinder benannte Fläche solle zur "neuen Visitenkarte in Perlach" werden, sagt Dietmar Sandler. "Wo man heute schnell darüber eilt, um es hinter sich zu lassen, soll man künftig auf einen guten und wertigen Platz gucken. Angsträume werden dann keine Rolle mehr spielen."

Im Sommer hat der Stadtrat einen Eckdatenbeschluss zur Überplanung des Stephensonplatzes gefasst; nun soll im nächsten Schritt ein zweistufiges Gutachterverfahren folgen, also ein Wettbewerb mit sechs Architektur- und Landschaftsplanungsbüros. Zuvor wolle man jedoch die Anregungen, Wünsche und auch die Kritik aus der Nachbarschaft einholen, sagt Dietmar Sandler. Hierzu würden die Ergebnisse dieser Infoveranstaltung direkt an die sechs Büros weitergeleitet, so der Architekt. Allzu viel Kritik an dem Vorhaben ist aber nicht zu hören.

Noch nicht, muss man womöglich sagen - schließlich ist bislang unklar, wie die Seniorenwohnanlage auf dem länglichen Grundstück konkret aussehen soll. Genau das werde jedoch der Knackpunkt sein, glaubt Thomas Kauer (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach. "Die architektonische Herausforderung an dieser Stelle ist groß." Schließlich sei man dort in einer "städtebaulichen Zwangslage" zwischen den Bahngleisen auf der einen und dem Perlacher Wohngebiet auf der anderen Seite. Oder wie es eine Anwohnerin an einem der Diskussionsstände formuliert: "Fünf Stockwerke wären uns zu hoch."

Insgesamt sehen die meisten Anwesenden das Projekt aber positiv. Und auch Thomas Kauer betont: "Gerade mit Blick auf die Verkehrsbelastung ist das mit die beste Nutzung für das Grundstück." Dazu kommt die von vielen Perlacherinnen und Perlachern ersehnte Aufhübschung des Stephensonplatzes. Dieser solle weitgehend autofrei bleiben, und auch den dortigen Baumbestand wolle man erhalten, sagt Andreas Zeitner. Im Bahnhofsgebäude könne nach der Sanierung "ein Biomarkt oder ein Kleinhändler, ein Zeitungskiosk oder ein Bäcker" einziehen. Und auch die Seniorenwohnanlage selbst werde den Bürgerinnen und Bürgern offenstehen, betont Rosenhof-Geschäftsführer André Aue. So sei das Restaurant in dem Gebäude ebenso für die Öffentlichkeit gedacht wie die dortige Arzt- und Physiotherapiepraxis. "Wir wollen ein Bestandteil der Gemeinde sein", sagt Aue.

Hinsichtlich des Zeitplans hoffe er, sagt Andreas Zeitner, das Gutachterverfahren im nächsten Jahr abzuschließen, um sich danach mit einem Entwurf an die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans zu machen. Und sollte alles nach Plan laufen, dann könnten 2025 oder 2026 die Bagger am Stephensonplatz anrollen.

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