Islamfeinde in München:Menschenkette gegen Bagida

Anti Bagida Demonstration in München, 2015

Etwa 18 000 Münchner gingen gegen Bagida auf die Straße.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Für die beiden kommenden Montage haben die Bagida-Organisatoren bereits neue Demonstrationen angemeldet. Sie rechnen mit prominenten Rednern.
  • Verschiedene Bündnisse wollen weitere Gegen-Aktionen auf die Beine stellen.

Von Andreas Glas und Sebastian Krass

Am Ende kommt die Kehrmaschine. Sie kriecht über die Sonnenstraße, saugt den Dreck und die Scherben ein, die der Montagabend übrig gelassen hat. Fünf Minuten vorher ist der letzte Bagida-Anhänger im U-Bahn-Abgang verschwunden, jetzt verkündet die Kehrmaschine auch den Gegendemonstranten: Es ist vorbei. Doch der Eindruck täuscht. Die Proteste werden weitergehen. Für die beiden kommenden Montage haben die Bagida-Organisatoren bereits neue Demonstrationen angemeldet. Und ihre Gegner wollen am 2. Februar antworten - mit einer Menschenkette quer durch die Innenstadt.

Für die nächsten Bagida-Proteste rechnen die Veranstalter mit prominenten Rednern. Organisatorin Birgit Weißmann geht davon aus, dass sowohl der Publizist Udo Ulfkotte als auch der Schriftsteller Akif Pirinçci in nächster Zeit nach München kommen werden. Der frühere FAZ-Redakteur Ulfkotte, jetzt Islamkritiker, und der Deutsch-Türke Pirinçci sind bereits bei Pegida oder einem der Ableger aufgetreten. Von ihrer Bekanntheit erhofft sich nun auch der bayerische Ableger Bagida neue Zugkraft. "Das wird ein Selbstläufer. Ich kann mir gut vorstellen, dass es beim nächsten Mal schon 3000 Leute werden", gibt sich Bagida-Organisatorin Weißmann überzeugt.

"Immer mehr als die anderen"

Anderer Meinung ist da Till Hoffmann vom Bündnis Bellevue di Monaco, das die bisherigen Gegenkundgebungen wesentlich vorangetrieben hat. Er glaubt, dass unter denjenigen, die am Montag beim Bagida-Protestzug marschiert sind, "gar nicht so viele Münchner waren". Auf Dauer, ist sich Hoffmann sicher, werde es den Bagida-Organisatoren nicht gelingen, Unterstützer von auswärts in die Landeshauptstadt zu holen. An den kommenden zwei Montagen werde man aber "auf jeden Fall" wieder eine Gegenkundgebung auf die Beine stellen. "Wichtig ist, dass wir immer mehr sind als die anderen", sagt Hoffmann.

Ein Zeichen für den Frieden wollen auch Beatrix Jakubicka-Frühwald und Gisela Jahn setzen. Für Montag, 2. Februar, haben die beiden Freundinnen eine "Friedenskette" angemeldet. "Es soll ein stiller Protest werden", sagt Jakubicka-Frühwald und ruft die Münchner dazu auf, sich um 19 Uhr mit Kerzen an den Straßenrand zu stellen. Das Kerzenlicht soll dann eine etwa zwei Kilometer lange Linie vom Salvatorplatz bis zum Sendlinger-Tor-Platz bilden - und dabei die griechisch-orthodoxe Salvatorkirche, das katholische Sankt Michael, das Münchner Forum für Islam, die Ohel-Jakob-Synagoge und die evangelische Sankt-Matthäus-Kirche miteinander verbinden.

Unterstützung von den Kirchen

Die fünf Kirchen haben bereits ihre Unterstützung für die Friedenskette zugesagt. Sie wollen damit "ein Symbol für Frieden, Toleranz und Versöhnung unter den Religionen setzen", heißt es auf der Internetseite der Veranstalter. Die Idee zur Friedenskette sei bereits im September als Reaktion auf die Morde der IS-Terroristen in Syrien entstanden, so Beatrix Jakubicka-Frühwald. Der Pegida-Protest, sagt sie, habe die Idee lediglich bestärkt. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat bereits seine Schirmherrschaft für die Lichterkette zugesagt. Ob Reiter auch am nächsten Montag wieder mitdemonstriert, weiß er noch nicht. Man müsse strategisch darüber nachdenken, ob man auch mal mit Nichtbeachtung arbeitet, um die Bagida-Demos nicht zu überhöhen, sagte er.

Dass Reiter bisher so offensiv zum Protest gegen Pegida aufgerufen hat, scheint die Islamfeinde mächtig zu ärgern. So sehr, dass Bagida-Organisatorin Birgit Weißmann beim Münchner Verwaltungsgericht einen Eilantrag und eine Klage gegen den OB eingereicht hat. Damit will sie eine Unterlassung erzwingen, die es Reiter in Zukunft verbietet, zu Gegendemonstrationen aufzufordern. Den gleichen Versuch hatte vor kurzem auch der Düsseldorfer Pegida-Ableger unternommen - und war zunächst vor Gericht erfolgreich. Die Begründung der Verwaltungsrichter: Als Amtsträger sei der Düsseldorfer OB Thomas Geisel (SPD) zur Neutralität verpflichtet. Nur ein paar Tage später kassierte das Oberverwaltungsgericht in Münster diese Entscheidung jedoch wieder ein. Es ist also gut möglich, dass die Münchner Richter im Fall Reiter ähnlich entscheiden. Dieter Reiter wollte sich zur Bagida-Klage nicht äußern.

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