Paulaner-Areal in der Au:Klotzen an der Isarhangkante

Paulaner-Areal in der Au: Nach dem Umzug der Brauerei: So könnte das Paulaner-Areal nach einem Entwurf von Caruso St. John Architects, London, mit Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich, aussehen.

Nach dem Umzug der Brauerei: So könnte das Paulaner-Areal nach einem Entwurf von Caruso St. John Architects, London, mit Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich, aussehen.

Wohungen und Grünflächen statt Hopfen und Malz: Die ersten Entwürfe für das künftige Stadtquartier auf dem Paulaner-Gelände am Nockherberg stehen fest. Jetzt können die Bürger in einem Workshop mitdiskutieren - zum ersten Mal bei einem großen Bauprojekt.

Von Alfred Dürr

Wie gelingt es, aus einem geschlossenen Industrieareal in einem traditionellen Stadtviertel wie der Münchner Au ein modernes und attraktives Wohnquartier zu machen? Mit interessant angeordneten Wohnblöcken, mit einem reizvollen Stadtpark, den nicht nur die unmittelbaren Anwohner genießen können, mit Wegen, die die Stadtviertel verbinden, und mit Geschäften sowie Kindertagesstätten? Nun liegen die ersten Entwürfe für das Gelände der Paulaner Brauerei rund um den Nockherberg (Hoch- und Regerstraße) und die angrenzenden Grundstücke an der Welfenstraße und an der Ohlmüllerstraße vor.

Zwölf Architektenbüros - aus München, anderen deutschen Städten und aus internationalen Metropolen - hatten sich an dem städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb beteiligt. Sie reichten für jedes der Teilgebiete und für das Paulaner-Verwaltungsgebäude an der Ohlmüllerstraße ihre Vorschläge ein. Die Jury hat in einer ersten Runde keine Sieger ausgewählt, wie das bislang bei solchen Verfahren üblich war, sondern sogenannte Preisgruppen mit 14 Arbeiten. Für das Verwaltungsgebäude gibt es allerdings einen ersten Preis. Ihn hat das Münchner Büro Hierl Architekten mit Köber Landschaftsarchitektur, Stuttgart, gewonnen.

Für die Bauflächen zwischen Hoch- und Regerstraße, der Welfen- und der Ohlmüllerstraße stehen jetzt ganz unterschiedliche Vorschläge zur Debatte. Dabei geht es beispielsweise um die Schaffung eines großen öffentlichen Parks, aber auch um privat nutzbare Grünflächen. Mit sogenannten Hochpunkten, die etwa zwölf Stockwerke haben, werden architektonische Akzente gesetzt.

Es zeigt sich aber auch, dass man keine ausgesprochenen Wohnhochhäuser braucht, um ausreichend Grün- und Freiflächen in der Umgebung der Häuser anzulegen. Die in die engere Auswahl gekommenen Konzepte zeigen auch sehr schön, wie man das neue Quartier durch die durchführenden Wege für die Umgebung öffnen kann.

Als Nächstes haben die Bürger das Wort. Sie können am 13. April im Rahmen eines von der Stadt organisierten Workshops ihre Meinungen zu den Entwürfen äußern. Die Architektenbüros haben damit eine Grundlage für die Überarbeitung ihrer Entwürfe. In einem weiteren Schritt wählt die Jury im Juni die endgültigen Preisträger aus. Mit diesen wird auch das Baugenehmigungsverfahren eingeleitet.

Nicht irgendein Hügel

Erstmals wird diese Form der Bürgerbeteiligung bei einem großen Bauprojekt erprobt. Jürgen Büllesbach, Chef der Bayerischen Hausbau, glaubt an den Erfolg. Man könne zusammen mit den Bürgern ein Stadtgebiet schaffen, das sich "behutsam, aber eigenständig und schlüssig in die Umgebung einfügt und die Themen Grünflächenplanung und Nachhaltigkeit angemessen berücksichtigt". Die Konzepte ließen auf eine "fruchtbare Phase der weiteren Bürgerbeteiligung und auf einvernehmliche Beschlüsse hoffen", sagte Oberbürgermeister Christian Ude.

Paulaner-Areal in der Au: Ein weiterer von insgesamt 17 Entwürfen: Dieser stammt vom Münchner Büro Fink+Joch Architekten und Stadtplaner mit Realgrün Landschaftsarchitekten, München.

Ein weiterer von insgesamt 17 Entwürfen: Dieser stammt vom Münchner Büro Fink+Joch Architekten und Stadtplaner mit Realgrün Landschaftsarchitekten, München.

Er saß selbst in der Jury. Preisgerichte zählten für ihn zu den "absoluten Höhepunkten des OB-Lebens", bekannte er. Denn man könne sich hier intensiv um die Zukunft der Stadt kümmern. Und beim Nockherberg sei dies ein ganz besonderes Kapitel: "Das ist nicht irgendein Hügel, sondern nach weitverbreiteter Lehre der Nabel der Welt." Stadtbaurätin und Preisrichterin Elisabeth Merk spricht von der Möglichkeit eines "einzigartigen Stadtbalkons an der Isarhangkante". Denn das Gelände der Paulaner Brauerei besetze topografisch eine der bedeutendsten Stellen der Stadt: "Hier spürt man, dass München nicht nur flach ist."

2016 wird die Brauerei aller Voraussicht nach ihr Stammgelände verlassen. Die Verwaltung bleibt allerdings am Standort, zieht aber aus dem Hochhaus am Nockherberg hinunter in die Ohlmüllerstraße. Der denkmalgeschützte sogenannte Zacherlbau, der im Krieg zerstört wurde, soll saniert und durch ein neues Verwaltungsgebäude erweitert werden. "Die Wurzeln sind uns wichtig, und wir wollen auch in 100 Jahren noch in der Au arbeiten", sagt der kaufmännische Geschäftsführer der Paulaner Brauerei, Stefan Schmale. Man sei zwar eine große und selbstbewusste Brauerei, "aber einen Prunk- oder Protzbau wollen wir nicht". Im rückwärtigen Bereich soll an der Falkenstraße ein Wohnquartier mit Geschäften entstehen

Für das ganze neue Stadtquartier wird der Baubeginn wohl nicht vor dem Jahr 2018 sein. Bis zu 1400 Wohnungen für rund 3000 Menschen können entstehen. Zunächst sind die Bürger eingeladen, sich über die in die engere Auswahl gekommenen Entwürfe zu informieren. In den Welfenhöfen (Welfenstraße 22, 2. Obergeschoss) gibt es eine Ausstellung. Diese ist bis 12. April dienstags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Am 12. April wird eine öffentliche Besichtigung des Planungsgebiets durch die Bayerische Hausbau angeboten. Der Bürger-Workshop am 13. April findet im Salesianum, Eingang Sieboldstraße 11, statt.

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