Patienten mit Erreger infiziert:Gefährlicher Keim im Klinikum

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Auf der Intensivstation des Klinikums rechts der Isar hat sich ein gefährlicher Keim breitgemacht: 18 Patienten haben sich bereits infiziert.

Florian Fuchs

Auf einer der Intensivstationen des Klinikums rechts der Isar hat sich ein gefährlicher, multiresistenter Keim breit gemacht. Inzwischen haben Ärzte das Bakterium Acinetobacter baumannii bei 18 Patienten entdeckt, fünf davon zeigen akute Krankheitssymptome. Um eine weitere Verbreitung des Keims zu unterbinden, wurden alle betroffenen Patienten isoliert.

Außerdem hat das Klinikum zusammen mit dem Referat für Umwelt und Gesundheit (RGU) ein Expertengremium zusammengestellt, das notwendige Maßnahmen zur Eindämmung einleiten soll.

Ärzte haben den Keim bei einer Routineuntersuchung festgestellt. Laut Mitteilung des Klinikums zeigen sich bei gesunden Menschen meist keine Symptome, wenn sie in Berührung mit dem Bakterium geraten. "Deshalb besteht auch keine Gefahr für die Bevölkerung", sagt Stefan Schweitzer, RGU-Abteilungsleiter für Hygiene und Umweltmedizin.

Der Umweltkeim kommt im Boden und im Wasser vor und ist häufig auch im menschlichen Darm oder auf der Haut zu finden. Bei Patienten mit schweren Vorerkrankungen, wie auf einer Intensivstation zum Beispiel, kann das Bakterium allerdings Wund- oder Lungenentzündungen auslösen - und so im schlimmsten Fall auch zum Tod führen.

Das Acinetobacter baumannii, das jetzt im Klinikum rechts der Isar entdeckt wurde, ist multiresistent, die meisten gängigen Antibiotika sind also wirkungslos. Die Ärzte versuchen nun herauszufinden, ob ein anderes Medikament anschlägt. Laut einer Mitteilung des Klinikums kann der Keim aber nach einer gewissen Zeit auch ohne weitere Behandlung verschwinden.

"Meist ein eingeschlepptes Problem"

"Das Klinikum führt momentan Screenings durch, ob noch weitere Patienten besiedelt sind, um eine Verbreitung einzudämmen", berichtet Klinikum-Sprecherin Eva Schuster. Das Expertengremium soll unter anderem die Infektionsquelle und -kette dokumentieren. Denn bisher ist unklar, wie der Keim in die Intensivstation gekommen ist.

Laut Beatrice Grabein vom Münchner Max-von-Pettenkofer-Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie ist das Bakterium "meist ein eingeschlepptes Problem", das vor allem in arabischen und südostasiatischen Krankenhäusern vorkommt.

Die Grünen wollen wegen des Vorfalls nun im Landtag darauf drängen, eine Hygieneverordnung für bayerische Krankenhäuser zu erlassen, wie es sie in anderen Bundesländern schon gibt. So soll der Kampf gegen Infektionsherde professionalisiert werden. "Ein derartiges Hygienemanagement könnte den Schutz der Patienten fördern", sagte Landeschefin Theresa Schopper.

© SZ vom 17.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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