Fünf für München:Mit Helm, mit Schere, mit Stift

Fünf für München: Sieht schlimme Kopfverletzungen und plädiert deshalb für den Fahrradhelm: Chefarzt Jens Lehmberg.

Sieht schlimme Kopfverletzungen und plädiert deshalb für den Fahrradhelm: Chefarzt Jens Lehmberg.

(Foto: Klaus Krischock/München Klinik)

Chefarzt Jens Lehmberg appelliert an Radfahrer, Ibrahim Othman Braim schneidet ukrainischen Flüchtlingen kostenlos die Haare, und Jan Reiser malt Zitronen - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald und Luca Lang, München

Mit Helm

Jens Lehmberg hat schon vielen Unfallopfern helfen können. Er ist Chefarzt in der Klinik für Neurochirurgie in Bogenhausen. Aber gerade weil er in seinem Berufsleben so viele schwere Verletzungen sieht, wirbt er zusammen mit Kollegen in einer Kampagne der München Kliniken für sicheres Fahrradfahren - und eine Diskussion über die Helmpflicht. Für Lehmberg ist Radfahren ohne Helm in gewissem Maße, wie ungeimpft durch eine Pandemie zu laufen - nur, dass ein gut sitzender Helm noch nicht mal pikse. Die unmittelbaren Auswirkungen spüre man erst im Ernstfall, und mit Helm spüre man sie signifikant weniger und seltener, sagt der Professor. Ein Helm fange bis zu 87 Prozent der Stoßenergie ab, die bei einem Aufprall auf den Schädel wirke. Anlass für die Frühjahrsaktion der Fachärzte sind die steigenden Temperaturen, die hohen Benzinpreise und die Pandemie. Alle drei Faktoren bringen die Menschen in München (und anderswo) auf die Fahrräder. Die Zahl der schwer verletzten Radler nimmt laut München Klinik zu. 2021 war fast jedes zweite Verkehrsopfer ein Zweiradfahrer. Trotz Unfallgefahr sind sich die Experten einig: Bewegung ist wichtig. "Das richtige Fahrrad ist ideal für die Gelenke", sagt Heinz Röttinger, Chefarzt für Endoprothetik. Die kreisförmige Beinbewegung sei besonders gelenkschonend. Notfallmediziner Florian Demetz, Chefarzt im Krankenhaus Harlaching, warnt vor E-Scootern. Sie hätten ein hohes Verletzungspotenzial trotz tendenziell eher kurzen Wegstrecken. "Wer einen E-Scooter nutzt, sollte deshalb vorsichtig sein, einen Helm tragen und wo immer möglich Radwege nutzen", sagt Demetz.

Mit Kamera

Fünf für München: Beeindruckende Porträts in grau, braun, schwarz: Christopher Thomas hat in Oberammergau fotografiert.

Beeindruckende Porträts in grau, braun, schwarz: Christopher Thomas hat in Oberammergau fotografiert.

(Foto: privat)

Mit seinen Fotografien bringt Christopher Thomas, 60, ein Stück Oberammergau nach Berlin. Der mehrfach ausgezeichnete Münchner Fotograf hat die Proben zu den Passionsspielen 2010 begleitet. Daraus ist ein Band mit Porträts der Laienschauspieler in Grau-, Braun- und Schwarztönen entstanden (Prestel). "Auf wunderbare Weise hat er Menschen, Gesichter wahrgenommen. (...) Ich mag diese Bilder sehr", schreibt Spielleiter Christian Stückl im Prolog des Buches. Eine Auswahl ist vom 16. Mai bis 3. Oktober im Schadow-Haus der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages zu sehen.

Mit Freunden

Nach vorne blicken, anstatt Vergangenes zu liken - das ist das Motto des sozialen Netzwerks Pingmazing. Vor drei Jahren gründeten Christian Vogel, 41, und Danny Lützelberger, 42, das Start-up Canny Innovation. Das Ziel: ein soziales Netzwerk, bei dem es nicht mehr darum geht, mit Bildern von vergangenen Erlebnissen möglichst viele Likes zu sammeln. Vielmehr sollen die Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit haben, gemeinsam Erlebnisse zu planen und dabei ihre sozialen Beziehungen zu stärken. Die beiden Unternehmer versuchen damit, das wieder in den Fokus zu rücken, was ihrer Meinung nach Tech-Giganten wie Facebook und TikTok abhandengekommen ist - das Soziale im sozialen Netzwerk. Mitglieder auf Pingmazing haben die Möglichkeit, sogenannte Pings, Sachen also zu posten, die erst noch passieren werden. "Ihr könnt sie zusammen erleben, statt später nur zu liken, wie toll das war, was andere gemacht haben", heißt es dazu auf der Website. Auf der anfangs stark in München verankerten Plattform finden sich nun auch Erlebnisse in Österreich.

Mit Kamm und Schere

Fünf für München: "Ich möchte den Menschen in dieser schlimmen Situation etwas geben", sagt Friseurin Mina.

"Ich möchte den Menschen in dieser schlimmen Situation etwas geben", sagt Friseurin Mina.

(Foto: Robert Haas)

"Es ist uns eine Herzensangelegenheit, den Menschen aus dem Kriegsgebiet zu helfen", schreibt Ibrahim Othman Braim, kurz Ibo, auf seiner Internetseite. Ibo führt einen Friseursalon an der Tegernseer Landstraße 125, der so heißt wie er. Seit Ende März bietet er dort Geflüchteten aus der Ukraine montags, dienstags und mittwochs einen kostenlosen Haarschnitt an. Um ihn zu unterstützen, ist an diesen Tagen auch die Friseurin Mina ehrenamtlich im Geschäft. "Ich möchte den Menschen in dieser schlimmen Situation etwas geben", sagt die gebürtige Münchnerin. Sie spricht Serbokroatisch, was bei der Verständigung mit ukrainischen Kunden hilft. Ihr Chef kann neben Deutsch, Kurdisch, Arabisch, Englisch auch Ukrainisch. Es sind vor allem Frauen und Kinder, die kommen. Das Angebot spricht sich rum, von Woche zu Woche werden es mehr Kunden. Sie habe sehr bewegende Momente erlebt, erzählt Mina, auch schon Freudentränen gesehen, wenn sie jemandem einen neuen Look gegeben hat. "Ein neuer Haarschnitt tut dem Selbstbewusstsein gut." Es gehe aber nicht nur um waschen, schneiden, föhnen, sondern um menschlichen Kontakt und positive Gesten. "Friseure sind wie Psychologen, und die haben viele Geflüchtete nötig." Im Salon wurden auch schon Zimmer vermittelt. Kinder bekommen einen Lolli mit. "Wir sind ja nicht beim Zahnarzt", sagt die Friseurin mit den langen Haaren und lacht. Ernst erzählt sie dann von Leuten, die sich einen kostenlosen Friseurbesuch erschleichen wollten. Aber Kriegsflüchtlinge seien meistens scheu, etwas unsicher und reagierten sehr dankbar. Das unterscheide sie von anderen.

Mit Stift

Fünf für München: Das Land, wo die Zitronen blühen? Bei Cartoonist Jan Reiser ist das nicht Italien.

Das Land, wo die Zitronen blühen? Bei Cartoonist Jan Reiser ist das nicht Italien.

(Foto: privat)

Jan Reiser, Comic-Zeichner, Cartoonist und Illustrator, macht München zur Stadt, in der Zitronen blühen. Aus seinem Stift stammen die Figuren Kathi und Basti der neuen Kampagne des Erdinger Brauhauses. Sie blond, er vollbärtig - so werben sie derzeit auf Plakaten für ein Helles und ein Radler mit sommerlich gelben Zitronen, die Kathi von einem imaginären Baum zu pflücken scheint. Reiser, 43, gehört zu den erfolgreichsten Münchner Zeichnern. Von ihm stammen Comic-Bände über "Der Brandner Kaspar" und "Der kleine Lord". Seit 2021 zeichnet er die Lurchi-Abenteuer für Salamander.

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