Pasing/Obermenzing:Schwabingerin aufs Schild gehoben

Pasing/Obermenzing: Im Obermenzinger Neubaugebiet Lipperheidestraße gibt es künftig auch eine Nanette-Bald-Straße.

Im Obermenzinger Neubaugebiet Lipperheidestraße gibt es künftig auch eine Nanette-Bald-Straße.

(Foto: Wittelsbacher Ausgleichsfonds)

Obermenzingern fehlt der lokale Bezug bei Straßenbenennung im Neubaugebiet

Von Jutta Czeguhn, Pasing/Obermenzing

Einige der künftigen Bewohner im neuen Quartier an der Lipperheidestraße können sich schon mal Visitenkarten drucken lassen. Eine neue Stichstraße, die dort entsteht, wird Nanette-Bald-Straße heißen. Das hat der Kommunalausschuss des Stadtrats nun einstimmig beschlossen. Nanette Bald (1920-1996) war Lyrikerin und Journalistin. Mit ihr als Namensgeberin soll Bezug genommen werden auf die umliegenden, schon bestehenden Straßen, die überwiegend nach Künstlern und Buchhändlern benannt sind. Wie etwa Franz Joseph Freiherr von Lipperheide (1838-1906), der ein deutscher Verleger von Modezeitschriften und Herausgeber einer berühmten Zitatesammlung war.

Die Straße verläuft von der Bassermannstraße circa 300 Meter nach Norden, östlich und parallel zur Lipperheidestraße. Der Vorschlag für Nanette Bald geht ursprünglich auf die Initiative der Gleichstellungsstelle im Rathaus zurück, aber auch die CSU-Fraktion des Stadtrats hat sich für sie stark gemacht. Nanette Bald stammte aus Berlin, nach München kam sie zum Regie- und Dramaturgiestudium. Zusammen mit ihrem Mann leitete sie in den Sechzigerjahren die Kleinkunstbühne "Schwabinger Katakombe", für ihre Kulturarbeit wurde sie mit der Medaille "München leuchtet" ausgezeichnet.

Das Entscheidungsrecht über die Wahl des Straßennamens liegt in diesem Fall beim Kommunalausschuss des Stadtrats, da es sich um eine personenbezogene Benennung handelt. Er holt sich zur Entscheidungsfindung Stellungnahmen der Gutachter ein; die waren in diesem Fall das Münchner Stadtarchiv, die Gleichstellungsstelle für Frauen und das Kulturreferat, respektive die Stadtbibliothek, welche allesamt einer Benennung der Stichstraße nach Nanette Bald zustimmen. Gleiches gilt für den Ältestenrat der Stadt.

Für die Bürgervertreter vor Ort, also den Bezirksausschuss (BA) Pasing-Obermenzing, besteht in solchen Angelegenheiten ein Anhörungsrecht, mehr nicht. Das Gremium hat dies auch wahrgenommen und sich gegen die Benennung nach Nanette Bald ausgesprochen. Ihr Hauptargument: Es fehle der lokale Bezug zum Stadtbezirk, da Bald in Schwabing gewirkt habe.

Es ist nicht der erste Fall einer Straßen-Benennung, bei der sich der BA in seiner Meinung übergangen fühlt. Auch im anderen großen Neubaugebiet, im Viertel an der Paul-Gerhardt-Allee, wurden Persönlichkeiten als Namenspaten für neue Straßen ausgewählt, die keinen erkennbaren Bezug zum Münchner Westen haben. Nur zwei Ausnahmen gibt es, die auf Vorschläge des BA zurückgehen: Da ist einmal Erna Eckstein, sie war Lehrerin der Pasinger Grotheschule und unterrichtete dort von 1927 bis zu ihrem Tod 1949. Während der NS-Zeit hatte sie, wie es heißt, "im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Gegnerschaft zur verordneten Doktrin gezeigt". Eine andere Straße im neuen Quartier ist Franz Langinger gewidmet. Er war von 1928 bis 1933 Pasinger Stadtrat und wurde wegen seiner politischen Gesinnung im KZ Dachau inhaftiert. Nach Kriegsende engagierte er sich wieder politisch in Gewerkschaft und bei Arbeiterwohlfahrt und war ab 1945 Leiter des Wohnungsamts in München. Doch ansonsten vermissen die Lokalpolitiker den Viertelbezug.

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