Pasing:Rock 'n' Roll im Pumpenwerk

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Entspannter Wirt: Der Augsburger Stefan Meitinger, alias Bob, plant im Pasinger Pumpenwerk eine Art Musikkneipe. (Foto: Privat)

Im Pasinger Bahn-Denkmal wechselt erneut der Pächter. Am Standort liegt's nicht, meint der Neue

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Bis in die Sechzigerjahre ratterten die Motoren, Würmwasser wurde in Rohrleitungen gedrückt und vom Pasinger Pumpenwerk zum Bahnhof transportiert, wo die Dampflokomotiven betankt wurden. Dann aber ging das Dampfzeitalter bei der Bundesbahn zu Ende, und der kleine Klinkerbau aus dem Jahr 1854 verfiel und saß auf dem Trockenen. Wie derzeit viele Gäste. Denn 2014 hatte das Baudenkmal eine zweite Chance bekommen - ein Fortleben in der Gastro-Branche. Bislang allerdings verläuft das ein wenig glücklos. Bereits der zweite Pächter hat nun binnen kurzer Zeit kapituliert.

"Leider war der Standort für uns nicht wirtschaftlich", erklärt Andrea Waldecker, die zusammen mit ihrem Mann Frank im Wasserpumpenhaus an der Kaflerstraße bis vor Kurzem das "Meisterstück" betrieben hat. Als ehemalige Wirte des Café Tambosi sind die beiden alles andere als Anfänger, weitere "Meisterstücke" gibt es in Haidhausen und nahe dem Gendarmenmarkt in Berlin. Und auch Josef Schmid, der sich vor ihnen im Pumpenwerk versuchte, ist als Mitgründer des Backspielhauses einer mit Branchenerfahrung. Was stimmt also nicht mit dem ehemaligen Bahnbau, den sein Eigentümer Andreas Hahn sehr behutsam hat sanieren und renovieren lassen? Zum Pasinger Bahnhof, wo das Leben tobt, sind es nur wenige hundert Meter, und die Lage für den Biergarten direkt am Würm-Fahrradweg könnte idealer nicht sein.

"Wir sind spezialisiert auf Objekte, die nicht so gut laufen", sagt Stefan Meitinger. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Christian Ress sitzt er an diesem Freitagvormittag in der leeren Gaststube des ehemaligen Meisterwerks. In Oberhausen, einem Stadtteil von Augsburg, dem nicht der allerbeste Ruf anhaftet, hat Meitinger einst eine heruntergekommene Bahnhofsgaststätte wieder zum Leben erweckt. Mit "Bob's Fast & Slowfood" dort im Kiez hat Meitinger, den sie seit Jugendtagen nach seinem damaligen Idol Bob Marley einfach Bob nennen, ein kleines Gastro-Imperium im Augsburger Raum begründet.

Heute hat der gelernte Gas- und Heizungsinstallateur 300 Angestellte und ist munter dabei, weiter zu expandieren, nach Fürth und Ingolstadt. Im vergangenen Jahr hat der Augsburger den ehemaligen Rollpalast am Aubinger Westkreuz in eine Bowlingbahn umgebaut. Jetzt also das Pasinger Pumpenwerk, angepeilter Eröffnungstermin ist der 1. März, sofern es über den Winter mit den Handwerkern klappt. Die Folgen eines Wasserschadens müssen repariert werden, und da ist dieser stechend unangenehme Geruch im gesamten Gebäude, den offenbar der Holzkohlegrill aus der offene Küche des Vorgängers hinterlassen hat.

"Bowling ohne Frittenfett", steht an einer Wand in "Bob's Rock & Bowl" am Westkreuz, wo man auf der Speisekarte Mediterranes wie Pizza und Pasta findet. Im Pasinger Pumpenhaus, auf das ihn die Brauerei aufmerksam gemacht hat, an die Eigentümer Hahn den Bau verpachtet hat, will Meitinger eher Fastfood wie Burger und Spätzle auf die Karte setzen. Schließlich will er sie alle ansprechen, die Pasinger Cappuccino-Muttis, Omas mit Enkel, normale Kneipen-Hocker, selbst Kartlerrunden will er nicht die Tür weisen. "Im Bob's muss auch niemand etwas verzehren, da kann man sich auch nur auf ein Bier reinsetzen", sagt Meitinger, der sich seinen Künstlernamen "Bob" sogar in den Pass eintragen lassen will.

Um was niemand künftig herumkommen wird im Pumpenwerk, das ist der Gitarrensound. Der neue Wirt mag Rock und Grunge, und so wird man sich freuen dürfen auf "Hintergrundmusik" von Nirvana, Metallica oder dem Meister jenseits der Hörschadensgrenze, Lemmy Kilmister.

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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