Pasing:Ouzo im Olymp

Pasing: Regisseur Marcus Everding mit Achill (Maria Helgath, Mitte) und Helena (Karolína Plicková) bei einer der Endproben zu Offenbachs Antiken-Satire.

Regisseur Marcus Everding mit Achill (Maria Helgath, Mitte) und Helena (Karolína Plicková) bei einer der Endproben zu Offenbachs Antiken-Satire.

(Foto: Catherina Hess)

Marcus Everding inszeniert Offenbachs Antiken-Operette "Die schöne Helena". Am Donnerstag steigt die Premiere in der Pasinger Fabrik

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Hat man mich vermisst? Natürlich nicht!" Marcus Everding war nur eben kurz mal draußen. In der Wagenhalle der Pasinger Fabrik aber geht die Bühnen- Orchesterprobe für Jacques Offenbachs "Schöne Helena" munter weiter. Einer wie Everding kann gar nicht anders, als seine Rückkehr in diese Welt heiter albernen Spiels theatralisch zu inszenieren. Also parodiert der 52-Jährige sich selbst, gibt den selbstverliebten, eingeschnappten Impresario. Ja, wurde er vermisst, der Regisseur, für den seine Zeit als Künstlerischer Leiter der Andechser Orff-Festspiele vergangenes Jahr mit Riesen-Zoff endete? Jetzt hat man ihn also ans kleine Pasinger Opernhaus geholt. Für eine Operette, Premiere ist am Donnerstag, 16. Juni.

Es ist nach Johann Strauss' "Fledermaus" (1999) und Ralph Benatzkys "Im weißen Rössl" (2005) die dritte Operette, die ins Repertoire der Pasinger kommt. Und soweit man dies nach einem kurzen Hineinspitzen ins Probengeschehen sagen kann, haben Everding und das Ensemble ziemlichen Spaß mit dieser Antiken-Travestie, die bei ihrer Uraufführung 1864 Napoleon III. und seine Gattin Kaiserin Eugénie so gar nicht amüsiert hat. Tout-Paris umso mehr. Im Second Empire zündeten die pointenreichen Querschläger gegen die Herrschenden und die vergnügungssüchtige Gesellschaft. Und Offenbachs Musik: einfach olympisch gut.

Auch im fortgeschrittenen Alter von 150 plus kann sich "La Belle Helene" noch immer auf der Bühne sehen lassen. Venus, Apfel, Paris, Helena, Trojanischer Krieg - mit diesen Stichworten kann selbst der Durchschnittsmensch des 21. Jahrhunderts die Geschichte dieser Operette rekonstruieren. Für die Sprechpassagen der Operette hat Theatermann Everding, der bei der Probe gestenreich macht und tut, seine eigenen Texte kreiert.

Die Griechen-Helden am Hofe von König Menelaus sind eine Ouzo-trinkende Bande, eitel wie Yanis Varoufakis, aber dümmer. Helena (Karolína Plicková) hat ihren ersten Auftritt als kostümverweigernde Operndiva ("Nuttenaufzug!"), die sich backstage in der Garderobe mit Paris (Anton Klotzner) fetzt. Ein Spiel im Spiel als Rahmen, wie es bei solchen Stoffen oft verwendet wird. Man erinnert sich da gerne an die "Ariadne auf Naxos" vor ein paar Jahren in Salzburg, als Jonas Kaufmann glaubhaft den italienischen Tenor-Divo im Bademantel mit Lockenwicklern im Haar gab und mit einem "I go airport!" von der Bühne des Festspielhauses stürmte.

Ins Spiel im Spiel der "Schönen Helena" sind alle eingebunden, nicht nur die 18 Sängerinnen und Sänger. "Die Damen und Herren des Orchesters bitte ich, ihre Plätze einzunehmen", kommt der Einruf. Und die zehn Musiker, für die Andreas Pascal Heinzmann zusammen mit dem Flötisten Jörg-Oliver Werner Offenbachs Partitur arrangiert hat, suchen lärmend ihre Plätze auf. Auch Heinzmann, der sein zehnjähriges Dirigat am Pasinger Haus feiert, muss diesmal mitagieren. "Wo sind denn alle?", kommt von der Bühne die entnervte Frage an die Produktionsleitung. Die Stimme aus dem dunklen Off hat Humor: "Im Olymp!" Gemeint ist der Intendant. Natürlich hat Marcus Everding in dieser vergnügliche Revue auch sich selbst die einzig mögliche Rolle reserviert.

Jacques Offenbach "Die schöne Helena", Premiere am 16. Juni, 19.30 Uhr, in der Wagenhalle der Pasinger Fabrik, August-Exter-Straße 1. Weitere Vorstellungen bis zum 14. August, jeweils sonntags Werkeinführungen um 18 Uhr. Vom 26. bis zum 31. Juli bei gutem Wetter im Hof von Schloss Blutenburg. Tickets unter Telefon 82 92 90 79 oder www.muenchenticket.de, Telefon 54 81 81 81. Nähere Informationen unter www.pasinger-fabrik.com.

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