Pasing:Ökologische Defizite

künftiger Standort des Kulturbürgerhauses Pasing Meck Architekten

Auf dem ehemaligen Stückgutgelände zwischen den beiden Brücken an der Offenbachstraße soll das Kulturbürgerhaus entstehen.

(Foto: Privat)

Der Entwurf für das Kulturbürgerhaus gilt als architektonisch gelungen, doch jetzt fordert eine Mehrheit der Lokalpolitiker Nachbesserungen: Die Stadt soll prüfen, ob sich Photovoltaik und Fassadenbegrünung ergänzen lassen

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Wenn man das so will, müsste man konsequenterweise auf Reset drücken und den Wettbewerb noch einmal neu starten", kam die Warnung von Frieder Vogelsgesang (CSU). Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing ist selbst Architekt und hat aus seiner professionellen Expertise heraus bei einem Antrag gegen die eigene Fraktion gestimmt. Denn die will mit großer Mehrheit, dass die Landeshauptstadt noch einmal planerisch Hand anlegt an einen Gebäudeentwurf, der in Pasing allein von seiner architektonischen Qualität her ziemlich einzigartig sein dürfte unter den Neubauprojekten der vergangenen zehn Jahre: das an der Offenbachstraße gelegene Kulturbürgerhaus nach Plänen des Münchner Büros Meck Architekten. Nach dem Antrag, der sich jetzt mehrheitlich im Bezirksausschuss durchgesetzt hat, soll der Meck-Entwurf um eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und eine Fassadenbegrünung ergänzt werden. An sich eine wichtige Forderung, in diesem speziellen Fall aber wohl recht kompliziert in der Umsetzung wegen einer Konstruktion, die in der Architektursprache "Fünfte Fassade" genannt wird.

Es geht um die besondere Dachform, die wohl auch einer der Gründe war, weshalb sich Meck Architekten 2019 beim Realisierungswettbewerb für das künftige Kulturbürgerhaus im neuen Quartier auf dem ehemaligen Stückgutgelände mit ihrem Entwurf durchgesetzt hatten. Der mittlerweile verstorbene Andreas Meck und sein Kollege Axel Frühauf überzeugten die Wettbewerbsjury, der auch Frieder Vogelsgesang angehörte, mit einem ruhigen, massiven, dabei aber elegant ausbalancierten Bau. Und mit eben jener gut sichtbaren, nach Süden ansteigenden Dachform, die ein starkes Zeichen setzt und wie die Gesamtfassade ein Ziegelkleid bekommt. Der Klinker in diesem Fall als Zitat der Industriearchitektur des 19. Jahrhundertes, in der die prägenden Bauten des Pasinger Bahnhofs entstanden sind, mit denen das Kulturbürgerhaus über den sogenannten Paseo, eine Promenade, verbunden sein wird.

Die besondere skulpturale Architektur des Meck-Entwurfs wie auch das gesamte Nutzungskonzept für das Gebäude wurden im Bezirksausschuss nie in Frage gestellt. Im Gegenteil, man hat zuletzt befürchten müssen, dass sich der lange geforderte Bürgerhaus-Bau aufgrund der lädierten Stadtfinanzen verzögern beziehungsweise womöglich sogar wieder ganz in Frage gestellt werden könnte. Was nicht der Fall ist. Mit dem Antrag, den Architekten-Entwurf um Photovoltaik-Anlage und Fassadenbegrünung zu ergänzen, kritisiert die Mehrheit des Bezirksausschusses nun aber, dass die Stadt bei diesem Projekt ihre selbst gesetzten Standards vom nachhaltigen Bauen städtischer Gebäude "konterkarieren" würde, wie CSU-Sprecher Sven Wackermann es formulierte. Man frage sich, warum der ökologische Kriterienkatalog im Wettbewerb zum Kulturbürgerhaus nicht als Grundlage festgelegt worden war, und fordere dies nun für künftige Bauvorhaben um so mehr ein.

Was die Realisierung einer Photovoltaik- oder Solarthermieanlage auf dem Ziegeldach des künftigen Kulturbürgerhauses angeht, wollen die Antragssteller von der Stadt prüfen lassen, ob dies nicht doch möglich sei. Rüdiger Schaar, dessen SPD-Fraktion an sich Eingriffe in die Meck-Architektur rundweg ablehnte, scherte hier aus mit dem Vorschlag, eine Solaranlage in die Dachneigung an der Gebäude-Nordseite zu integrieren. Und geriet darüber in Disput mit seiner Fraktionskollegin und Ehefrau Constanze Söllner-Schaar, die das architektonische Konzept unangetastet lassen will.

Die Stadt wird Photovoltaik oder Solarthermie aber nun ebenso zu prüfen haben wie die Begrünung der Ziegelfassade mit beispielsweise an Drähten hoch rankendem Efeu. Wichtig war den Antragstellern allerdings, dass das Gesamtprojekt sich durch diese ökologischen Nachbesserungen am Entwurf nicht verzögert. Noch in diesem Sommer, hieß es zuletzt aus dem Kommunalreferat, soll es eine Stadtratsvorlage zum Pasinger Kulturbürgerhaus geben. Was man im Büro von Meck Architekten von den Kritikpunkten des Bezirksausschusses zum Entwurf hält, erschließt sich bislang nicht. Die Antwort der Architekten auf eine SZ-Anfrage steht aus.

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