Der Passantin steht der Ekel ins Gesicht geschrieben. "Dass es hier immer so asozial ausschauen muss, ist echt unglaublich", schimpft sie und kickt leere Pizzakartons und Plastikverpackungen zur Seite. Ihr Blick fällt auf vier offenstehende Mülltonnen, aus denen Essensreste quillen. Dahinter stapelt sich Gerümpel bis unter das Dach. Auch Tiere haben die schon von der Straße aus sichtbaren unhygienischen Zustände bereits angelockt: Man braucht nicht viel Geduld, um zwischen Mülltonnen und Nachbarhaus Ratten durch den schmalen Hinterhof huschen zu sehen.
Der Ort, über den sich die Dame so aufregt, ist ein Haus direkt Am Knie in Pasing, an der Landsberger Straße 449. Vorne ist das Restaurant Rotana untergebracht - ein Imbiss, in dem es Döner, Falafel und Dürüm gibt. Einen Stock tiefer befindet sich eine Shisha-Bar, die aber seit sechs Monaten geschlossen hat. Und hinten geht es in die Pension Atlas, in der, sagt eine zweite Pasingerin, "dauerhaft und permanent viel zu viele Menschen auf engstem Raum leben". Jede Menge Kinderfahrräder, kleine Roller und Kinderwagen parken dort, wo die Ratten sich tummeln - eine Gesundheitsgefährdung für die Bewohner, fürchtet die Frau.
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Dass es die Ratten gibt, ist sowohl dem Gesundheits- als auch dem Kreisverwaltungsreferat bekannt. Den Grundstückseigentümer hat die Kommune bereits am 18. Februar veranlasst, etwas dagegen zu unternehmen. Dem sei er auch nachgekommen. Krank sei er länger gewesen, sagt der Pensionsbetreiber Ümit Kavun, inzwischen habe er auch aufgeräumt. Mittlerweile sei zudem eine Fachfirma zur Rattenbekämpfung beauftragt, die auch "ordnungsgemäß" arbeite, bestätigt die Gesundheitsbehörde. Die Köderschienen würden in ausreichendem Umfang und an den richtigen Stellen platziert und in regelmäßigen Intervallen kontrolliert. Die Hygienekontrolleure des Gesundheitsreferats stünden auch mit der Firma im Austausch und begleiteten die erforderlichen Bekämpfungsmaßnahmen.
Erfolge bei der Bekämpfung lassen gewöhnlich eine Weile auf sich warten
"Rattenbekämpfungsmaßnahmen", erläutert die Sprecherin, "dauern bis zur endgültigen Feststellung der Befallsfreiheit in der Regel sechs bis acht Wochen an". Allerdings, gibt sie zu bedenken, erschwerten Hygienemissstände wie achtlose und unsachgemäße Abfallentsorgung die Bekämpfungsmaßnahmen "massiv". Da die Gesundheitsbehörde jedoch "leider keine eigene Zuständigkeit für gegebenenfalls erforderliche abfall- oder gaststättenrechtliche Maßnahmen" habe, sei das Kreisverwaltungsreferat (KVR) "um Unterstützung gebeten" worden. Das KVR wiederum sagt, es habe "Beschwerden bezüglich der Abfallentsorgung" bereits "an die hierfür zuständigen Stellen weitergeleitet".
Dass es an dieser Ecke Ärger gibt, ist nicht das erste Mal. Bereits im November 2019 waren die beiden damals noch unter anderem Namen firmierenden Gaststättenbetriebe von der Stadt aus Hygienegründen dichtgemacht worden. Doch dann folgte ein Pächterwechsel. "Seitdem", erklärt der Sprecher des Kreisverwaltungsreferates Johannes Mayer, seien der Behörde "keine Beschwerden" mehr zu Ohren gekommen. Dabei werde "die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Anforderungen selbstverständlich in regelmäßigen Abständen überprüft" und konkreten Anhaltspunkten für Missstände "zeitnah nachgegangen".
Beim Imbiss nachgefragt, heißt es, die großen Mülltonnen gehörten zur Pension, lediglich die zwei kleinen schwarzen Mülleimer zum Restaurant. Währenddessen läuft die Schädlingsbekämpfung weiter. Und auch der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing will sich mit dem Fall an der Landsberger Straße 449 in seiner nächsten Sitzung befassen. Doch all diesen Anstrengungen zum Trotz kann laut Gesundheitsreferat nicht garantiert werden, dass die Ratten am Ende wirklich ausbleiben. "Ratten sind Kulturfolger des Menschen", erklärt die Behördensprecherin. "Sie siedeln sich in Städten überall dort an, wo es günstige Nist- und Nahrungsmöglichkeiten gibt."