Pasing:Alte Kuvertfabrik soll das Herz eines neuen Quartiers werden

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So wird es aussehen: das neue Quartier mit Wohnungen, Büros und einer Gastronomie auf dem Gelände der historischen Kuvertfabrik in München-Pasing. (Foto: xoio im Auftrag von Bauwerk Capital GmbH & Co. KG)
  • Bis 2021 sollen nahe dem Pasinger Knie 175 Eigentumswohnungen gebaut werden.
  • Die alte Kuvertfabrik soll das Zentrum des neuen Viertels werden, in dem auch Büros entstehen sollen.
  • Die Mieter, eine Künstlergemeinschaft, hatten sich lange gegen die Aufgabe des Kulturorts gewehrt.

Von Jutta Czeguhn

Eisig kalt ist es, das Herz des neuen Quartiers "Kupa" an der Landsberger Straße 444-446. Temperaturen um den Nullpunkt würden in der ehemaligen Kuvertfabrik herrschen, und wegen der Abrissarbeiten sei das Gebäude nur mit Atemschutzmasken zu betreten, sagt Jürgen Schorn, geschäftsführender Gesellschafter der Bauwerk Capital. Zur Präsentation des Projekts hat das Unternehmen deshalb auch nicht in das Baudenkmal, sondern in die Suite eines Hotels geladen. 175 Eigentumswohnungen will Bauwerk auf dem 10 000 Quadratmeter großen Grundstück nahe dem sogenannten Pasinger Knie bis 2021 realisieren. Partner ist das Münchner Architekturbüro "Allmann Sattler Wappner", mit dem Bauwerk schon die beiden Friends-Türme an der Friedenheimer Brücke gebaut hat.

Beim Kupa-Projekt soll nun, so wurden die Verantwortlichen nicht müde zu versichern, diese ersprießliche Kooperation fortgesetzt werden. Ja, man wolle diese Landmark-Architektur auf dem Pasinger Areal noch einmal toppen. "Ob uns das gelingt, werden wir sehen", sagte Roderick Rauert, geschäftsführender Gesellschafter der Bauwerk Development, die den historischen Fabrikkomplex 2017 von der Grünwalder Rock Capital erworben hat. Ein Areal mit einer komplizierten Geschichte, denn die Kuvertfabrik galt bis dahin für den Bauherrn als unbequemes Denkmal. Zum einen, weil der Industriebau seine Denkmalwürdigkeit erst Jahre nach Inkrafttreten des Bebauungsplans bekam und eigentlich zum Abriss freigegeben war. Zum anderen, weil sich seine Mieter, eine Künstlergemeinschaft, gegen die Aufgabe dieses lebendigen Pasinger Kulturortes zur Wehr setzten. Von den Künstlern geblieben ist lediglich der Kosename "Kupa", den die Investoren in Kleinschreibweise für die Vermarktung des Projekts übernommen haben.

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Die Firma Bauwerk und die Architekten sehen in dem Denkmal nun das identitätsstiftende Herz des neuen Quartiers. Um die alte Fabrik herum, die zum Bürohaus umgebaut wird, gruppieren sich vier Wohngebäude und ein Komplex mit einer Mischung aus Wohnen und Gewerbeflächen im Erdgeschoss. Allmann Sattler Wappner, die Pasing bereits den beherrschenden Arcaden-Komplex am Bahnhof beschert haben, zitieren in den Wohngebäuden die Industrie-Architektur der Kuvertfabrik. Die mehrgeschossigen Bauten bekommen reliefartige Gebäudehüllen mit asymmetrischen Erkern an den rauen Fassaden entlang der Straßenseiten. Im Innenbereich des Quartiers plant das Büro eine "ruhige Fassadengestaltung". Alle Neubauten erhalten Dachterrassen; es soll zudem begrünte Außenanlagen geben.

Anders als bei den Friends-Türmen, die auf eine Käuferklientel von Singles und kinderlosen Paaren ausgerichtet war, zielen die Investoren nun auf einen heterogenen Bewohnermix, allerdings mit entsprechendem Geldbeutel. Die Größe der Wohnungen reicht von 40 bis 120 Quadratmeter, die Preisspanne von 340 000 bis 1,3 Millionen Euro. Im neuen Kupa-Quartier, so hieß es bei der Präsentation, soll die "Zukunft des Wohnens" definiert werden. So werden die Dachterrassen, aber auch eine Gemeinschaftsküche im ehemaligen Kesselhaus der Kuvertfabrik, ähnlich wie bei dem Friends-Projekt zu "shared spaces". Das heißt, sie können von allen Bewohnern genutzt werden, die untereinander mit einer speziellen Quartiers-App kommunizieren, an die auch der Concierge-Dienst des Karrees angebunden ist.

In die Zukunft weisen will das Projekt auch mit seinem Mobilitätskonzept. "Die Stellplatzsatzung der Stadt ist überholt", sagte Projektleiter Christian Schulz. Die Menschen bräuchten nicht mehr die von der Stadt geforderte Anzahl an Auto-Parkplätzen, zumal in einem derart gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossenen Gebiet. So wird es in der eingeschossigen Tiefgarage des Kupa-Quartiers 210 Parkplätze für Autos und 420 für Fahrräder geben. Zusammen mit einem Dienstleister will Bauwerk Car- und E-Bike-Sharing anbieten, zudem Lastenfahrräder und eine Fahrradwerkstatt.

Wer dieser Tage am Gelände der Kuvertfabrik vorbeikommt, sieht, dass von den sieben stattlichen Kastanien nur noch ein Baumstammhaufen geblieben ist. Deren weitreichendes Wurzelwerk war der Tiefgarage im Weg, unter der in sieben Metern Abstand wiederum die Trasse der U-Bahn zum Pasinger Bahnhof verlaufen wird. Wenn 2024 die Tunnelarbeiten für die geplante Verlängerung der U 5 beginnen, wird das Kupa-Quartier längst bezogen sein. Die Bewohner, so wurde betont, müssten jedoch nicht befürchten, dass ihnen die Bohrungen den Schlaf rauben oder die Kaffeetassen zum Zittern bringen. Man werde beim Bau der Häuser "erschütterungsschützende" Vorkehrungen treffen.

© SZ vom 23.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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