Pasing:Jugendstil-Juwel für 3,9 Millionen Euro zu verkaufen

Lesezeit: 3 min

In Pasing steht eine wunderschöne Jugendstil-Villa zum Verkauf. (Foto: Robert Haas)
  • In Pasing steht die Villa des verstorbenen Architekten Hans Heid zum Verkauf.
  • Das Anwesen soll 3,9 Millionen Euro kosten - doch für diese stolze Summe bekommt der neue Besitzer einen echten Schatz aus der Epoche des Jugendstils.
  • Das Anwesen liegt idyllisch am Pasinger Stadtpark und hat direkten Zugang zur Würm.

Von Alfred Dürr

Ein solches Haus findet man selbst in den gediegenen Wohngegenden der Münchner Vororte selten. Das Erscheinungsbild der 1909 von Josef Schormüller errichteten Villa am Pasinger Stadtpark mit direktem Zugang zur Würm hebt sich deutlich ab von den in ruhiger und grüner Umgebung liegenden Nachbarbauten. Buchstäblich herausragend ist der Turmaufbau an der Ecke des Anwesens.

An der Fassade des Hauses finden sich viele Schmuckelemente: Eine Madonnenfigur und ein Fenster-Erker, dessen Umfeld mit Schindeln verkleidet ist. Auffällig sind die Bemalungen der Fensterläden und die schön geformten Holzgitter, an denen Kletterpflanzen nach oben wachsen können.

Jugendstil-Anwesen
:Die Heid-Villa an der Würm

Die Heid-Villa an der Würm in Pasing steht für 3,9 Millionen Euro zum Verkauf. Ein Blick ins Innere des Jugendstil-Juwels.

Seit Kurzem ist dieses Jugendstil-Juwel in der Straße Am Stadtpark 53 für einen Verkaufspreis von 3,9 Millionen Euro auf dem Markt. Im vergangenen Oktober starb der Hausherr, der frühere Ministerialrat und Architekt Hans Heid, im Alter von 90 Jahren. Er verbrachte sein ganzes Leben in diesem Haus und sorgte für den Erhalt der Originalausstattung. Nur ein einziges Mal, Anfang der Siebzigerjahre, baute man eine neue Heizungsanlage sowie zwei Bäder ein. Außerdem wurden die elektrischen Leitungen modernisiert.

Dekorativ wirkt nicht nur die äußere Erscheinung des Hauses: Im Inneren prägen bunte Farben und Malereien an den Wänden sowie andere Verzierungen und bauliche Ausprägungen die Villa. Das Esszimmer mit dem Erker-Podest in der Ecke, dem Wintergarten, der eingebauten Anrichte, dem Originalmobiliar und dem gut erhaltenen Parkettboden gleicht einem Museum.

Auch das nebenan liegende Herrenzimmer mit seinem gemalten Fries, der ornamental gestalteten Decke und dem massiven Kronleuchter aus Bronze ist ein Paradebeispiel für eine Innenausstattung im Jugendstil. Die Räume bieten damit auch eine einzigartige Kulisse, und so kommt es nicht selten vor, dass in diesen authentisch möblierten Räumlichkeiten immer wieder Kamerateams und Schauspieler für diverse Film- und Fernsehproduktionen in Aktion sind.

Zu diesen repräsentativen Zimmern passte keine Küche. Die Speisen wurden im Untergeschoss zubereitet und dann mit einem Aufzug nach oben befördert. Der funktioniert heute noch. Im Souterrain befinden sich außerdem diverse Abstellräume, das Weinlager und der Heizungskeller.

In der ersten Etage setzt sich das üppige Jugendstil-Dekor des Erdgeschosses nicht mehr fort. Im großen Arbeitszimmer herrscht eher ein bunter Stilmix aus Möbeln, Lampen und einem Schreibtisch, dessen Platte auf zwei schlichten Holzböcken aufliegt. Am Boden stehen großformatige Fotos von bedeutenden Kulturbauten in ganz Bayern und in München, etwa dem Gärtnerplatztheater. An den Wänden hängen Bilder mit künstlerischen Motiven oder Architekturzeichnungen.

Hans Heid war an verschiedenen Stellen in der Bauverwaltung des Freistaats Bayern für viele bedeutende Kulturbau-Projekte in München und anderen Städten verantwortlich. Dazu gehörte zum Beispiel der Wiederaufbau des Nationaltheaters, der Glyptothek am Königsplatz oder des Leuchtenberg-Palais am Odeonsplatz, in dem sich das Finanzministerium befindet.

Immobilie in Bogenhausen
:Manns Villa wird Manns' Villa

Die Thomas-Mann-Villa in München hat für 30 Millionen Euro den Besitzer gewechselt: Das frühere Wohnhaus des Schriftstellers hat ein geheimnisvoller Investor aus Niedersachsen gekauft. Er trägt einen passenden Namen.

Von Katja Riedel

Nicht nur an der umfassenden Sanierung des Gärtnerplatztheaters in den Sechzigerjahren wirkte Heid mit. Er prägte auch das Häuserensemble rund um den Gärtnerplatz. Mit seiner Nachkriegsarchitektur präsentierte sich nämlich das Areal noch 1975 alles andere als ansprechend. Der Platz war geprägt durch unterschiedlich hohe Häuser, schmutzig-graue Einheitsfassaden und hässliche Baulücken. Damals schrieb die Stadt einen Ideenwettbewerb zur gestalterischen Aufwertung des städtebaulich bedeutsamen Platzes aus, den Heid mit seinen Konzepten gewann. Der Gärtnerplatz wurde wieder zu einem schmucken und harmonischen Rondell im Gefüge der Isarvorstadt.

Das Arbeitszimmer in der Pasinger Villa ist noch so erhalten, wie es Hans Heid verlassen hat. Pläne und Konzepte aus seinem Nachlass befinden sich im Architekturmuseum der Technischen Universität München - sein Haus am Pasinger Stadtpark sucht noch einen Käufer.

Vor genau zehn Jahren erregte der Verkauf einer anderen herausragende Jugendstil-Villa in Pasing Aufsehen. Es handelte sich um das nahezu komplett erhaltene Privathaus mit Nebengebäuden des Münchner Jugendstil-Künstlers und Architekten Richard Riemerschmid an der Lützowstraße. Er hatte das Gebäude an der Wende zum 20. Jahrhundert errichten lassen. Ursprünglich wollte die Stadt das Originalensemble erwerben, restaurieren und öffentlich nutzbar machen. Das Projekt scheiterte, die neuen Privatbesitzer wussten den Wert ihrer historisch bedeutsamen Immobilie zu schätzen.

Eine solche Wertschätzung hat auch die Heid-Villa verdient. Im Hinblick auf die Haustechnik muss das Denkmal modernisiert werden. Aber das Jugendstil-Ambiente mit Möbeln und Dekor soll auch weiterhin den Charakter des Hauses prägen.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Dienst
:SZ München-News per WhatsApp, Telegram oder Insta

Wissen, was München bewegt: Der WhatsApp-Kanal der Süddeutschen Zeitung bietet einen schnellen und bequemen Nachrichtenservice für die Stadt. Abonnieren Sie ihn kostenlos.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: