Pasing:Ideen für die marode Hausmeistervilla

Lesezeit: 2 min

Das Nötigste wird getan für die Villa, ein Masterplan aber fehlt. (Foto: oh)

Stadträte wollen Dependance der Pasinger Fabrik am Wensauerplatz - doch es gibt noch einen Mieter im Obergeschoss

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Das Haus ist eingerüstet und mit Plastikplanen verhangen. "Altbausanierung für Innen und Außen" heißt es auf einer Bautafel. Doch saniert wird die alte Hausmeistervilla an der Rückseite der Pasinger Fabrik nicht. Das Wohnhaus, das sich der Fabrikant Franz Ritter im Jahr 1900 am Wensauerplatz errichten ließ, ist so marode, dass das Baureferat seine Sanierung für unwirtschaftlich hält. Was sind das also für Arbeiten, die seit geraumer Zeit an der Villa stattfinden? Und steht das Gebäude leer? Ein Blick auf das Klingelschild verrät: Dort wohnt jemand, ein Mieter. Für ihn, erklärt SPD-Stadträtin

Constanze Söllner-Schaar, werde das alte Haus soweit unterhalten, dass weder er noch Passanten am Wensauerplatz, noch die Mitarbeiter der nahe gelegenen Pasinger Fabrik und Besucher der Kinder-und Jugendwerkstatt zu Schaden kommen.

Söllner-Schaar aber wünscht sich eine andere neue Nutzung für das Gebäude. Gemeinsam mit ihren Stadtratskollegen Christian Müller (SPD) sowie Heike Kainz und Marian Offman (CSU) hat sie deswegen nun einen Antrag gestellt: Das Sozialreferat solle prüfen, ob die Räume der Hausmeistervilla für weitere Angebote der Pasinger Fabrik für Kinder und Familien genutzt werden könnte. Dazu müsste sie entsprechend umgestaltet werden. Die Stadträte denken an eine Kindertagespflege mit einem Stützpunkt sowie den Ausbau der Familienbildung. In der Pasinger Fabrik gebe es viele Angebote verschiedener Träger, doch sei die Raumsituation im Kultur- und Bürgerzentrum mittlerweile reichlich beengt.

Die Hausmeistervilla, Teil des Anlagevermögens des Kulturreferats, beschäftigt den Stadt schon seit Jahren. Es gibt gleich ein ganzes Bündel an Problemen: Baurechtlich ist dort ausschließlich Wohnnutzung zugelassen. Für alle anderen Nutzungen bedarf es eines Antrags auf Nutzungsänderung. Der Hausmeister der Ritterwerke wohnt schon seit den Achtziger Jahren nicht mehr dort, denn damals zog die Firma nach Gröbenzell um. Das Erdgeschoss nutzten Einrichtungen des Kulturzentrums als Lager. Im Obergeschoss aber wohnt ein langjähriger Mieter, der laut Stadt nicht bereit ist auszuziehen, obwohl man ihm in der Vergangenheit mehrere höherwertige Ersatzwohnungen angeboten habe, die er stets ausschlug. Eine Kündigung aber sei nur bei nachweisbarem Eigenbedarf möglich. Das wiederum setze eine bauliche Untersuchung voraus.

Schon vor sechs Jahren hat sich die Stadt mit dem Thema auseinandergesetzt, das Kulturreferat ließ umfangreiche Mängeluntersuchung erstellen: Eine Kinderkrippe oder Kindertagesstätte im Erdgeschoss unterzubringen, wo es neben einer Küche drei Räume mit je 16 bis 22 Quadratmetern gibt, hielt die Stadt aus Sicht des Jahres 2010 für ausgeschlossen. Eine jugendpädagogische Nutzung erschien der Prüfstelle hingegen möglich. Im Obergeschoss konnte man sich ein Atelier vorstellen, allerdings hatte man damals keine genaue Vorstellung vom Zustand der Etage, weil diese für eine Begehung nicht ohne weiteres zugänglich war. Die Prüfstelle verwies auf frühere Untersuchungen, als bereits erhebliche "bautechnische Mängel" festgestellt wurde, etwa eine völlig veraltete Elektroinstallation, überalterte und teilweise korrodierte Rohrleitungen, Probleme mit den Brandschutzbestimmungen, eine unzeitgemäße Heizungsanlage und erhebliche Schäden am Außenputz.

Damals mahnte man im Kulturreferat "zeitnahes Handeln" an, weil sich die Bausubstanz des mehr als hundert Jahre alten Baus zunehmend verschlechtere: Es sei schon allein wegen der Unterhaltskosten notwendig, möglichst schnell eine sinnvolle Nutzung für die Hausmeistervilla zu finden.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: