Süddeutsche Zeitung

Pasing:Hassliebe zu Wien

Die Pasinger Fabrik widmet der Donaustadt ein Festival

"Wean, du bist a Taschenfeitl" schrammelten 1970 heurigsüß Helmut Qualtinger und André Heller. Zwei Künstler, welche die Wiener Spießbürgerlichkeiten bis aufs Taschenmesser bekämpften. "Man kann es in Wien nicht aushalten, und woanders auch nicht", fasste Qualtinger ihre Hassliebe zusammen. Die alte Stadt an der Donau frisst und verdaut ihre Kinder. "Wien ist anders" ist der Titel eines Festivals in der Pasinger Fabrik vom 12. Mai bis 19. Juni. Und es hört sich einmal mehr nach einem trotzigen Versuch an, ihm zu entkommen, diesem bösen, schönen Klischee. "Wien ist anders", dieser Slogan einer schon etwas in die Jahre gekommenen Kampagne des Stadtmarketings, ist eine Steilvorlage für Künstler, sich daran zu reiben, mit einer Kunstausstellung, mit Musik und Theater. Die drei Kuratoren Elmar Zorn, Markus Kupferblum und Thomas Linsmayer wollen also Wien anders, aber bitt'schön, wirklich anders präsentieren.

In der Ausstellung - Vernissage ist am Mittwoch, 11. Mai, 19 Uhr - präsentiert Elmar Zorn zeitgenössische bildende Künstler aus Wien. Unter ihnen ist Joanna Gleich, in Oberschlesien/Polen geboren, kam sie 1979 nach Wien, studierte an der Universität Philologie und im Anschluss Malerei an der Akademie der Bildenden Künste. Drago Prelog wiederum hat von Ende der 1950er-Jahre an die Entwicklung der Wiener Avantgarde mitgestaltet. Er stammt aus Südslowenien und wurde mit seiner "Gemalten Biographie" bekannt. Weitere Künstler sind E. Taghe alias Erich Brauner und Herwig Kienzl.

Das Musik- und Performance-Programm des Wien-Festivals konfrontiert das Publikum mit einer eigenen Form des Wienliedes von Stefan Sterzinger, am Donnerstag, 12. Mai, 20 Uhr, in der Galerie 1. Oder mit einer "kafkaesken Szenenfolge über die österreichische Wirklichkeit" im Film am Sonntag, 15. Mai, 20 Uhr, auf der Kleinen Bühne. Nicht fehlen darf Dada: Am Freitag, 10. Juni, 20 Uhr, liefern die "Schlüterwerke" dazu dadasophische Ehrerbietung an Raoul Hausmann. Näheres zum Programm des Wienfestivals unter www.pasinger-fabrik.com.

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Quelle:
SZ vom 07.05.2016 / czg
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