Pasing:Grüne Mitte, klar definiert

Der Wensauerplatz in Pasing soll von Autos befreit werden und wieder eine markante Rolle spielen

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Der Wensauerplatz in der Pasinger Villenkolonie I ist heute nicht viel mehr als ein etwas ausgedehntes Straßenbegleitgrün, das zu einem Park-and-Ride-Areal verkommen ist. Man könnte ihn auch als einen Grünstreifen zwischen zwei ziemlich schmalen Straßen mit mickrigen Gehwegen bezeichnen. An jeder der Straßen wird beidseitig geparkt, denn schließlich sind der Pasinger Bahnhof und die Pasinger Fabrik in unmittelbarer Nähe. Dann gibt es auf dem Wensauerplatz noch ein paar Bänke, auf denen jedoch kaum jemand Platz nimmt, weshalb dort noch nicht einmal die Mülleimer je voll sind. Einziger Lichtblick sind die Bäume, die diese langgestreckte Ödnis links und rechts säumen.

Kolonie-Bewohner wie Stadtteilpolitiker empfinden die Situation dort schon seit Jahren als Ärgernis, zumal der Wensauerplatz in der Geschichte des Viertels einst eine markante Rolle spielte. Almuth David, Mitglied der Initiative Exter-Kolonie I, erinnerte daran unlängst bei den Bürgerversammlungen in Pasing und Obermenzing, als sie ihre Anträge zum Wensauerplatz vortrug. Der Kolonie-Architekt August Exter habe die Fläche vor 125 Jahren als zentralen Marktplatz seines Villenquartiers konzipiert. An diese Tradition solle man anknüpfen, meinte David. Sie fordert eine Umgestaltung des Wensauerplatzes. Auch die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing hatte in der April-Sitzung einen Antrag eingebracht, der in eine ähnliche Richtung zielt. Wichtiger erster Schritt aus Sicht der Politiker wie der Kolonie-Bürger: Man muss das Parkproblem endlich anpacken. Die Stadt soll nun entsprechende Maßnahmen prüfen.

Wensauerplatz Pasing

Der Wensauerplatz nördlich des Pasinger Bahnhofs ist heute nicht mehr als ein breiter Grünstreifen zwischen zugeparkten Straßen.

(Foto: privat)

Ein möglicher Ansatz wäre laut SPD, das Parken auf den Gehwegen an der Süd- und Nordseite des Wensauerplatzes einzudämmen. Viele Autofahrer ignorierten dort die weiße Markierung. "Die Schulkinder, die dort unterwegs sind, müssen sich an der Mauer entlangschlängeln", kritisiert Christian Müller, SPD. Mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Rollatoren sei dort ebenfalls kaum ein Durchkommen. Die SPD regt an, ersatzweise verschränkte Parkbuchten auf beiden Seiten des Platzes einzurichten, dadurch würden die Autofahrer gezwungen, langsamer und vorsichtiger unterwegs zu sein. Mit diesem Vorschlag reagierte die Fraktion darauf, dass ihr Antrag vom Februar dieses Jahres, das Gehwegparken am Wensauerplatz ersatzlos abzuschaffen, bei Stimmenpatt durchgefallen war. Die Christsozialen hatten diesen Vorschlag abgelehnt mit dem Hinweis, dadurch würden nicht nur die Gehwege breiter, sondern auch die Straßen und damit ein entsprechend noch attraktiverer Schleichweg für die Autofahrer. Der Durchgangsverkehr zwischen August-Exter- und Theodor-Storm-Straße via Wensauerplatz sei sowieso schon zu einer enormen Belastung für die Anwohner geworden. Die SPD will diesem Effekt nun vorbeugen: Mit den verschränkten Parkbuchen abwechselnd auf der rechten oder der linken Straßenseite, die sowohl durch Markierungen als auch durch Pflanztröge am jeweiligen Anfang beziehungsweise Ende einer Parkbucht gekennzeichnet werden. Auch wenn ihr Antrag in der April-Sitzung nun durchging, blieben Bedenken seitens der CSU nicht aus: "Damit wird das Parken in die Wohngebiete verlagert", sagte Roland Schichtel. Sven Wackermann regte an, die verschränkten Buchten für ein Jahr auf Probe einzurichten, um herauszufinden, ob sich der Effekt auch wirklich einstellt.

Almuth David war im Namen der Initiative Exter-Kolonie I bei den beiden Bürgerversammlungen mit ihren Anträgen, die nun ebenfalls von der Stadt behandelt werden müssen, noch weitergegangen: "Autos gehören auf die Straße", lautet ihre Forderung, weshalb die Parkmarkierungen auf den Gehwegen komplett entfernt werden müssten. Künftig sollte das Parken nur noch auf den Straßenseiten entlang der Häuser erlaubt sein, nicht entlang des grünen Angers. Dadurch ergebe sich dort ein Platzgewinn von je einem Meter, der als grüner Schutzstreifen den Bäumen vorgelagert werden soll.

Schulweg Wensauerplatz Pasing

Die Gehwege rund um den Platz sind so schmal, dass mitunter kaum ein Durchkommen ist.

(Foto: privat)

Die beiden Fahrbahnen sollten auch weiterhin nicht breiter als 3,50 Meter sein. "Wir ziehen die Lösung des einseitigen Parkens dem SPD-Vorschlag vor, da sie August Exters Konzept für eine klar definierte grüne Mitte unterstreicht", so Almuth David. Und noch eine Anregung kommt von den Koloniebewohnern. Im gesamten Bereich, derzeit eine Tempo-30-Zone, solle künftig höchstens Tempo 20 erlaubt sein. Grundsätzlich hält es die Initiative für wichtig, dass die Umgestaltung des Wensauerplatzes zusammen mit dem seit langem versprochenen Verkehrskonzept Pasing-Nord behandelt wird. Das Areal rund um den Bismarck-Brunnen sollte in die Umgestaltung mit einbezogen werden.

Almuth David kündigte an, dass im Herbst das 125-jährige Bestehen der Kolonie gefeiert wird, und zwar mit einem Fest auf dem Wensauerplatz.

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