Pasing:"Eine Katastrophe für das Zentrum"

Pasing: Wo früher die "Pappschachtel" stand, ist jetzt eine große Baustelle.

Wo früher die "Pappschachtel" stand, ist jetzt eine große Baustelle.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die CSU schlägt Alarm, weil der Neubau am Marienplatz statt ursprünglich 174 nur noch 51 Stellplätze haben soll. Sie befürchtet verstopfte Straßen und fordert vor der Baugenehmigung eine Einwohnerversammlung

Von Andrea Schlaier, Pasing

Es schüttet wie aus Kübeln, aber das ist an diesem Vormittag nicht der Grund, weshalb die CSU-Vertreter aus dem Bezirksausschuss (BA) Pasing-Obermenzing prophezeien: Der Pasinger Marienplatz droht unterzugehen. Nicht im Regen werde er ersaufen, sondern im Verkehr. Und zwar dann, wenn das neue Geschäftshaus an der südwestlichen Flanke des Platzes an den Start geht. In den Komplex an der Ecke Bodensee-/Planegger Straße sollen nicht nur Lebensmittelmarkt, Drogerie, Bio-Markt und Gastronomie einziehen, sondern auch ein Hotel mit 101 Zimmern und 19 Appartements.

In dem Neubau, der als städtebaulicher Magnet gepriesen wird, stünden "nur" 51 Stellplätze statt der einst geplanten 174 zur Verfügung. Dazu der stellvertretende Pasinger CSU-Vorsitzende Sven Wackermann: "Eine Katastrophe für das Pasinger Zentrum." Verstopfte Straßen am gerade verkehrsberuhigten Marienplatz. Um einen Notruf abzusetzen, hat Wackermann zusammen mit Mitstreitern zur Pressekonferenz am Rande der Baustelle geladen. Die Zeit dränge, weil die Baugenehmigung kurz bevorstehe. Im jetzigen Stadium, einem "Geschäft der laufenden Verwaltung", könne der Stadtrat nicht mehr intervenieren, betont die Gruppe im Regen.

Als möglichen Hebel macht man jetzt Volkes Stimme aus, eine Einwohnerversammlung soll angesetzt werden. Das hat der Bezirksausschuss schon beantragt. Davon hält auch Johann Sauerer, CSU-Stadtrat aus dem Münchner Westen, einiges. "Überrascht war ich, als ich gehört habe, dass der Eigentümer im Ausschreibungs-Wettbewerb für das Geschäftshaus nur noch 50 Stellplätze als Vorgabe verlangte", sagt Sauerer. Investor ist Martin Bucher, der mit seiner Bucher Properties GmbH bereits einige prominente Grundstücke in der Stadt entwickelt hat. Der Bezirksausschuss jedenfalls hatte einstimmig Veto gegen die nur 51 Stellplätze eingelegt. "Im Stadtrat sahen das viele Kollegen auch so", berichtet Sauerer. Doch während der Sommerferien, so seine Vermutung, "ist irgendwas passiert". In einer nichtöffentlichen Sitzung habe es auf einmal von Seiten der Verwaltung geheißen: "Das reicht schon, die Leute steigen sowieso um auf öffentliche Verkehrsmittel." Das sei eine "bodenlose Dummheit". Maria Osterhuber-Völkl (CSU), stellvertretende BA-Vorsitzende, resümiert: "Das hier ist ein Jahrhundertbauwerk, das den Pasinger Marienplatz prägt wie der Kaufhof den Marienplatz." Sei die Baugenehmigung einmal durch, lasse sich am Stellplatzschlüssel nichts mehr machen. BA-Mitglied Winfried Kaum (CSU) zimmert daraus die Parole: "Keine Baugenehmigung ohne Einwohnerversammlung!" Ein Sprecher des Planungsreferates will sich darauf nicht einlassen: Im Moment könne nicht gesagt werden, ob man eine Versammlung noch abwarten könne. Das Baugenehmigungsverfahren befinde sich in den letzten Zügen, und für ein Treffen der Pasinger Bürger liege noch kein Termin vor.

Die SPD im Viertel hält das Vorpreschen der CSU-Kollegen für "unseriös". Prinzipiell, erklärt der SPD-Stadtrat und BA-Vize Christian Müller, habe man nichts gegen eine Informationsveranstaltung. Damit erwecke man allerdings den Eindruck, dass noch Grundlegendes geändert werden könne. Fraktionssprecherin Constanze Söllner-Schaar nimmt ohnedies eine andere Perspektive ein: "Es geht nicht an, dass auf der einen Seite der Verkehr verringert werden soll und möglichst viele Menschen mit dem ÖPNV, zu Fuß oder mit dem Rad zum Magneten kommen sollen und auf der anderen Seite Stellplätze gefordert werden."

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